Zuletzt aktualisiert am 3. Februar 2025
Großbritannien ist eines meiner absoluten Lieblingsländer für Reisen und Outdoor-Touren aller Art. Ich liebe die rauen Landschaften, die umso herzlicheren Menschen mit ihrem ganz eigenen Humor, die Tatsache, dass man zu so gut wie jeder Mahlzeit Pommes bestellen kann, ohne komisch angesehen zu werden, die morgendliche Portion Baked Beans, von der man den ganzen Tag zehren kann und nicht zuletzt auch diese ganz besondere Outdoor-Kultur, die man in jedem Winkel der Insel spüren kann.
Wandern, das wird im britischen Englisch meist einfach als walking bezeichnet (im Gegensatz zu hiking). Walking – einfach nur gehen eben. Das natürlichste der Welt, ganz unaufgeregt und unspektakulär. So wie es die Briten am liebsten mögen. Dabei sind viele dieser „Walks“ auf der Insel alles andere als unspektakulär!
Ich stelle in diesem Artikel ein paar der schönsten und lohnenswertesten Weitwanderungen und Fernwanderwege in Großbritannien vor. Viele davon bin ich bereits selbst komplett oder in Teilen gewandert oder kenne zumindest die Gegenden, durch die sie führen, gut. Damit du möglichst einfach die für dich passende Tour heraussuchen kannst, habe ich die Routen in drei Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Neben den wichtigsten Infos und kurzen Beschreibungen zu jeder Wanderroute findest du immer auch Links zu Webseiten, Büchern und teils Reiseberichten für weitere Infos.
Werbehinweis: Dieser Artikel enthält Werbung für meinen Kooperationspartner Komoot und Affiliate Links (*). Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst du hier nachlesen.
Fernwanderwege in Großbritannien für Anfänger
„Für Anfänger“ bedeutet natürlich nicht, dass du die folgenden Wanderrouten ohne jegliche Wandererfahrung wandern solltest! Als erste Mehrtagestour eignen sie sich aber durchaus. Was sie alle gemeinsam haben: eher einfache und gut ausgeschilderte Wege, klare und gute Infrastruktur, wenige oder keine allzu langen Etappen und nicht zu viele Höhenmeter oder andere Herausforderungen.
South Downs Way – auf alten Wegen durch den South Downs Nationalpark
Der South Downs Way ist einer der britischen National Trails und durchquert die South Downs, eine hügelige Kreidelandschaft im Süden Englands. Er beginnt im Inland und endet am Meer. So richtig wild wird es unterwegs zwar nie, und doch schleicht sich zwischendurch dieses Gefühl ein, was ich schon oft beim Wandern in Großbritannien erlebt habe: ganz nah an allem dran und gleichzeitig ganz weit von allem entfernt zu sein.
Eine Besonderheit des South Downs Way ist zweifelsohne seine praktische Lage, denn von London aus ist der Weg in rund einer Stunde zu erreichen. Auch das Wetter ist im Südosten der Insel oft vergleichsweise gut, sodass man höhere Chancen auf Sonnenstunden (oder zumindest regenfreie Stunden – wir wollen ja nicht direkt übertreiben) hat. Zudem handelt es sich beim South Downs Way um einen sogenannten Bridleway (Reitweg), was bedeutet, dass er Weg auch von Reitern genutzt wird bzw. werden kann und auch als Radtour machbar ist.
Länge / Höhenmeter: 160 Kilometer / rund 3.800 Höhenmeter
Etappen: Die meisten Wanderer erwandern die komplette Route in 8 bis 9 Tagen.
Start / Ziel: Der South Downs Way durchquert gleichnamigen Nationalpark von Winchester in der Grafschaft Hampshire bis zum Seebad Eastbourne in East Sussex.
Unterkünfte und Verpflegung: Es gibt relativ viele Unterkunftsmöglichkeiten entlang der Route. In manchen Gegenden ist Vorbuchen ggf. sinnvoll.
Gepäcktransport möglich: ja, z.B. South Downs Bag Transfers
Route: South Downs Way auf Komoot
Weitere Infos: South Downs Way auf der National Trails Webseite; Reisebericht zum South Downs Way (Gastartikel); South Downs Way Wanderführer*


Cotswolds Way – England wie im Bilderbuch
Wer England von seiner vielleicht idyllischsten Seite kennenlernen möchte, sollte in die Cotswolds im Südwesten reisen. Hier gibt es grüne Hügellandschaften und malerische Dörfchen en masse, frei von den Einflüssen großer Industrie, dafür mit jeder Menge ländlichem Charme. Der Cotswolds Way durchquert diese „area of outstanding beauty“ der Länge nach und ist die zweifelsfrei beste Möglichkeit, diese Gegend zu erkunden. Dank seiner Kürze und guten Infrastruktur ist der Cotswolds Way definitiv anfängertauglich, auch wenn man sich von der scheinbar harmlosen Landschaft nicht täuschen lassen darf: Man begegnet beim Wandern durchaus einigen steileren (wenn auch nie sonderlich langen) Anstiegen.
Länge / Höhenmeter: 164 Kilometer / ca. 3.500 Höhenmeter
Etappen: Offiziell ist der Weg in 7 Etappen aufgeteilt.
Start / Ziel: Der Cotswolds Way startet im kulturell spannenden und pittoresken Kleinstadt Bath (nahe Bristol) und endet in Chipping Campden am nördlichen Ende der Cotswolds.
Unterkünfte und Verpflegung: Es gibt genügend Unterkunfts- und Einkehrmöglichkeiten entlang der Route, allerdings sind die Cotswolds gerade im Sommer ein beliebtes Reise- und Ausflugsziel für Touristen und Einheimische gleichermaßen, daher kann Vorbuchen sinnvoll sein.
Gepäcktransport möglich: ja, zum Beispiel über Sherpavan
Route: zum GPX-Track
Weitere Infos: Cotswolds Way auf der National Trails Webseite; Cotswolds Way Wanderführer*


Thames Path – entlang der Themse von der Quelle bis nach London
Der Thames Path beginnt ebenfalls in den Cotswolds, denn dort liegt der Ursprung der Themse, die anschließend gen Osten über Oxford, Reading und London bis in den Ärmelkanal fließt. Die Wanderroute folgt ihrem Lauf bis nach London und legt dabei rund 300 Kilometer zurück. Es liegt in der Natur der Sache, dass dieser Weg auf großen Teilen weder besonders wild noch einsam ist. Zwischen den ländlicheren und naturnahen Flussabschnitten gibt es viel Urbanes, und für manche Wanderer ist genau das das Spannende an dieser Route. Und mitzuverfolgen, wie sich die Themse langsam von einem Rinnsal auf grünen Wiesen in eine geschäftige Lebensader Englands verwandelt, muss zweifelsohne eine beeindruckende Erfahrung sein. Zudem hat der Thames Path den Vorteil, dass er wirklich sehr einfach zu gehen ist, da es kaum Höhenunterschiede und unbefestigte Wege gibt. Und die Infrastruktur ist natürlich ganz hervorragend, weshalb man in der Etappenplanung sehr flexibel ist und auch gut nur Teilabschnitte mit Hilfe von öffentlichen Verkehrsmitteln gehen kann.
Länge / Höhenmeter: 298 Kilometer / so gut wie keine Höhenmeter
Etappen: Offiziell ist der Weg in 7 Etappen aufgeteilt.
Start / Ziel: Der Thames Way beginnt am Thames Head in Gloucestershire und endend an der Thames Barrier in Woolwich / London.
Unterkünfte und Verpflegung: Die Logistik ist auf dem Thames Path unproblematisch.
Gepäcktransport möglich: ja, zum Beispiel über Walk the Thames
Route: zum Thames Path auf Komoot
Weitere Infos: Thames Path auf der National Trails Webseite; Thames Path Wanderführer*


West Highland Way – WAnder-Klassiker in Schottland
Der West Highland Way hat schon vielen Menschen als Einstieg ins Fernwandern und Zelt-Trekking gedient. Dabei gibt es durchaus einige Herausforderungen, die auf der beliebten Route zu bewältigen sind: allen voran natürlich das schottische Wetter, das hier in den westlichen Highlands zu Höchstform auflaufen kann. Dafür ist man auf dem West Highland Way nie allein unterwegs, was von einigen bestimmt als Nachteil empfunden wird, gerade für Beginner aber natürlich auch ein großer Vorteil ist. Zudem gibt es mehr als genug Informationen und Erfahrungsberichte rund um die Route sowie eine gut etablierte Infrastruktur. Stellenweise können Möglichkeiten für Übernachtung und Verpflegung etwas rar sein, weshalb man vor allem in der Hauptsaison vorausplanen sollte. Landschaftlich gesehen findet man auf dem West Highland Way jedenfalls einige der schönsten Anblicke in ganz Schottland: allen voran das malerische und gleichzeitig raue Glen Coe sowie Loch Lomond, der größten See Schottlands.
Länge / Höhenmeter: 154 Kilometer / ca. 4.000 Höhenmeter
Etappen: Offiziell ist der Weg in 8 Etappen aufgeteilt.
Start / Ziel: Der West Highland Way startet in Milngavie bei Glasgow und endet in Fort William, sowas wie dem touristischen Zentrum der Highlands am Fuße von Ben Nevis (= höchster Berg Großbritanniens).
Unterkünfte und Verpflegung: Wer kein Zelt dabei hat, sollte Unterkünfte aufgrund der Popularität des WHW möglichst vorbuchen. Das gilt besonders auch für einsamere Gegenden wie Glen Coe. Zelten ist in Schottland grundsätzlich erlaubt, hier gilt es aber die Einschränkungen im Gebiet von Loch Lomond zu beachten.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Travel Lite UK.
Route: zur kompletten Route auf Komoot
Weitere Infos: offizielle Webseite des West Highland Way; West Highland Way Wanderführer*


Great Glen Way – Auf Nessies Spuren
Nicht nur wegen der Sage rund um Seeungeheuer Nessie umgibt die schottischen Lochs eine ganz besondere und irgendwie geheimnisvolle Aura. Wohl jeder, der schon einmal früh morgens am Ufer eines solchen Sees stand und über die nebelüberzogene, tiefdunkle Wasseroberfläche geblickt hat, hat sie gespürt. Auf einer Wanderung auf dem Great Glen Way kann man diese tiefe Ruhe und entspannende Wirkung, die von den schottischen Lochs und Kanälen ausgeht, ausgiebig genießen. Und wird nebenbei mit wunderschönen Ausblicken und Ausflügen in die schottische Kultur und Geschichte für die Anstrengung belohnt.
Der Great Glen Way ist bestimmt nicht der anspruchsvollste, spannendste oder abwechslungsreichste Fernwanderweg in Schottland und im Internet findet man diverse Erfahrungsberichte, die ihre Enttäuschung über den Weg zum Ausdruck bringen. Und ja, wer das große Abenteuer, körperliche Herausforderung oder ganz viel unberührte Natur sucht, ist hier definitiv fehl am Platz. Wer allerdings einfach mal ein paar Tage draußen abschalten, ungestört einen Fuß vor der anderen setzen und dabei schottische Luft und Geschichte atmen möchte, für den ist der Great Glen Way eine tolle Möglichkeit. Er lässt sich übrigens auch perfekt mit dem West Highland Way verbinden (der in Fort William endet) oder dank relativ einfacher Logistik in eine Rundreise durch das Land integrieren.
Länge / Höhenmeter: 125 Kilometer / ca. 1.900 Höhenmeter
Etappen: Der Great Glen Way lässt sich gut in 6 Etappen wandern.
Start / Ziel: Die Route verbindet die Städte Fort William und Inverness in den schottischen Highland.
Unterkünfte und Verpflegung: Entlang der Lochs und Kanäle stößt man regelmäßig auf Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Loch Ness Travel.
Route: zur kompletten Route auf Komoot
Weitere Infos: Great Glen Way auf der Webseite der Scotland’s Great Trails und bei Walkhighlands; mein Blogartikel zum Great Glen Way; Wanderführer zum Great Glen Way*


Hadrian’s Wall Path – immer entlang des römischen Grenzwalls
Hadrian’s Wall ist die wohl berühmteste Grenzbefestigung des römischen Reiches und eines der am besten erhaltenen Überbleibsel aus dieser Zeit. So richtig verlaufen kann man sich auf dem Hadrian’s Wall Path also nicht, auch wenn die Mauer selbst nur noch auf einigen Teilabschnitten wirklich gut sichtbar ist. Erbaut wurde die Wallanlage übrigens von Ost nach West, und klassischerweise wandert man auch in diese Richtung. Unterwegs kann man immer wieder tiefer in die Geschichte aus dieser Zeit eintauchen, denn einige Museen und restaurierte Festungsanlagen liegen auf der Strecke. Und auch landschaftlich hat die Wanderung einiges zu bieten – von den Küstenregionen zu Beginn und Ende der Weitwanderroute über raues Moorland bis hin zu grünen Hügeln.
Länge / Höhenmeter: rund 135 Kilometer / 1.500 Höhenmeter
Etappen: Es bietet sich an, den Weg in 6 Etappen zu wandern.
Start / Ziel: Hadrian’s Wall und damit auch diese Route erstrecken sich von Wallsend in Newcastle upon Tyne an der Ostküste bis nach Bowness-on-Solway bei Carlisle im Westen.
Unterkünfte und Verpflegung: Ein wenig Vorausplanung ist notwendig, da der Hadrian’s Wall Path durchaus auch durch dünner besiedeltes Gebiet führt.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Hadrian’s Hall.
Route: zur kompletten Route auf Komoot
Weitere Infos: Hadrian’s Wall Path auf der Webseite der National Trails; Wanderführer zum Hadrian’s Wall Path*


John Muir Way – auf den Spuren des Legendären Naturschützers durch Zentralschottland
Während viele den Naturalisten, Schriftsteller, Erfinder (…) John Muir wohl vor allem mit dem Naturschutz und den Nationalparks der USA verbinden, kommt dieser eigentlich ursprünglich aus Schottland. Und neben dem John Muir Trail im amerikanischen Yosemite-Nationalpark ist auch die schottische Variante, der John Muir Way, zu seinen Ehren benannt worden. Sie wurde erst 2014 zu Muir 100. Geburtstag ins Leben gerufen, ist also einer der neueren offiziellen Weitwanderwege in Großbritannien. Die abwechslungsreiche Route verbindet die Ostküste mit der Westküste Zentralschottlands, führt vom Geburtsort Muir (Dunbar) bis nach Helensburgh an der Westküste, wo er in jungen Jahren gemeinsam mit seinem Vater das Schiff Richtung Amerika bestiegen hat. Es handelt sich um eine eher zivilisationsnahe Tour, die zwar einige landschaftliche Highlights wie Loch Lomond bereithält, aber auch viele historische und kulturelle Einblicke bietet – nicht zuletzt führt die Route mitten durch die tolle Stadt Edinburgh. Die Route lässt sich übrigens auch gut mit dem Fahrrad bereisen!
Länge / Höhenmeter: ca. 215 Kilometer / 2.000 Höhenmeter
Etappen: Der John Muir Way ist offiziell in 10 Etappen eingeteilt, kann durch die einfache Wegführung aber auch gut in etwas weniger Etappen gegangen werden.
Start / Ziel: Die Route verbindet Helensburgh an der Westküste (Nähe Glasgow) mit Dunbar an der Ostküste.
Unterkünfte und Verpflegung: Die Logistik auf dem John Muir Way ist recht einfach.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Highland Transfers.
Route: John Muir Way Wander-Collection auf Komoot
Weitere Infos: Webseite zum John Muir Way; John Muir Way auf der Scotland’s Great Trails Webseite


Fernwanderwege in Großbritannien für Fortgeschrittene
Wenn du schon die ein oder andere (kleinere) Mehrtagestour hinter dir hast, sollten die folgenden Tourenvorschläge kein (größeres) Problem für dich darstellen. Je nach Route und Routenabschnitt musst du dich hier im Gegensatz zu den einfachen Touren aber auch auf unmarkierte Wege, teils längere Etappen und / oder etwas unwegsameres Gelände einstellen.
South West Coast Path – Küstenwandern par excellence
Der rund 1.000 Kilometer lange South West Coast Path ist einer meiner absoluten Lieblingsfernwanderwege. Er führt immer an der Süd- und Südwestküste Englands entlang und durch einige der schönsten und eindrucksvollsten Landschaften, die die Insel zu bieten hat. Der Weg führt oft über Pfade der früheren Küstenwache und daher möglichst nah an der Küstenlinie entlang. Breite Sandstrände, dramatische Klippenformationen, grünes Farmland und urige Fischerörtchen sind nur ein paar der vielen Dinge, die eine Wanderung auf dem South West Coast Path so toll machen. Kondition muss man für diesen Weg allerdings mitbringen, denn dieser gleicht oft einer Achterbahn.
Spätestens seit Der Salzpfad*, dem Bestseller von Raynor Winn, ist der SWCP sicherlich kein Geheimtipp mehr. Aber auf so einer langen Strecke ist schon reichlich viel Platz für Wanderer, und gerade auch in der Nebensaison hat man die Wellen und den Wind dort oft nach wie vor ganz für sich allein.
Länge / Höhenmeter: rund 1.000 Kilometer / mind. 20.000 Höhenmeter
Etappen: Für die gesamte Route benötigt man natürlich mehrere Wochen, zumal dann auch der ein oder andere Pausen- und Ausflugstag nicht fehlen darf. Natürlich kann man aber gut auch nur Teilabschnitte des Weges wandern. Grundsätzlich ist man oft einigermaßen flexibel, was die Etappenplanung angeht.
Start / Ziel: Der Küstenpfad führt von Minehead in Somerset entlang der Küsten von Devon und Cornwall bis nach South Haven Point in Dorset.
Unterkünfte und Verpflegung: Generell kann man sagen, dass die Logistik auf dem SWCP nicht übermäßig schwer ist. Manche Gegenden können vor allem zur Urlaubszeit aber sehr ausgebucht sein, in anderen wiederum gibt es nicht so viele Optionen. Oft hat man aber auch die Möglichkeit, dank der guten Bus-Infrastruktur auf Alternativen auszuweichen.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Luggage Transfers.
Route: zur kompletten Route auf Komoot
Weitere Infos: offizielle (und sehr gute) Webseite des South West Coast Path; zu meinem Blogartikel mit vielen Tipps und Infos zum Wandern auf dem South West Coast Path; mein Reisebericht zu einer einwöchigen Wanderung entlang der Jurassic Coast; deutschsprachiger Wanderführer zum South West Coast Path*


Coast to Coast – einmal quer durch England
Die Coast to Coast-Wanderroute in Nordengland wurde bereits im Jahr 1973 vom legendären britischen Wander-Pionier A.W. Wainwright ins Leben gerufen bzw. in einem Wanderführer beschrieben und ist seitdem eine der populärsten Wanderungen auf der Insel. Sie führt auf ihrem Weg von einer Küste zur anderen durch drei Nationalparks: den Lake District, die Yorkshire Dales und die North York Moors. Wer die typisch englischen Gebirgslandschaften mit ihren kargen Moorlandschaften und weitläufigen Schafsweiden liebt, kommt auf dieser Tour voll auf seine Kosten. Bisher war die Coast to Coast-Tour keine offiziell ausgeschilderte Wanderroute, das wird sich 2026 aber ändern: Dann wird die Route nämlich in die Riege der englischen National Trails mit aufgenommen und erhält so entsprechende Beschilderung, Ausbau- und Instandhaltungsmaßnahmen u.ä.
Länge / Höhenmeter: rund 300 Kilometer / ca. 7.000 Höhenmeter
Etappen: Die meisten Coast to Coast-Wanderer benötigen ca. 13 Wanderetappen für die gesamte Strecke.
Start / Ziel: Die Coast to Coast-Route verbindet Robin Hood’s Bay in North Yorkshire an der Ostküste mit St. Bees in Cumbria an der Westküste.
Unterkünfte und Verpflegung: Coast to Coast ist eine beliebte Wanderroute, die zudem mit dem Lake District auch durch eine beliebte Touristenregion führt. Vorbuchen sei daher im Allgemeinen empfohlen.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Sherpa Van.
Route: zur kompletten Route auf Komoot
Weitere Infos: ausführliche Website zu Coast to Coast; Coast to Coast auf der National Trails Webseite; Coast to Coast Wanderführer*


Offa’s Dyke Path – die englisch-walisische Grenzwanderung
Offa’s Dyke ist ein historischer Grenzwall aus dem frühen Mittelalter, der als Grenzanlage zwischen dem angelsächsischen Königreich Mercia und den keltischen Fürstentümern im heutigen Wales errichtet wurde. Er ist eines der umfangreichsten und am besten erhaltenen Bauwerke aus dieser Zeit in Westeuropa. Der Offa’s Dyke Path, der grob Grenzlinie zwischen dem heutigen England und Wales folgt, ist wohl einer der weniger begangenen Fernwanderwege in Großbritannien. Und ja, er ist vielleicht nicht ganz so spektakulär wie manch anderer – meiner Meinung nach aber durchaus sehr lohnenswert. Auf dem Offa’s Dyke Path begegenet man abwechslungsreichen Landschaften von schroffem Bergland (wie den Black Mountains) bis hin zu lieblichem Farmland, urigen Orten und Städtchen (wie zum Beispiel Hay-on-Wye) und natürlich zahlreichen Ruinen (wie die von Tintern Abbey), Festungen und anderen historischen Bauwerken und Sehenswürdigkeiten. Ich bin den Offa’s Dyke Path damals im Rahmen meiner dreimonatigen Weitwanderung durch Großbritannien komplett gewandert und würde es jederzeit nochmal tun.
Länge / Höhenmeter: ca. 290 Kilometer / 8.000 Höhenmeter
Etappen: Für den Offa’s Dyke Path sollte man in etwa 12 bis 14 Wandertage einplanen.
Start / Ziel: Von Sedbury an der Mündung des Severn führt der Weg immer an der englisch-walisischen Grenzen entlang nach Norden bis in die Küstenstadt Prestatyn.
Unterkünfte und Verpflegung: Die Infrastruktur entlang es Offa’s Dyke Path ist im Allgemeinen recht gut und die Gegenden selten überlaufen.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Walk Lite Baggage Transfers.
Route: zur kompletten Route auf Komoot
Weitere Infos: Offa’s Dyke Path auf der National Trails Webseite; deutschsprachiger Wanderführer zum Offa’s Dyke Path*


Cumbria Way – Durchquerung des Lake District
Der Lake District ist mit das Schönste, was England zu bieten hat: tiefe Seen, hohe und schroffe Berge, einsame Täler und traditionelle Ortschaften. Kein Wunder, dass dieser größte Nationalpark Englands, der mit Scafell Pike auch den höchsten Berg Englands beherbergt, besonders viele Wanderer, Bergsteiger und Naturliebhaber anzieht! In Großbritannien sind die Lakes längst kein Geheimnis, unter ausländischen Touristen ist die Region hingegen nicht ganz so bekannt. Und das gilt auch für den Cumbria Way, der den Lake District der Länge nach durchquert. Dabei erklimmt er zwar einige Gipfel, führt vor allem aber auch durch die langgezogenen Täler und ist somit eine der insgesamt weniger anspruchsvollen Mehrtagestouren im Lake District.
Länge / Höhenmeter: ca. 113 Kilometer / 8.000 Höhenmeter
Etappen: Den Cumbria Way wandern die meisten in 5 Etappen.
Start / Ziel: Der Cumbria Way führt von Ulverston unweit der Küstenlinie der Morecambe Bay bis in die Stadt Carlisle.
Unterkünfte und Verpflegung: Der Lake District ist ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel mit gleichzeitig beschränkten Kapazitäten. Wenn man etwas im Voraus bucht, sollte es aber kein Problem sein, passende Unterkünfte zu finden.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Coast to Coast Packhorse.
Route: zur kompletten Route auf Komoot
Weitere Infos: Webseite zum Cumbria Way; Wanderführer zum Cumbria Way*
Alternative: Ich habe vor einigen Jahren eine 8-tägige Rundwanderung im Lake District gemacht, die ebenfalls sehr empfehlenswert ist und teilweise auch dem Cumbria Way folgt.


Snowdonia Way – Durchquerung des Snowdonia Nationalparks
Wales hat nicht nur eine spektakuläre Küstenlinie (s. weiter unten) zu bieten, sondern auch eine ziemlich beeindruckende Bergwelt. Snowdonia, auf Walisisch Eryri, ist neben dem Lake District zweifelsohne einer der besten Orte für Bergtouren und Klettern in ganz Großbritannien. Und auf dem Snowdonia Way kann man diese Bergwelt auf einigermaßen einfachen Wegen durchwandern, denn die Hauptroute führt – ähnlich wie der Cumbria Way im Lake District – viel durch Täler statt über die Gipfel und Bergkämme. Wer die Schwierigkeit der Route erhöhen will, hat aber viele Möglichkeiten, Abstecher auf und über Gipfel einzuplanen, zum Beispiel auch auf Mount Snowdon, den höchsten Gipfel dieser Bergregion. Der unten verlinkte Wanderführer gibt auch einen Routenvorschlag für eine bergigere Route mit knapp 200 Kilometern und rund 8.500 Höhenmetern. Alternativ ist auch der Cambrian Way deutlich anspruchsvoller (s. weiter unten).
Länge / Höhenmeter: ca. 156 Kilometer / 3.800 Höhenmeter
Etappen: Den Cumbria Way wandern die meisten in 5 Etappen.
Start / Ziel: Der Snowdonia Way führt von Machynlleth im Süden nach Conwy im Norden des Nationalparks.
Unterkünfte und Verpflegung: Man sollte Verpflegung und Übernachtungen auf dem Snowdonia Way gut planen, da die Route viel durch einsame Gegenden führt.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Alpine Exploratory.
Route: auf Komoot findet man sowohl die originale Low-Level-Route als auch die Gebirgsvariante des Snowdonia Way
Weitere Infos: Infoseite zum Snowdonia Way; Snowdonia Way Wanderführer*


Anspruchsvolle Fernwanderungen in Großbritannien
Die folgenden Mehrtagestouren solltest du nur angehen, wenn du schon Erfahrung mit Weitwanderungen hast – idealerweise sogar in Großbritannien. Die Routen sind teils unmarkiert, die Wege zumindest auf manchen Abschnitten schlecht sichtbar (oder nicht existent), das Gelände herausfordernd und / oder die Infrastruktur mitunter dünn.
Pennine Way – der älteste Weitwanderweg Englands
Der Pennine Way führt durch das bergige Herz Nordenglands, ist der älteste offizielle Weitwanderweg Englands und einer meiner absoluten Herzenswege. Das liegt nicht nur an den mitunter beeindruckenden Landschaften, durch die der Pennine Way führt, sondern auch an dieser ganz besonderen Stimmung, die diesen Weg umgibt. Und ich finde es einfach immer wieder faszinierend, wie weit weg sich dort alles anfühlt, während größere Städte wie Manchester oder Newcastle doch manchmal nicht viel mehr als einen Steinwurf entfernt sind. Auf dem Weg von Edale nach Kirk Yetholm durchwandert man den rauen Peak District, die urigen Yorkshire Dales, die anspruchsvollen North Pennines, den einsamen Northumberland Nationalpark mit seinen sumpfigen Cheviot Hills – wobei eigentlich alle Adjektive auf all diese Gegenden zutreffen. Einige Highlights entlang des Weges sind Cross Fell (höchster Berg Englands außerhalb des Lake District), High Cup Nick (ein riesiges u-förmiges Gletschertal), Hadrian’s Wall (die wohl berühmteste Grenzbefestigung des römischen Reiches), Tan Hill (höchstgelegener Pub Englands), High Force (größter Wasserfall Englands) und Malham Cove (Kalkstein-Steilwand und zerklüftete Felsformationen).
Länge / Höhenmeter: ca. 430 Kilometer / 10.000 Höhenmeter
Etappen: Man sollte etwa 16 bis 19 Wandertage einplanen.
Start / Ziel: Der Pennine Way führt von Edale im Peak District (nahe Manchester) bis ins kleine Dorf Kirk Yetholm im äußersten Süden Schottlands.
Unterkünfte und Verpflegung: Die Infrastruktur auf dem Pennine Way ist mal mehr, mal weniger gut. Eine gute Planung hilft ungemein.
Gepäcktransport möglich: Ja, zum Beispiel über Pennine Way Big Transfer.
Route: zur kompletten Route auf Komoot
Weitere Infos: Pennine Way auf der National Trails Webseite; mein Artikel zum Pennine Way; Pennine Way Wanderführer*


Wales Coast Path – immer entlang der Küste von Wales
Der Wales Coast Path verläuft auf rund 1.400 Kilometern entlang der kompletten walisischen Küste und ist dem South West Coast Path (s. weiter oben) im Prinzip sehr ähnlich. Im Gegensatz zur vielerorts recht gut besuchten und touristisch erschlossenen Südküste geht es auf manchen Abschnitten des Wales Coast Path aber nochmal einen Tick einsamer und abgelegner zu. Auch das Wetter kann hier an der Westküste der Insel nochmal eine Nummer rauer ausfallen als im verhältnismäßig sonnigen Süden. Daher habe ich den Wales Coast Path den schweren Touren zugeordnet. Ein guter Einstieg ins Abenteuer Küstenwandern in Wales ist der Pembrokeshire Coast Path, ein rund 300 Kilometer langer, besonders schöner und gut ausgebauter Abschnitt des Wales Coast Path im Südwesten von Wales. Der Pembrokeshire-Abschnitt ist auch Teil der National Trails. Alles in allem sind wohl sowohl SWCP als auch WCP irgendwo zwischen „mittel“ und „schwer“ anzusiedeln, je nach begangenem Abschnitt und Wetterglück (bzw. -pech).
Länge / Höhenmeter: ca. 1.300 Kilometer / etwa 29.000 Höhenmeter
Etappen: Für die komplette Route sind circa zwei Monate notwendig.
Start / Ziel: Die offiziellen Start- und Endpunkte des Wales Coast Path sind in Chester im Norden und Chepstow im Süden, jeweils an der englisch-walisischen Grenze.
Unterkünfte und Verpflegung: Je nach Abschnitt kann die Verfügbarkeit von Unterkünften und Einkehrmöglichkeiten sehr unterschiedlich sein.
Gepäcktransport möglich: Ja, div. Anbieter (je nach Abschnitt).
Route: Pembrokeshire Coast Path (Teilabschnitt) auf Komoot; interaktive Karte der Gesamtroute; Wales Coast Path Wanderführer*
Weitere Infos: Webseite des Wales Coast Path


Cambrian Way – die wildeste Wanderung in Wales
Nicht zu verwechseln mit dem Cumbria Way (s. weiter oben), denn der Cambrian Way führt nicht nur durch den Snowdonia Nationalpark (und nicht durch den Lake District), sondern ist auch deutlich wilder und anspruchsvoller. Das trifft auch auf den Vergleich mit dem Snowdonia Way zu, der den Snowdonia Nationalpark ebenfalls durchquert. Der Cambrian Way geht dabei aber noch weiter und führt einmal komplett durch Wales, nimmt neben Snowdonia zum Beispiel auch die Breacon Bacons und die Black Mountains mit. Auf rund 470 Kilometern hält er sich dabei wann immer möglich an die Höhenlage der Berge, führt über Kämme und Gipfel, durch wildes und raues Terrain. Natürlich gibt es auch einfachere Abschnitte, aber alles in allem braucht man für diesen Weg ein gutes Gespür fürs Gelände (da unmarkiert), eine gute Fitness und idealerweise auch bereits etwas Erfahrung mit den britischen Bergen, die doch in vielerlei Hinsicht ihrer ganz eigenen Ansprüche an Wanderer stellen .
Länge / Höhenmeter: ca. 479 Kilometer / 22.600 Höhenmeter
Etappen: Für den Cambrian Way sollte man ca. 3 Wochen einplanen.
Start / Ziel: Der Cambrian Way verbindet die Stadt Cardiff an der Südküste mit Conwy an der Nordküste von Wales.
Unterkünfte und Verpflegung: Diese Weitwanderroute erfordert nicht zuletzt aufgrund seiner oft abgelegenen Wegführung eine gute Planung.
Gepäcktransport möglich: Wer einen Weg wie den Cambrian Way wandert, wird vermutlich keinen wollen. :)
Route: Cambrian Way auf Komoot; Wanderführer zum Cambrian Way*
Weitere Infos: Webseite des Cambrian Way


Cape Wrath Trail – Durchquerung der schottischen Highlands
Der Cape Wrath Trail gilt als eine der schwierigsten Wanderrouten in Großbritannien: für die teils weglosen Passagen, Flussquerungen, das uneberechenbare Wetter, die abgelegenen Gebiete und je nach Wetter den tiefen Matsch benötigt man nicht nur Trekking-Erfahrung, sondern auch gutes mentales Durchhaltevermögen. Man muss den schottischen Gegebenheiten schon einiges abgewinnen können, um eine Route wie den Cape Wrath Trail wirklich genießen zu können. Dann aber kann man kaum eine bessere Tour im Land wählen! Die Route ist grundsätzlich nur mit Trekking-Ausrüstung machbar, wenngleich es theoretisch möglich ist, die Route so zu planen, dass man jede Nacht ein festes Dach (Unterkünfte und Bothies = sehr rustikale, umbewirtschaftete Hütten) über dem Kopf hat. Und genau genommen gibt es gar nicht „die eine“ Route, sondern mehrere Varianten (die später bei Morvich dann alle aufeinander treffen).
Länge / Höhenmeter: ca. 380 Kilometer / 10.000 Höhenmeter (etwas abhängig davon, welche Routenvariante man genau nimmt)
Etappen: Für den Cape Wrath Trail benötigt man ca. 15 Tage.
Start / Ziel: Der Cape Wrath Trail führt von Fort William, der größten Stadt in den westlichen Highlands am Fuße von Ben Nevis (höchster Berg in Großbritannien) bis zum Cape Wrath, dem nordwestlichsten Punkt des britischen Festlandes.
Unterkünfte und Verpflegung: Vor einer Wanderung auf dem Cape Wrath Trail sollte man sich mit den Gegebenheiten entlang der Route bestens vertraut machen und lieber etwas konservativer planen. Unterkünfte sind oft nur vereinzelt verfügbar. Wenn man sich auf diese verlassen möchte, sollte man unbedingt im Voraus buchen.
Gepäcktransport möglich: nein
Route: Cape Wrath Trial bei Walk Highlands
Weitere Infos: Infoseite zum Cape Wrath Trail; Cape Wrath Trail Wanderführer*


Warst du schonmal zum Weitwandern in Großbritannien? Hast du eine Lieblingsroute? Ich freu mich auf deinen Kommentar!
2 Comments
Liebe Kathrin,
Deine Blogbeiträge sind so wunderbar inspirierend! Ich reise selbst leidenschaftlich gerne und mache auch mit Freude kurze Wanderungen, aber an Fernwanderungen habe ich mich bisher noch nicht herangetraut. Dieser Beitrag zu England hat mich besondern angesprochen, weil ich vor einigen Jahren selbst in Südengland war und dort einige ganz wundervolle Tagestouren z.B. in Exmoor oder Dartmoor gelaufen bin.
Danke dafür, dass du mir einige schöne Erinnerungen wieder vor Augen geführt hast. Vielleicht werde ich mit all deinen Tipps doch eines Tages mal den ersten von vielen Schritten einer Fernwanderung angehen ;)
Viele Grüße,
Sandra
Großbritannien ist auf jeden Fall ein tolles Land für den Einsteig ins Weiterwandern. :) Kann dir nur raten, es mal zu versuchen. Muss ja auch nicht direkt ne riesige Tour sein am Anfang!