1.500 km zu Fuß durch Großbritannien

1.500 Kilometer zu Fuß durch Großbritannien. Nur mein Zelt, mein Rucksack und ich. Von Land’s End im süd-westlichsten Winkel Großbritanniens bis nach Inverness, der Hauptstadt der schottischen Highlands. Drei Monate lang waren die britischen Fernwanderwege mein Zuhause. Und sie haben ihre Sache sehr, sehr gut gemacht.

Auf dieser Seite habe ich alle Infos zur Tour für Dich gesammelt. Wenn Du Fragen dazu hast, hinterlass mir gerne einen Kommentar am Ende des Artikels.

Der ursprüngliche Plan

Ursprünglich war mein Ziel noch einen Tick höher gesteckt: 2.000 Kilometer sollten es sein. Und das Ende sollte nicht Inverness, sondern John o’ Groats an der Nordküste Schottlands sein.

Der gängige Name, oder viel mehr die offizielle Abkürzung meines Vorhabens lautete LEJoG bzw. JoGLE – je nachdem, ob man die Insel von Süd nach Nord oder umgekehrt durchquert. Wobei diese Abkürzung eigentlich vor allem unter Zweirad-Fans bekannt ist, denn die Insel in ca. 10 – 14 Tagen der Länge nach zu durchfahren ist ein beliebtes Vorhaben unter Britischen Radsportlern.

Zu Fuß machen sich da schon deutlich weniger Menschen auf den Weg, und außerhalb der Grenzen des Königreiches ist diese Fernwanderung sowieso kaum noch bekannt. Was aber auch daran liegen mag, dass es gar nicht „die eine“ Route gibt. Wichtig ist nur die Durchquerung von Süd nach Nord komplett auf zwei Beinen bzw. zwei Rädern – wie man den Weg dazwischen gestaltet, bleibt einem selbst überlassen.

Mehr zu meiner ursprünglichen Route kannst Du in diesem Artikel nachlesen: Zu Fuß durch Großbritannien: Meine Route

… und dann kommt doch alles anders

Von dieser ursprünglichen Planung bin ich im Laufe meiner Wanderung hier und da abgewichen:

So habe ich zwei Mal für ein kurzes Stück den Zug genommen,  um weniger für Wanderer geeignete Passagen zu überbrücken. Konkret waren das der wenig charmante Teil rund um Bristol und die Wegstrecke zwischen dem Ende des Offa’s Dyke Path in Prestatyn und dem Start des Pennine Way in Edale. Der Grund hierfür war vor allem die Erfahrung, dass viele der sogenannten “Public Footpaths” jenseits der etablierten Fernwanderwege sehr stark zugewachsen waren, was den Wanderspaß doch ziemlich beeinträchtigte.

Und dann gab es da noch ein paar andere nervige Dinge, die sicher irgendwie ihren Teil zu meiner Entscheidung beigetragen haben. Nachlesen kann man das hier: Die Top 5 der nervigsten Dinge während meiner Wanderung durch Großbritannien

Dafür habe ich nicht wie in meiner ursprünglichen Route angedacht den Offa’s Dyke Path nach 3 Tagen verlassen, um nach schräg-oben Richtung Pennine Way zu wandern, sondern bin den gesamten Offa’s Dyke Path von Anfang bis Ende gelaufen. Dies trug dazu bei, dass meine kleinen Abstecher mit dem Zug letztendlich gar nicht so viel Unterschied gemacht haben, was meine gesamte Wegstrecke angeht.

Die zweite große Entscheidung während meiner Wanderung war, diese schon in Inverness und nicht erst in John o’ Groats zu beenden.Der Hintergrund hierfür war, dass es vom Ende des West Highland Way in Fort William eigentlich nur zwei Wegoptionen bis nach John o’ Groats gab: Eine sehr schöne, aber auch anspruchsvolle und anstrengende Variante quer durch die Highlands, oder eine Route weiter östlich entlang der Küste, welche verhältnismäßig viel Asphalt und deutlich weniger Ah- und Oh-Erlebnisse beinhaltet hätte.

In Fort William entschied ich mich ursprünglich dazu, der Route mitten durch die Highlands zu folgen. Ich organisierte spärlich gesäte Unterkünfte, packte und verschickte Essenspakete, malte Routen auf Karten… um dann nach einem Tag und 30 Kilometern weitestgehend weglosen Wanderns durch die highländische Wildnis festzustellen, dass das vielleicht doch nicht die allerbeste Idee gewesen war:

Die Route quer durch die Highlands war mir an diesem Punkt der Wanderung einfach zu anstrengend. Und die Alternative wäre mir zu langweilig gewesen. Also wieso noch bis nach John o‘ Groats gehen? John o‘ Groats war eigentlich sowieso noch nie mein Ziel gewesen. Mein Ziel war es gewesen, eine lange Wanderung zu machen. Grenzen zu überwinden. Großbritannien zu genießen. Einfach nur eine Zeit lang nichts anderes zu tun, als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und all das hatte ich nach 3 Monaten und 1.500 Kilometern wirklich mehr als ausgiebig gemacht. (…)

Den detaillierten Bericht zu dem Tag, an dem ich beschloss, meine Wanderung zu beenden, findest Du hier: Kekslos durch die Highlands oder: Der letzte Tag

Meine tatsächliche Route

Meine Route führte mich größtenteils über etablierte Fernwanderwege bis nach Inverness, darunter

  • ein großer Teil des South West Coast Path von Land’s End bis nach Barnstaple
  • der komplette Offa’s Dyke Path
  • der komplette Pennine Way (bis auf die letzten zwei Tagesetappen)
  • der komplette West Highland Way
  • der komplette Great Glen Way

Auf folgender Karte siehst Du die Route, die ich letztendlich gelaufen bin. Bitte beachte, dass die Wegmarkierungen nur ungefähre Positionen sind, um die Route grafisch zu veranschaulichen.

1.500 Kilometer durch Großbritannien – das Video

Auch wenn ich während meiner Wanderung hauptsächlich mit dem Wandern selbst beschäftigt war (Überraschung!!), habe ich es doch geschafft, hier und da meine den roten Aufnahmeknopf an meiner Kamera zu drücken. Und herausgekommen ist dabei dieses Video:

Häufig gestellte Fragen

Wieso wolltest Du so eine lange Wanderung machen?
Entgegen vieler Erwartungen bin ich weder vor irgendetwas geflüchtet noch hat mich die Suche nach dem Sinn des Lebens dazu bewegt, dieses Wanderung anzutreten. Das mag ja jetzt etwas unromantisch klingen, aber im Prinzip wollte ich einfach nur mal länger wandern. Eine Zeit lang nichts anderes zu tun haben, als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und ja, natürlich wollte ich mal ein bisschen den Kopf frei bekommen, an meine Grenzen gehen, eine längere Zeit lang mit mir allein sein. Aber hauptsächlich… ja, hauptsächlich wollte ich einfach nur wandern.

Warum hast Du Dich für diese Wanderungen und für Großbritannien entschieden?
Ich bin eher zufällig auf die Wanderung von Land’s End nach John o’ Groats gestoßen. Aber als ich sie dann gefunden hatte, war mir sofort klar, dass das und nichts anderes mein großes Projekt wird. Und dafür haben eine ganze Reihe von Dingen gesprochen:
– In Großbritannien gibt es viele wilde, unberührte Ecken, aber auch genügend Zivilisation, was die Planung und Logistik für meine erste Langzeitwanderung nicht zu kompliziert gemacht haben.
– Ich spreche die Sprache.
– Ich finde die Briten äußerst sympathisch.
– Es gibt eine gut etablierte Wanderkultur in Großbritannien und das bringt viele Vorteile von gut gepflegten Fernwanderwegen über Trockenräume in Hostels bis hin zu gutem Kartenmaterial.
– Wildzelten ist erlaubt (in Schottland) bzw. oftmals geduldet (in England und Wales), solange man sich an gewisse Regeln hält.

Mehr dazu kannst Du in diesem Artikel nachlesen: 10 Gründe, warum ich ausgerechnet durch Großbritannien wandern will

Wie hast Du die Wanderung geplant?
Bei der generellen Planung habe ich maßgeblich an dem Wanderführer The End to End Trail: A Long Distance Trail from Land’s End to John o’ Groats von dem Briten Andy Robinson orientiert. Das Buch enthält neben der detaillierten Routenbeschreibung auch Infos zu Unterkünften usw. Und auch, wenn das Buch schon von 2007 ist, hat es sich als äußerst nützlich erwiesen. Die Route von Andy Robinson hat mir gut gefallen, da sie eine gute Mischung zwischen schönen Wandererlebnissen und effizienter Routenführung darstellt. Komplettiert habe ich dieses Guidebook unterwegs mit Wanderführern zu den einzelnen Fernwanderwegen.

Dank diesen Büchern und der Tatsache, dass ein Großteil der Wanderung durch Gebiete führt, in denen regelmäßig Dinge wie Internetempfang, Supermärkte u.ä. zu finden sind, hielt sich der Planungsaufwand allgemein sehr in Grenzen. Der Großteil meiner Vorbereitungszeit ging für die Zusammenstellung meiner Packliste drauf.

Wie hast Du Dich körperlich  auf die Trekkingtour vorbereitet?
Ich habe ca. 5 Monate vor Start meiner Wanderung damit begonnen, mich gezielt darauf vorzubereiten. Dabei war mein Ziel weniger, super stark oder super ausdauernd zu werden (das passiert während der Tour ja sowieso ganz allein), sondern viel mehr darauf, eine gute und starke Basis aufzubauen und dadurch das Risiko für Verletzungen und Überbelastungen möglichst zu minimieren.

Die liebe Kathi von Guad Vibes hat mir dafür mehrere, auf einander aufbauende Trainingspläne zusammengestellt, die genau auf dieses Ziel ausgelegt waren. Mit diesen habe ich drei Mal die Woche für ca. 45-60 Minuten trainiert. Neben allgemeiner Kräftigung der gesamten Muskulatur lag natürlich ein großer Fokus auf den Füßen. Meine liebsten Übungen für fitte Wanderfüße findest Du übrigens in diesem Artikel!

Zudem habe ich versucht, mich beim Wandern am Wochenende mehr auf die Strecke und weniger auf die Höhenmeter zu konzentrieren – mehr Altmühltal, weniger Berge! Ja, und manchmal, da bin ich auch einfach die Isar hoch und runter gelaufen. Inklusive Rucksack mit Wasserflaschen gefüllt auf dem Rücken. Längere Trekkingtouren habe ich zur Vorbereitung nicht gemacht, und auch meine längeren Tageswanderungen, von denen ich eigentlich viel mehr machen wollte, haben sich deutlich in Grenzen gehalten.

Welche Ausrüstung hattest Du dabei?
Meine detaillierte Packliste zur Tour findest Du hier! Mit der war ich übrigens alles in alles auch sehr zufrieden und würde beim nächsten Mal höchstens Kleinigkeiten anders machen.

Wie schwer war Dein Rucksack?
Mein Rucksack hat ohne Essen und Wasser rund 12 Kilo gewogen, mit Proviant durchschnittlich 14-15 Kilo. Dabei waren allein 3 Kilo des Gewichts aber allein Technik, da ich zum Beispiel ein Surface mit mir getragen habe. In der Packliste zur Tour findest Du alle Gewichtsangaben.

Hast Du die ganze Zeit im Zelt geschlafen?
In meinem Zelt habe ich ca. 50% der Nächte geschlafen – teils wild, teils auf Campingplätzen. Den Rest habe ich in Hostels, B&Bs und Hotels verbracht. Ursprünglich hatte ich ja mal vor, deutlich mehr im Zelt zu schlafen, aber… nunja. Wie das eben so ist nach einem langen Wandertag…

Hattest Du manchmal Heimweh oder warst einsam?
Es gab wirklich erstaunlich wenig Momente, in denen ich mich einsam gefühlt habe oder Heimweh hatte. Und das war hauptsächlich in den ersten Tagen und kurz nachdem mich mein Freund nach 2 Monaten für ein paar Tage besucht hat. Ich hätte da doch mit etwas mehr gerechnet. Ich erklär mir das vor allem durch drei Dinge: Zum einen ist alles insgesamt ziemlich gut gelaufen und es gab wenig richtig blöde Situationen, in denen man dann ja dann doch sehr viel mehr zu Heimweh neigt. Zudem sind die Briten einfach ein freundliches und offenes Völkchen, sodass so mancher Einkauf im Supermarkt inklusive kurzem Plausch mit der Kassiererin schon gereicht habt, um sämtliche Anflüge von Einsamkeit zu vertreiben. Und drittens: Es gab einfach vielerorts echt guten Handyempfang, so dass ich so fast jeden Tag die Möglichkeit hatte, meine Erlebnisse mit meinem Freund, meiner Familie oder natürlich auch mit meinen Followern auf Facebook, Instagram & Co. zu teilen – all die guten und natürlich auch die schlechten.

Hattest Du manchmal Angst so ganz allein?
An die Sache mit dem alleine zelten war ich zum Glück ja schon gewöhnt, das hat mir nichts mehr ausgemacht. (Während meiner ersten Wildzeltnacht damals sah das ja noch ein bisschen anders aus!) Aber auch sonst gab es tatsächlich keine einzige Situation, in der ich mich irgendwie unwohl gefühlt hätte. Naja, gut… abgesehen von diesen manchmal für meinen Geschmack etwas zu aufdringlichen Kühen!

Hat es viel geregnet?
Irgendwie meine Lieblingsfrage! Weil ich sie mit ‘nein’ beantworten und dann die ungläubigen Blicke genießen kann. Tatsächlich hatte ich während der ganzen drei Monate kaum Regen. Die ersten zwei Wochen auf dem South West Coast Path waren sowieso unschlagbar. Aber auch danach hatte ich einfach SO viel Glück mit dem Wetter! Klar gab es zwischendurch mal den ein oder anderen Regenschauer und ohne Nebel und Wind geht ja sowieso nichts beim Wandern in Großbritannien. Aber diese Tage hielten sich echt in Grenzen und in den ersten zwei Monaten gab es tatsächlich keinen einzigen Tag, an dem es mal so richtig durchgeregnet hätte! Selbst an dem einen Tag auf dem Pennine Way, an dem es galt, Cross Fell zu überschreiten – den höchsten Berg der Pennines, der mir durchschnittlich ca. 300 Regentagen für sein schlechtes Wetter berühmt ist – wusste ich vor lauter Sonne und Weitsicht gar nicht mehr wohin mit mir.

Dafür bin ich dem Wettergott wirklich ziemlich dankbar, denn auch wenn das Wetter in Großbritannien längst nicht so schlecht ist wie sein Ruf, hätte das auch ganz anders laufen können.

Bist Du zwischendurch krank geworden oder hast Dich verletzt?
Sehr wenig und niemals ernsthaft! Nach den ersten paar Tagen der Wanderung habe ich etwas Probleme mit den Füßen bekommen, sodass ich meinen ersten Pausentag zwei Tage früher als geplant einschieben musste. Ich glaube, das war letztendlich einfach meine Schuld, weil ich in den ersten Tagen einfach ein bisschen übermotiviert war und trotz besseren Wissens zu wenig Pausen eingelegt habe. Nach dem Pausentag habe ich das schlagartig geändert und sehr regelmäßige Pausen (spätestens alle zwei Stundne) inklusive Schuhe ausziehen, barfuß durch Sand oder Gras laufen und viel Dehnen eingelegt. Nach ca. einer Woche hatte ich dann keinerlei Probleme mehr.

Ansonsten war ich nur einmal ein bisschen erkältet, weshalb ich drei Pausentage eingelegt habe. Danach war die Erkältung Schnee von gestern. Und gegen Ende der Wanderung begann diese eine Stelle unter meinem linken Schulterblatt, mich zunehmend zu piesacken. Das ging dann bis zum Schluss auch nicht mehr weg bzw. wurde mit der Zeit auch mehr, war aber erträglich und trat nur auf, nachdem ich den Rucksack längere Zeit getragen hatte.

Hat Dir das britische Essen geschmeckt?
Für Langstreckenwanderer ist Großbritannien auch in kulinarischer Hinsicht ein ziemlich gut geeignetes Land. Vor allem das berühmt-berüchtigte English Breakfast ist für lange Wandertage einfach nur perfekt. Viel Eiweiß für die Muskeln, ordentlich Kohlenhydrate für die Energie und jede Menge fett, damit man nicht friert! ;-) Wenn ich so ein Frühstück hatte, hab ich den restlichen Tag über eigentlich gar nicht mehr so viel gebraucht. Und übrigens: Auch Vegetarier (so wie ich es bin) kommen da in den Genuss, denn viele Unterkünfte haben sogar vegetarische Würstchen als Alternative angeboten! Und ansonsten bleiben ja immer noch Baked Beans, Toast, gegrillte Pilze und Tomaten, Hashbrowns (sowas wie Kartoffelrösti) und ggf. Eier. Dazu ein Müsli und ein paar Grapefruits aus der Dose und Du fliegst die Berge hoch, ich versprech’s Dir!!

Aber auch jenseits des Frühstücks war das Essen oft einfach nur wie gemacht für mich! Wie gut ich mich noch an diese eine Gemüselasagne mit Pommes erinnere. Oder an das Avocadosandwich mit Pommes. Oder an die Pizza Margharita mit Pommes. Oder… Die Frage ist, ob ich ohne Pommes überhaupt so lange durchgehalten hätte?

Neben all den Pommes hab ich aber auch darauf geachtet, möglichst viel “echte” und gesunde Nahrung zuzuführen. Da ich regelmäßig an irgendwelchen Einkaufsmöglichkeiten vorbei kam, war das dann auch gar nicht so schwer.

Gab es Dinge, die Dir an der Wanderung nicht so gut gefallen haben?
Gab es! Aber nur sehr wenige. Die Pole Position belegen hier auf jeden Fall aufdringliche Kühe, die an manchen Tagen echt einen großen Stressfaktor darstellten. Auch wenn sie mich letztendlich dann immer nur doof angeguckt haben. Aber dieser eine Tag, an dem eine Kuhherde mit teils sehr langen und spitzen Hörnern beschloss, mein Zelt zu inspizieren (ich konnte vorher noch Reißaus nehmen), der sitzt mir schon nach wie vor noch ganz schön in den Knochen. (Die ganze Geschichte und ein paar andere Dinge, die mir an manchen Tagen das Leben schwer gemacht haben, gibt’s hier zum nachlesen.)

Wie konntest Du Dir das leisten, so lange weg zu sein (finanziell und auch zeitlich)?
Zeitlich ging das, weil ich tatsächlich meinen Job für diese Wanderung gekündigt habe. Wobei die Wanderung auch nicht der einzige Grund dafür war, denn es war einfach an der Zeit und ich wollte es endlich mal mit der Selbstständigkeit versuchen. Es hat also alles einfach perfekt zusammengepasst.

Auch die finanzielle Seite war kein allzu großes Problem, da es mir durch meine Vollzeit-Festanstellung in einem ganz gut bezahlten Job und dank relativ geringer Fixkosten möglich war, monatlich etwa 1.000 Euro zur Seite zu legen.

Was hat das alles gekostet?
Alles in allem habe ich für die Wanderung etwa 5.000 Euro ausgegeben. Abzüglich Flügen und Fixkosten macht das in etwa 47 Euro pro Tag. Grundsätzlich muss man dazu sagen, dass ich die Wanderung im Vorhinein finanziell sehr großzügig geplant habe und mit dem “Worst” Case gerechnet habe, sprich: Ich wollte die Freiheit und Gewissheit haben, dass ich mir theoretisch jeden Tag eine feste Unterkunft leisten konnte, wenn ich das denn wollen würde. Nicht weil ich die Wanderung sonst nicht gemacht hatte, sondern weil ich in diesem Moment einfach die Möglichkeit dazu hatte, das so zu machen.

Demenstprechend war ich dann weder sparsam noch verschwenderisch unterwegs. Wenn ich die Wahl hatte und alle äußeren Faktoren gepasst haben, habe ich mich immer für die günstigste Übernachtungsmöglichkeit entschieden. Wenn aber, so wie zum Beispiel an dem einen Tag auf dem West Highland Way, nur noch ein Zimmer im King’s House Hotel frei war, und wenn das dann eben ein 3-Bett-Zimmer für 130 Euro pro Nacht war, und wenn ich nun mal den ganzen Tag knapp 30 Kilometer durch Regen und Matsch gestapft war, und wenn ich deshalb einfach keine Lust hatte, mein Zelt im Regen neben einem Hotel aufzubauen, in dem noch ein Zimmer frei war, dann hab ich das einfach gebucht, ohne zu viel darüber nachzudenken. Und das habe ich sehr genossen.

Theoretisch hätte man diese Wanderung aber natürlich auch für viel weniger Geld machen können. Auch indem sich vielleicht im Supermarkt nicht alles kauft, worauf man gerade Lust hat. Oder den ein oder anderen Pub oder Café links liegen lässt. Es ist einfach alles eine Sache der Herangehensweise.

Hattest Du Sponsoren für die Wanderung?
Dank meinem Blog, den ich zum Start meiner Wanderung bereits seit knapp 3 Jahren hatte, hatte ich die Möglichkeit, ein paar Sponsoren für meine Wanderung zu gewinnen.  Das waren konkret
Visit Britain, für die ich einige Artikel über meine Wanderung geschrieben habe
Berghaus, die mir einen Teil meiner Ausrüstung zur Verfügung gestellt haben
WeSpot, die mich mit einem Notfall-GPS-Sender versorgt haben
– Big Sky, die mir mein Zelt zur Verfügung gestellt haben.
Den Großteil der Kosten für meine Wanderung und für meine Ausrüstung habe ich aber dennoch selbst getragen, um möglichst flexibel zu sein und möglichst wenig Verpflichtungen einzugehen.

Welcher Abschnitt hat Dir am besten gefallen?
Meine Favoriten der gesamten Wanderung waren auf jeden Fall der South West Coast Path und der Pennine Way. Beide waren sehr unterschiedlich, aber gleichermaßen großartig. Währen der SWCP einfach nur eine Bilderbuchwanderung ist und der ständige Blick aufs Meer schnell süchtig macht, ist der Pennine Way der Inbegriff der britischen Wanderkultur und so wunderbar wild.

Wie war es, nach so einer langen Wanderung wieder nach Hause zu kommen?
Die Rückkehr nach Hause war erstaunlich einfach und fast schon ein bisschen unspektakulär. Und das liegt wohl daran, dass sie einfach genau im richtigen Augenblick geschah. Weder hatte ich die Nase voll vom Wandern, noch hatte ich große Sehnsucht nach Zuhause. Es war zu diesem Zeitpunkt einfach alles ausgeglichen und in Balance, und so verlief dann auch meine Rückkehr. Und zudem wartete Zuhause ja ein neues Abenteuer auf mich, und zwar die Selbstständigkeit. Hinter mir und vor mir lagen also lauter Dinge, auf die ich stolz sein bzw. auf die ich mich freuen konnte.

Weiterführende Artikel

Packliste und Ausrüstung

Berichte zur Wanderung:

Allgemeine Infos zu den Wanderwegen:

Sonstiges:

(Weitere Artikel sind natürlich in Arbeit und werden ergänzt!)

4 Comments

  1. Wow, das hätte ich eher nicht geschafft aber meinen Respekt dafür das du es durchgezogen hast. Die kleineren Abweichungen vom eigentlichen Plan finde ich nur noch Sympathischer.

    Würdest du die Tour denn wieder machen wollen es also anderen Empfehlen oder würdest du etwas ändern?

  2. Impressive!
    Unsere längste Wanderung waren gerade einmal knappe 130 km am Dingle Way. Wenn ich dann lese, dass jemand 1.500 km wandert… uff, da kommt man sich dann schon etwas klein vor.

    Vor allem, wenn man sich über seinen “kleinen” Erfolg so gefreut hat.

    Wir haben leider keine drei Monate Zeit (das übliche Leid der Hamsterradbewohner), aber solch eine lange Wanderreise ist jetzt definitiv auf unserer Bucketlist!

  3. Toller Artikel! Meine längste Wanderung war 10 Tage 120km ohne Vorbereitung dieses Jahr und auch alleine. Ich wollte eigentlich doppelt so weit laufen,habe mich dann aber entschlossen auch mal an einem Ort 2 Tage zu bleiben und es zu genießen. Alleine Zelten würde ich auch so gerne machen, habe allerdings immer noch sehr viel Respekt davor. Alleine wandern und den ganzen Tag niemanden zu sehen oder auch abends alleine zu essen damit habe ich keine Probleme. Alleine verreisen auch nicht, aber alleine in der Wildniss zelten schon. Auf dem Campingplatz würde das auch gehen. Mal schauen, ob ich mich nächstes Jahr dazu überwinde.
    Vielen Dank für den inspirierenden Bericht. Es ist schön zu lesen, dass auch andere Frauen alleine reisen und wandern.
    Viele Grüße
    Jules
    von http://www.travelandliveabroad.com

  4. Werner Meier Reply

    Wow, mein grösster Respekt. Sie werden’s noch weit bringen… auch im wörtlichen Sinne ;-) Alles Gute !

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