Zuletzt aktualisiert am 26. Februar 2019

„In einem Moment wirst Du wie auf Wolken schweben, nur um Dich im nächsten Moment zu fragen, womit zum Henker Du dieses Martyrium nur verdient hast.“ Nachdem ich diesen Satz in einem schon sehr in die Jahre gekommenen Wanderbuch über den Pennine Way gelesen hatte, klappte ich es lieber schnell wieder zu. Ist ja auch egal, dachte ich mir. Augen zu und durch.

Wandern auf dem Pennine Way

Etwas anderes blieb mir aber auch nicht übrig, denn immerhin saß ich gerade schon in einem B&B in Edale, von wo aus ich am nächsten Tag meine rund 400 Kilometer lange Reise durch die wilde Mitte Englands starten wollte. Wie wild diese Mitte wirklich war, davon hatte ich natürlich schon reichlich gehört und gelesen. Aber so richtig vorstellen konnte ich es mir nicht.

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Heidekraut auf dem Pennine Way

Ja, dem Pennine Way eilt ein lauter Ruf voraus. Ist er doch, wenn auch durch die Popularität anderer Wege ein wenig überschattet, immerhin der älteste Fernwanderweg Großbritanniens. Und wohl immer noch derjenige, von dem es die meisten Geschichten gibt. Solch klingende Buchnamen wie „One Man and his Bog“ oder „A Pennine Way Odyssey“ lassen schon ahnen, womit man es als Wanderer auf diesem Weg so zu tun bekommt. Aber es gibt auch die anderen Stimmen. Die Lobeshymnen. Die Liebesgeschichten. Und meistens findet man überall von allem ein bisschen, ein wildes Gewühl aus Gefühlen und Gedanken und am Ende – ja, da überwiegt immer das Glück.

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Und während ich mir so meinen Weg bahnte – durch Sonne, durch Regen, durch Nebel, durch Sturm – da musste ich immerzu an diesen einen Satz denken. Und an all die anderen, in denen man kein „naja“, kein „so lala“, kein „passt schon“ lesen konnte, sondern immer nur von Emotionen an der Grenze der Skala. Und oh, wie recht all diese Leute hatten. Musste ich oft einfach nur nach unten sehen, zu meinen im Matsch versinkenden Schuhen, und eine Salve an Flüchen bahnte sich ihren Weg an die Oberfläche.

Und musste ich doch nur nach oben sehen – zu den wilden Bergen, den tiefblauen Seen, den endlosen Mooren – und den tiefsitzenden Drang unterdrücken, alles einzupacken, in eine große Schneekugel zu stecken und diese für den Rest meines Lebens anzustarren. Ohja, selbst ein Stück Teer auf dem Pennine Way vermag es, große Gefühle auszulösen! Und wenn es „nur“ das Gefühl unendlicher Dankbarkeit ist, endlich mal kurz einfach nur gehen zu können, ohne irgendwo einzusinken oder zu gucken, wo der nächste Stein ist, auf den man hüpfen könnte.

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Und dann stand ich plötzlich dort. Links von mir ein unscheinbarer Zaun, hinter dem sich Schottland befand. Rechts von mir einer der auf dem Pennine Way relativ spärlich gesähten Wegweiser. Er zeigte nach Westen, noch eine Tagesetappe war es von hier aus bis zum offiziellen Endpunkt in Kirk Yetholm. Ich aber musste jetzt nach Nordosten. Ich hielt inne, und was ich spüren werde, war mir vorher schon klar. Es war das Glück. Nicht, weil ich soeben den wohl wichtigsten Meilenstand meiner Wanderung von Land’s End nach John o’ Groats erreicht hatte. Nicht, weil ich am Ende einer großen Herausforderung stand, die ich gemeistert hatte. Sondern weil das eben einfach so ist, da draußen auf dem Pennine Way. Am Ende, da überwiegt immer das Glück.

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Über den Pennine Way

Der Pennine Way erstreckt sich auf 429 Kilometern von Edale in Derbyshire, England bis Kirk Yetholm kurz hinter der Grenze Schottlands. Er ist – nach dem South West Coast Path – der zweitlängste Fernwanderweg Großbritanniens und zudem der älteste. Der komplette Weg wurde 1965 fertiggestellt und als Vorbild diente seinen „Erfindern“ übrigens der Appalachian Trail in den USA. Der Pennine Way verläuft überwiegend durch sehr dünn besiedeltes Gebiet, es ist aber möglich, den Weg bei entsprechender Planung auch ohne Übernachtungen im Zelt zu laufen.

Die größte Schwierigkeit, mit der man sich konfrontiert sieht, ist wohl die Orientierung bei schlechter Sicht. Doch auch bei gutem Wetter kann man theoretisch leicht vom Weg abkommen, denn die Wegmarkierungen sind nicht besonders dicht gesetzt. Vor Wind und Regen hat man auf den ausgesetzten Berghängen wenig Schutz und bei anhaltendem Regen werden kleine Bäche schnell zu großen Flüssen, die einem den Weg versperren können. Und schlechtes Wetter kann es dort reichlich geben. Der nach Norden hin immer sumpfiger werdende Untergrund tut sein Übriges. Mit entsprechender Vorbereitung und einer großen Portion gesundem Menschenverstand kann man den Pennine Way aber sicherlich auch als Mensch ohne viel Trekkingerfahrung oder übermäßige Survivalskills guten Gewissens in Angriff nehmen, ohne 100 Punkte auf der Rangliste des Leichtsinns zu bekommen.


Ein detaillierter Erfahrungsbericht zu meiner Wanderung auf dem Pennine Way mit praktischen Tipps und so weiter und so fort folgt noch!

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Warst Du schon mal auf dem Pennine Way unterwegs? Oder kennst Du diese “großen Gefühle” gar von einer anderen Wanderung? Erzähl mir davon im Kommentarfeld!

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13 Comments

  1. Danke für diese Einführung! Freue mich schon auf den detaillierten Bericht. Ich war vor ein paar Wochen auch in England (in der Nähe der walisischen Grenze, von Ledbury bis Presteigne) und 1 Woche unterwegs, immer so 25 – 30 km am Tag. Zuerst der Schmerz in Füßen und sonstwo, aber dann ist es irgendwann irgendwie egal und man freut sich am nächsten Morgen immer, wieder loslaufen zu können, Regen, Gewitter, Hitze, alles spielt keine Rolle. Ist natürlich nicht vergleichbar mit der Riesenstrecke, die du zurück gelegt hast, aber ich habe einen kleinen Eindruck in diese spezielle Gefühlswelt bekommen, es war großartig.

  2. Eberhard Rapp Reply

    Die Bilder machen süchtig! Mehr!
    Das Glücksgefühl kann ich durchaus nachvollziehen. Ging mir so, als ich im September auf dem Gipfel des Mullaghmore im Burren/Irland stand – ganz unvermittelt, dunkle Regenwolken im Nacken, als ich dachte, es ginge noch endlos weiter den Berg hoch … Unbeschreiblich …

  3. Suederelben Reply

    Wunderbar, und dann die schönen Fotos dazu. Vielen Dank für den Bericht. Der macht wirklich große Lust darauf, wenigstens einen Teil der Gegend mal selbst zu erleben

  4. Danke für denText und vor allem Danke für die unglaublichen Bilder! Danke, Danke, Danke!

  5. Die Bilder sind wunderschön! Da bekomm ich sofort Fernweh nach England und auch noch Cornwall, wo ich damals ein wenig wandern war. Irgendwann werde ich dort wieder hinfahren und wieder wandern gehen! Hach…

  6. Hallo Kathrin, danke für die Hymne auf den PW. Er hat es mehr als verdient. Ich schwelge wieder in Erinnerungen. Ich habe es tatsächlich bis nach Land´s End geschafft. Insbesondere hat es mir aber der SWCP angetan (wie dir auch). Ganz liebe Grüße aus der Lüneburger Heide nach München. Rainer
    P.S. Keine Ahnung war das mit den SMSen nicht geklappt hat.

    • Fräulein Draußen Reply

      Wuhuu, herzlichen Glückwunsch!! :-) Super, dass Du es geschafft hast. Und toll, dass Dir der SWCP auch so gut gefallen hat. Ich bin gerade schon schwer am überlegen, ob ich nächstes Jahr nochmal den Teil westlich von Land’s End in Angriff nehmen soll. :-)

      Viele Grüße!

      • Danke, danke!
        Da haben wir fast die gleichen Überlegungen. Ich werde wohl zuerst den Teil von Barnstaple nach Minehead laufen (dann muss ich nochmal ins Exmoor, da habe ich noch eine Rechnung auf…hatte die 3 Tage fast nur Regen/Nebel) und im Laufe der nächsten Jahre (!!!) den SWCP vervollständigen. Man muss sich ja Ziele setzen.
        Grüße

  7. Das sieht richtig toll aus und klingt erst recht so! Auf IG habe ich deine Wanderung eh schon verfolgt. Nun bin ich auf weitere Blogposts gespannt :-)
    Liebe Grüße, Frauke

  8. Ihr Lieben Mitwander/Innen
    Wenn ihr hier alle so viel vom SWCP schwärmt und das zurecht, dann bitte bitte unbedingt auch mal den Pembrokeshire CoastPath in Erwägung ziehen. Der ist noch uriger und ursprünglicher, ohne etwas an den grandiosen Momenten der Südwestküste. Er,Ilsen zu lassen und auch ohne Kündigung in einem ganz normalen Sommerurlaub zu schaffen.
    Eure Britta

  9. Mein Herz hängt am Pennine Way.
    3 mal war ich mittlerweile auf dem Pennine Way unterwegs weil er mich magnetisch anzieht. 2x bis Hawes und einmal komplett.
    Warum schreibe ich das hier, die meisten werden wohl in den Frühlings bis Herbstmonaten unterwegs sein.
    Ich durfte den Pennine Way im Januar kennen lernen im Rahmen des „Spine Race“ event. Dieses Rennen führt den gesamten Pennine Way von Edal nach Kirk Jetholm, 430km in „7“ Tagen. Die Pennines im Winter ist ein sehr außergewöhnliches Erlebnis auch wenn man es nicht in einer Woche machen will sondern sich Zeit lassen möchte. Die Tage sind kurz man wird also auch als Wanderer einige Zeit im Dunklen unterwegs sein Mitte Januar sind es etwa 8 Stunden von Sonnenauf- zu Untergang. Das Wetter kann jeden Tag ein anderes sein Sturm, Wind, Schnee, Sonne, Kälte aber auch Gehen im T-Shirt sind möglich. Bis auf T-Shirt hatte ich alles in einer Woche erlebt. Wer Abenteuer, Einsamkeit und Herausforderung sucht und liebt dem kann ich den Pennine Way im Winter nur ans Herz legen. Doch ganz alleine ist man nie, man trifft auch gleichgesinnte. Einmal erlebt lässt einen der Pennine Way nicht mehr los, man will da immer wieder hin. Noch ein Wort zu nassen Füßen, diese sind obligatorisch. Also müssen es keine Gore Schuhe sein am besten kommt man mit leichten, atmungsaktiven Wander- oder besser Trail Running Schuhen mit sehr grobem Profil zurecht. Ich nutze seit Jahren INOV8 Schuhe (eine britische Marke für Britische Wegverhältnisse gemacht). Wer mag kann hohe Sealskinz Socken tragen. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass nasse Schuhe durch die, durch das Gehen warme Füße und die Pumpwirkung der Selben beim Gehen die Schuhe schnell trocknen lassen. Wer Blut gewittert hat kann sich in Youtube mit dem Suchbegriff „Spine Race“ die Winterbedingungen der Pennines in vielen Filmen ansehen. Das Wort Spine steht im Übrigen als Synonym für das Pennine Gebirge, welches das Rückgrat (Spine) Englands ist. Ich hoffe ich habe euch nicht damit gelangweilt.

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