Zuletzt aktualisiert am 12. September 2024

[enthält Werbung] I’m so glad I live in a world where there are Octobers. Ich bin so froh, dass ich in einer Welt lebe, in der es Oktober gibt. Dieses Zitat von der kanadischen Dichterin Lucy M. Montgomery würde ich ohne zu zögern unterschreiben. Und von mir aus könnte der Oktober ruhig noch ein paar Monate länger andauern, denn der Herbst ist meine absolute Lieblingsjahreszeit für so ziemlich alles. Und für das Wandern ganz besonders.

Das geschäftige Treiben des Sommers ist Geschichte, vielerorts zieht wieder etwas mehr Ruhe ein. Mensch, Tier und Natur bereiten sich gleichermaßen auf den Winter vor, sind währenddessen dankbar für jeden goldenen Herbsttag, und wenn es regnet und stürmt, dann gehört das eben auch dazu. Plagegeister wie Stechmücken und Bremsen sind verschwunden, schwüle Hitze kein Problem mehr, und dann ist da natürlich noch die Farbpalette des Herbstes, die mir persönlich deutlich besser gefällt als die der anderen Jahreszeiten. Zumal sie im Herbst oft in besonders wunderbares und mystisches Licht getaucht wird.

Leider liegt zwischen dem Moment, in dem die erste Kastanie in der Jackentasche landet und dem, in dem das  letzte Blatt vom Baum fällt, nicht allzu viel Zeit. Umso wichtiger, das Beste aus dieser Jahreszeit zu machen. Und wie ginge das besser als mit einer ausgedehnten Wanderung?

Theoretisch eigenen sich viele Mehrtagestouren und Fernwanderwege in Deutschland für den Zeitraum September bis November. Solange es nicht gerade um höhere Lagen in den Alpen geht, kann man fast jede Wanderung hierzulande ganzjährig begehen. Um die Auswahl etwas einzugrenzen, stelle ich hier vier mehrtägige Wandertouren vor, die ich selbst alle im Herbst unternommen habe und die zwar immer, zu dieser Jahreszeit aber ziemlich sicher ganz besonders schön sind.


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Urwaldsteig Edersee

Distanz: 68 km / 1.900 hm
Routenverlauf: einmal rund um den Edersee
Etappen: 3-6
Übernachten: Unterkünfte und einige Campingplätze entlang der Route; Wildcampen im Gebiet des Nationalparks nicht erlaubt
GPX: Urwaldsteig Edersee auf Komoot
Alternative: Kellerwaldsteig

Auf dem Urwaldsteig am Edersee war ich Mitte November unterwegs – fast schon eine Winterwanderung also, woran auch der morgendliche Frost keinen Zweifel lies. Und dennoch war der Herbst noch in all seiner Pracht zu spüren. Das lag auch daran, dass es hier und vor allem im Bereich des Nationalparks Kellerwald-Edersee so viele Laubbäume gibt wie kaum anderswo in Deutschland. Reine Buchenwälder, Eichen-Buchenwälder, Eichen-Buschwälder… Ein deutscher Wald, wie er eigentlich wäre. Ohne all die menschengemachten Monokulturen, die uns jetzt zu Zeiten des Klimawandels so sehr zum Verhängnis werden. Nicht zuletzt deswegen ist es wirklich eine wahre Wohltat, über die schmalen Pfade und Waldwege des Urwaldsteigs zu wandern. Und im Herbst ganz besonders, ringsum umgeben von buntem Laub, das in der Sonne leuchtet und unter den Wanderschuhen knistert und raschelt.

Der Name Urwaldsteig kommt übrigens nicht von ungefähr: Im Bereich des Nationalparks findet man auf einigen Flächen tatsächlich so etwas wie richtigen Urwald. Also Waldflächen, die nie von Menschen verändert wurden. Einer der in Naturschutzhinsicht wertvollsten Wälder Deutschlands. 2011 wurde der Kellerwald gemeinsam mit ein paar anderen alten und naturbelassenen Buchenwald-Flächen in Deutschland und in den Karparten zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt.

Diesen alten Baumriesen zu begegnen, durch ihre Wälder zu wandern, ist ein ganz besonderes Gefühl. Vor allem auch, wenn man dabei ganz allein unterwegs ist und in drei Tagen mehr Schwarzspechten als Menschen im Wald begegnet (wirklich so geschehen!).

Forststeig

Distanz: 105 km / 2.600 hm
Routenverlauf: Rundwanderung im linkselbischen Elbsandsteingebirge, teils auch auf tschechischer Seite
Etappen: 4-7
Übernachten: Biwakplätze und einige Trekkinghütten entlang der Route; alternativ auch mit Unterkünften / Campingplätzen möglich
GPX: Forststeig auf Komoot
Alternative: Malerweg

Ein bisschen traurig bin ich auch jetzt noch, rund ein Jahr später, dass ich meine ursprünglich fünftägige Wanderung auf dem Forststeig nach zweieinhalb Tagen abbrechen musste. Pünktlich zum Start der Wanderung hatte mich eine Erkältung ereilt, die durch die Anstrengung auf dem durchaus fordernden Weg und die Zeltübernachtungen von Temperaturen von knapp über null Grad nicht gerade besser wurde. So gern wär ich noch länger durch die Wunderwelten aus buntem Wald und Sandstein gewandert, die man entlang der deutsch-tschechischen Grenze findet. Aber immerhin: Die warme Herbstsonne gepaart mir kalter, klarer Herbstluft machte selbst meine kurze und leicht getrübte Zeit auf dem vielerorts ziemlich einsam und wild anmutenden Forststeig zu einem ziemlich perfekten Herbst-Wandertraum. Und die Panorama-Aussichten von Punkten wie dem Großen Zschirnstein oder dem Schneeberg waren auch mit Halsschmerzen ziemlich eindrucksvoll.

Ich habe gar keinen Zweifel daran, dass ich irgendwann noch die zweite Hälfte der Tour nachholen werde. Zumal entlang des Forststeigs etwas möglich ist, dass man in Deutschland nicht oft findet: Legales Zelten mitten im Wald, und zwar (ziemlich) spontan und ganz ohne Vorbuchen. Denn während Trekkingplätze in Deutschland in der Regel nur per Reservierung zugänglich sind, kann man auf den Plätzen entlang des Forststeigs auch spontan sein Zelt aufschlagen. Alles, was man braucht, ist ein gültiges Trekking-Ticket, dass man sich vor Ort für 10 Euro (pro Nacht) besorgen muss. Die Tickets sind dann übrigens auch für die Trekkinghütten nutzbar, von denen es ebenfalls ein paar entlang des Weges gibt.

Uckermärker Landrunde

Distanz: 152 km / quasi keine Höhenmeter
Route: Rundwanderung durch das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und den Naturpark Uckermärkische Seen
Etappen: ca. 9
Übernachten: Unterkünfte und Campingplätze entlang der Route (teils etwas spärlich); Wildcampen wird in Brandenburg außerhalb von Schutzgebieten und Privatflächen vergleichsweise locker gehandhabt
Tourbericht: 6 Tage auf der Uckermärker Landrunde
GPX: Uckermärker Landrunde auf Komoot
Alternative: Ruppiner-Land-Rundwanderweg, Märkischer Landweg

Meine erste große Weitwanderliebe in Deutschland: Die Uckermärker Landrunde in Brandenburg, die durch eine der am dünnsten besiedelten Regionen Deutschlands führt. Eine Tour voll unaufgeregter Schönheit und entschleunigender Ruhe. Und im Gegensatz zu den anderen, hier vorgestellten Touren, ohne nennenswerte Höhenmeter und damit ohne besondere Anforderungen an Fitness und Trittsicherheit.

Die Landrunde führt größtenteils über gemütliche Feldwege, einsame Waldwege und kleine Pflastersträßchen durch weite, leicht hügelige Landschaften und ausladende Wälder, vorbei an stillen Seen und durch verschlafene Dörfer. Vielerorts scheint die Zeit ein wenig stehengeblieben zu sein, und dieser Eindruck wird durch die herbstliche Ruhe nur noch verstärkt.

Das Tollste an einer Herbstwanderung auf der Uckermärker Landrunde ist dabei allerdings wohl die Tatsache, dass die Gegend bei Kranichen ziemlich beliebt ist. Rund um den Oktober sammeln sich die Zugvögel hier tagsüber auf den Feldern der Uckermark, um sich die Bäume mit dem vollzuschlagen, was die Erntemaschinen übrig gelassen haben. Und das Trompeten der Vögel ist der Soundtrack der Wanderung.


Über die Kraniche und die Uckermärker Landrunde berichte ich übrigens auch in meinem Buch Fräulein Draußen: Wie ich unterwegs das Große in den kleinen Dingen fand (Werbelink) etwas ausführlicher. Und darüber, wie ausgerechnet diese eher unscheinbare Tour meine Neugier aufs Wandern und Reisen in meinem Heimatland entfachte.


Albsteig Schwarzwald

Distanz: 83 km / 2.700 hm
Route: im südlichen Schwarzwald von Albbruck am Hochrhein bis zum Feldberg
Etappen: drei bis fünf
Übernachten: Trekking-Camps Südschwarzwald und / oder Unterkünfte
Tourbericht: Herbstwanderung auf dem Albsteig im Schwarzwald
GPX: Schwarzwälder Albsteig auf Komoot
Alternative: Schluchtensteig

Ganz im Süden des Schwarzwalds, nahe der Schweizer Grenze, beginnt der Albsteig, und ist somit nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Pendant in der Schwäbischen Alb. Von Albbruck im Rheintal führt die Route der Schwarzwälder Variante immer dem Lauf des Flüsschens Alb folgend bis an den Feldberg, seines Zeichens höchster Gipfel im Schwarzwald. Den Feldberg selbst besteigt man nicht (auch wenn man den bei der Wander-Routenplanung leicht ergänzen könnte), dafür aber immerhin den zweithöchsten Gipfel, das 1.415 Meter hohe Herzogenhorn. Den Weg dorthin säumen felsige Schluchten mit vielen Wasserfällen, tolle Aussichtspunkte über das herbstliche Meer aus Bäumen und kleine, idyllische Schwarzwalddörfer.

Besonders gut hat mir der südlichste Abschnitt des Weges gefallen. Das vielleicht etwas abgedroschene Wort “wildromantisch” trifft hier einfach voll ins Schwarze. Aber auch das Menzenschwander Tal und die Landschaft rund um den Feldberg zählten zu meinen Highlights.

Oft führt der Albsteig über kleine Pfade und Wege, wobei auch der ein oder andere Forstweg dabei ist. Manch Anstieg, mitunter auf steilerer Natur, ist ebenfalls zu bewältigen, ansonsten warten auf dem Albsteig aber keine größten Schwierigkeiten. Langweilig wird es dennoch nie, und unter allen hier vorgestellten Touren ist diese Route meiner Meinung nach die abwechslungsreichste.


Hast du noch weitere Wandertipps für den Herbst oder noch Fragen zu einer meiner Touren? Ich freu mich auf deinen Kommentar!

3 Comments

  1. Ich finde den Herbst auch wunderbar!
    Anders als im Sommer freut man sich über jeden Sonnentag und weiß ihn wirklich zu schätzen.
    Dazu die Farben in den Wäldern.

    Ab November fahre ich dann gerne in den Süden, um den Herbst noch ein bisschen zu verlängern. Montenegro oder so.

  2. Sehr schön – vielen Dank für Deine tollen Tipps zu den herbstlichen Wanderrouten. Den Urwaldsteig Edersee möchte ich auch mal angehen, weil der ursprüngliche Laubbaum-Wald mich total interessiert ( Peter Wohlleben und so …) ! Auch Dein Bericht zum Albsteig Schwarzwald macht mir Lust den mal zu erwandern. Ansonsten könnte ich noch den Schwarzatal Panoramaweg empfehlen – vor ein paar Jahren konnte ich diese Tour genießen.
    Herzliche Grüße

    • Fräulein Draußen Reply

      Hallo Peter, vielen Dank für den Tipp! Das Schwarzatal hab ich schon auf dem Radar – hoffe, ich schaffe es da bald mal hin. :) Viele Grüße!

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