Zuletzt aktualisiert am 17. Juni 2021
[enthält Werbung] Wie schön wäre eine Welt, in der man gänzlich unbesorgt durch Wiesen und Wälder streifen könnte, ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, was dort in den Gräsern und Büschen lauern könnte. Leider ist Wanderleben nicht (immer) ein Wunschkonzert, und Zecken in Europa und anderswo nicht zuletzt dank dem Klimawandel auf dem Vormarsch. Nun sind die kleinen, anhänglichen Tierchen zwar kein Grund zur Panik, aber sie können durchaus den ein oder anderen unschönen Krankheitserreger übertragen. Daher tut man gut daran, gut informiert und geschützt durchs Leben zu wandern.
In diesem Artikel findest Du meine gesammelten Tipps und Infos rund ums Thema Zecken – von ihrer Lebensweise über Gefahren durch Borreliose und FSME bis hin zu Vorsorgemaßnahmen und der richtigen Entfernung der Zecke nach dem Stich.
Werbung: Dieser Artikel entstand in bezahlter Zusammenarbeit mit Pfizer und enthält daher Werbung für diesen Kooperationspartner. Meine persönliche Meinung blieb davon unbeeinflusst. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst Du hier nachlesen.
Grundwissen Zecken – das solltest Du wissen
Arten und Lebensweise
Über 900 Zeckenarten gibt es weltweit. Wenn wir in Deutschland von Zecken reden, meinen wir in aller Regel jedoch den Gemeinen Holzbock, die mit Abstand häufigste Zeckenart in Deutschland, die auch für den Großteil der Zeckenstiche bei Menschen verantwortlich ist. Daneben gibt es einige weitere Arten, wie zum Beispiel die Braune Hundezecke, die Auwaldzecke oder die Igelzecke, die jedoch wesentlich seltener für Erkrankungen beim Menschen verantwortlich sind. Kürzlich war auch die Hylomma-Zecke groß in den Schlagzeilen, die 2018 vermutlich das erste Mal in Deutschland überwintern konnte und sehr vereinzelt nachgewiesen wurde. In wieweit sich diese Zeckenart in Deutschland dauerhaft ausbreiten kann, ist noch ungewiss. Mittlerweile ist allerdings in Deutschland erstmalig durch den Stich der Tropenzecke ein Krankheitserreger (Zecken-Fleckfieber) auf den Menschen übertragen worden.
Um sich vor Zecken und deren Krankheitserregern richtig schützen zu können, ist wichtig zu wissen, wie diese Tiere – und in unserem Fall insbesondere der Holzbock – leben. So hält sich das Gerücht, dass sich Zecken von Bäumen auf Menschen fallen lassen, immer noch hartnäckig, ist aber grundlegend falsch. Viel mehr sind sie in maximal 1,5 Metern Höhe in Wiesen, Gräsern und Büschen zu finden. Potenzielle Wirte nehmen sie durch das sogenannte Haller-Organ wahr, welches an den Vorderbeinen sitzt und sowohl chemische, thermische als auch physikalische Reize wahrnehmen kann – wie zum Beispiel Kohlendioxid, das bei der Atmung entsteht, die höhere Körpertemperatur eines Säugetiers (Menschen eingeschlossen) sowie Vibrationen, die bei der Fortbewegung aufkommen. Ist ein Wirt in der Nähe, hält sich die Zecke bereit und lässt sich einfach mitstreifen.
Beim Warten auf einen solchen Wirt kann die Zecke bis zu zwei Jahre ohne Nahrung überleben und ist, was viele nicht wissen, bereits ab einer Temperatur ab 7 Grad aktiv. Das bedeutet, dass man grundsätzlich auch im Winter von einer Zecke gestochen werden kann, wenngleich das Risiko deutlich geringer ist.
Hat die Zecke erfolgreich einen Wirt gefunden, macht sie sich sofort auf die Suche nach einer möglichen Einstichstelle, was bis zu mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann. Prinzipiell kann sie überall zu finden sein, allerdings bevorzugt sie vor allem weiche, gut durchblutete und dünne Hautstellen, wie zum Beispiel unter den Achseln oder hinter dem Ohr. Der Stich selbst ist nicht spürbar, denn die Zecke sondert nicht nur einen Blutgerinnungshemmer, sondern gleichzeitig auch ein schmerzstillendes Sekret ab. Anschließend beginnt sie mit dem Saugen des Blutes, was – wenn es nicht unterbrochen wird – mehrere Tage andauern kann. Ist die Zecke vollgesogen, lässt sie sich irgendwann von alleine abfallen.
Risiken und übertragene Krankheitserreger
Ein Zeckenstich wäre an sich ist nicht schmerzhaft und eigentlich nicht weiter schlimm, wären da nicht die Krankheiten, deren Erreger vom Gemeinen Holzbock übertragen werden können. Vor allem, wenn man wie beim Wandern viel Zeit in der Natur verbringt und damit einem noch höheren Risiko ausgesetzt ist, sollte man sich der Risiken und der Anzeichen für diese Krankheiten bewusst sein, damit man im Zweifelsfall möglichst schnell und angemessen reagieren kann. Grundsätzlich besteht aber natürlich überall Zecken- und damit Infektionsgefahr – auch im Biergarten oder am Badesee.
FSME
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz: FSME) ist eine Erkrankung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems und wird unmittelbar nach dem Stich von der Zecke übertragen, falls diese die Viren in sich trägt. Nach zunächst grippeähnlichen Symptomen kommt es bei circa der Hälfte der Betroffenen zu einer Entzündung der Hirnhaut, bei rund 40 Prozent zusätzlich zur Entzündung des Gehirns, teilweise mit schweren gesundheitliche Folgen mit dauerhaften Lähmungen, Schluck- und Sprechstörungen oder Atemschwäche. 2020 hat das Robert Koch-Institut (Quelle) für Deutschland 708 FSME-Fälle
gemeldet. Das ist der höchste Wert seit Einführung der FSME-Meldepflicht im
Jahr 2001.
FSME ist nicht mit Medikamenten heilbar, kann schwere Folgen haben und in manchen Fällen sogar lebensgefährlich sein. Auch wenn Zecken überall in Deutschland lauern, gibt es sogenannte FSME-Risikogebiete. Dazu gehören große Teile Baden-Württembergs, Bayerns sowie Teile Südhessens, Sachsens und Thüringens, in denen die Gefahr der Übertragung von FSME besonders hoch ist. Seit Februar 2019 gibt es mit dem Landkreis Emsland in Niedersachsen auch in Norddeutschland ein erstes Risikogebiet. Insgesamt gelten in Deutschland 169 Landkreise als FSME-Risikogebiete (Stand 2021). Aber auch außerhalb dieser gibt es Fälle von FSME, im Jahr 2020 insgesamt 20. Abgesehen von Europa kommt FSME übrigens außerdem in Russland und in Asien vor.
Wer beim Thema FSME auf Nummer sicher gehen möchte, sollte vorbeugen. Neben der richtigen Kleidung, dem Einsprühen mit Repellents und dem gründlichen Absuchen der Haut nach Zecken (mehr dazu im nächsten Abschnitt), kann man sich durch Impfen vor FSME schützen. Mit dem Aufbau dieses Impfschutzes kann jederzeit begonnen werden. Für einen mehrjährigen Impfschutz werden drei Impfungen in einem fest gelegten Zeitraum über mehrere Monate benötigt. Danach erfolgt eine regelmäßige Auffrischung. Steht die Zeckensaison unmittelbar bevor, kann auch kurzfristig ein Impfschutz für die aktuelle Saison aufgebaut werden. Lasse Dich dazu von Deinem Arzt beraten.
Borreliose
Borreliose, auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt, kann verschiedene Auswirkungen haben und unterschiedlich schwer verlaufen. Sie betrifft insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. In Deutschland schwankt die Verbreitung stark. Nach Untersuchungen in Deutschland und der Schweiz wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6% der Betroffenen eine Infektion mit Borrelien erkannt. Nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankte aber auch tatsächlich. (Quelle: Robert-Koch-Institut)
Die meisten Infektionen mit Borrelien verlaufen unbemerkt. Nur etwa jeder dritte bis vierte Infizierte entwickelt Beschwerden. Diese Symptome sind sehr unterschiedlich und können zu verschiedenen Zeitpunkten entweder einzeln oder kombiniert auftreten. Sie reichen von „einfachen“ Kopfschmerzen bis hin zu Lähmungen. Diese Faktoren führen dazu, dass Borreliose oft zu spät oder gar nicht diagnostiziert wird.
Ein typisches Zeichen, das bei der Mehrzahl der Borreliose-Fälle auftritt, ist allerdings die sogenannte Wanderröte: eine mindestens 5 cm große ringförmige Hautrötung, die in der Mitte in der Regel blasser ist als am Rand und sich über Tage langsam nach außen verbreitet.
Wichtig zu wissen ist, dass Du eine Zecke immer möglichst früh entfernen solltest. Denn die Bakterien befinden sich im Darm der Zecke und werden ab einer Saugdauer von 12 – 24 Stunden in die Einstichwunde übertragen. Das unterscheidet die Borreliose auch von der FSME, deren Erreger sich im Speichel der Zecke befinden und daher unmittelbar nach dem Stich übertragen werden.
Eine Impfung wie im Falle von FSME gibt es gegen Borreliose nicht. Dafür ist die Erkrankung mit Antibiotika gut behandelbar, vor allem wenn sie möglichst früh erkannt wird. Tritt die oben beschriebene Wanderröte auf, solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Genauso wenn nach einem Zeckenstich Beschwerden wie Fieber sowie Muskel- und Kopfschmerzen auftreten.
Beim Wandern vor Zeckenstichen schützen – meine Tipps
- Eng anliegende Kleidung tragen: In Verbindung mit Zeckenschutz wird oft zu „langer“ Kleidung getragen, allerdings trifft es enganliegende bzw. geschlossene Kleidung deutlich besser. Der Zeckenschutz ist auch ein Grund dafür, warum ich so gerne in Leggings wandere. Denn Zecken werden vor allem mit den Beinen abgestreift, und wenn diese mit Leggings und eng anliegenden Wandersocken versehen sind, findet die Zecke je nach Länge der Leggings wenig Angriffsfläche. Das ist wohl auch mit der Hauptgrund, warum ich in den letzten Jahren trotz des vielen Wanderns kaum Zeckenstiche zu verzeichnen hatte, aber dafür viele von meinen Beinen abgesammelt habe, bevor sie mir näher zu Leibe rücken konnten.
- Regelmäßig absuchen – auch während der Wanderung: Vor allem nach Abschnitten durch hohes Gras oder Unterholz suche ich meinen Körper und insbesondere meine Beine in der Regel sofort nach Zecken ab. Das geht ganz schnell und ist immer noch die beste Strategie zur Vermeidung von Zeckenstichen und Folgeinfektionen. Von Vorteil ist dabei, wenn man helle Kleidung trägt, auf der die Zecken gut sichtbar sind. Ich finde aber, dass sie sich auch auf dunkler Kleidung relativ gut entdecken lassen, da sie auf der Suche nach einer geeigneten Einstichstelle immer in Bewegung sind.
- Insektenabweisendes Mittel verwenden: Auch Anti-Insektensprays können dabei helfen, das Risiko für Zeckenstiche zu vermindern und sind ein einfaches Mittel der Vorsorge. Dabei solltest Du darauf achten, das Spray im Rucksack zu haben und regelmäßig (Packungsaufschrift beachten) zu erneuern, vor allem auch wenn es warm ist und Du viel schwitzt.Achtung: Der in vielen Mitteln enthaltene Wirkstoff DEET kann Kunststoffe angreifen und so Deine Funktionskleidung schädigen. Daher würde ich Dir raten, ein Mittel ohne diesen Wirkstoff zu verwenden bzw. das DEET-haltige Mittel nicht auf der Kleidung anzuwenden.
- Hohes Gras und Unterholz meiden: Wie weiter oben schon erwähnt, fallen Zecken entgegen hartnäckiger Gerüchte nicht von Bäumen, sondern lassen sich aus Gras und Unterholz mitstreifen. Eine der effektivsten Möglichkeiten, um Zeckenstiche zu vermeiden, ist also, dichte Vegetation zu vermeiden und auf den Wegen zu bleiben, auch wenn das beim Wandern natürlich nicht immer möglich und auch nicht immer gewollt ist.
Zecken richtig entfernen
Die vielleicht wichtigste Info gleich zu Beginn: Eine Zecke sollte weder links- noch rechtsherum gedreht oder gar mit Öl oder anderen Mitteln beträufelt werden. Dabei wird die Zecke nur unnötig gestresst, wodurch sie vermehrt Speichel und somit auch potenzielle Erreger absondert.
Am besten benutzt Du für das Entfernen eine vorne gebogene und spitz zulaufende Pinzette. Ich verwende immer meine ganz „normale“ Kosmetik-Pinzette, die ich neben Zecken auch für das Entfernen von Holzsplittern bei den meisten Wanderungen mit mir trage. Damit greifst Du die Zecke möglichst weit vorne an der Haut und ziehst sie langsam und gerade heraus – möglichst ohne ihren Körper dabei zu quetschen. Praktisch sind auch Zeckenkarten im Scheckkartenformat, mit denen man einfach an der Haut entlang unter die Zecke fahren und sie dann herausziehen kann.
Wenn Teile der Zecke in der Haut stecken bleiben, ist das übrigens gar nicht schlimm, die fallen bald ganz von allein ab. Das kann zwar zu kleinen Hautentzündungen führen, zieht aber kein weiteres Ansteckungsrisiko mit sich. Unabhängig davon kannst Du die Einstichstelle nach dem Entfernen der Zecke desinfizieren, falls Du ein entsprechendes Mittel zur Hand hast.
Grundsätzlich solltest Du die Zecke so schnell wie möglich entfernen, um das Ansteckungsrisiko mit Borreliose so gering wie möglich zu halten. Daher ist es nicht ratsam, bis zum nächsten Tag zu warten und das Entfernen vom Arzt vornehmen zu lassen. Zecken zu entfernen ist nicht weiter schwer und solange Du vorgehst wie oben beschrieben kannst Du dabei auch nichts falsch machen.
„Da ist was im Busch“ – Zecken-Infoveranstaltung mit Pfizer
Unter dem Motto „Da ist was im Busch“ habe ich vor kurzem an einer Blogger-Infoveranstaltung rund ums Thema Zecken und Zeckenvorsorge auf Einladung von Pfizer teilgenommen. Vor Ort waren unter anderem ein Zeckenexperte und ein Experte zu den von Zecken übertragenen Krankheitserregern und Schutzmaßnahmen. Obwohl ich mich über die Jahre bereits viel mit den Tierchen auseinandergesetzt habe, habe ich hier nochmal einiges Neues erfahren.
Nach einer Runde Theorie haben wir auch noch etwas Feldforschung betrieben: Es ging zum sogenannten „Flagging“ in den Münchner Englischen Garten. Bei dieser Methode streift man mit einem großen, hellen Tuch über die Vegetation und imitiert damit einen potenziellen Wirt für die Zecke. So kann man Rückschlüsse auf die Zeckenaktivität in bestimmten Gebieten schließen.
Zu unserer Erleichterung waren wir bei der ersten Runde mit dem großen weißen Tuch nicht erfolgreich und konnten keine Zecke am weißen Stoff erkennen. Bei weiteren Versuchen haben wir dann aber doch noch ein paar Exemplare aufgeschnappt. Eine gute Erinnerung daran, das Zecken längst nicht nur irgendwo beim Wandern durch unberührte Natur lauern, sondern so ziemlich überall, wo es Büsche oder Gräser gibt.
Schützt du dich aktiv gegen Zecken beim Wandern? Welche Vorsichtsmaßnahmen ergreifst Du? Ich bin gespannt auf Deinen Kommentar und Deine Erfahrungen!
4 Comments
Schöner umfangreicher Artikel. Mein Hund hat schon mitten in Berlin eine Auwaldzecke aufgesammelt und mit in die Wohnung gebracht. War natürlich eine Freude, der neue Mitbewohner ;)
Hallo,
vielen Dank für den interessanten Artikel. Sehr hilfreich.
Unser Hund bringt, gerade im Sommer, auch regelmäßig kleine Mitbewohner mit.
Auf das wir immer „zeckenfrei“ bleiben.
LG.
OutdoorFollka
Ich habe mir vorgestern zum ersten Mal beim Wandern eine Zecke eingefangen – und das, obwohl ich schon seit Jahren wandere. Leider habe ich die Zecke erst nach über 30 Stunden bemerkt und entfernt. Ich hatte zwar schon vorher Zecken, aber die sind meist im Zeltlager oder beim Spielen im Wald über mich hergefallen, als ich noch ein Kind war. Also war ich tatsächlich jahrelang zeckenfrei. Blöderweise bin ich diesmal vom Weg abgekommen und musste mich dann ein längeres Stück durchs Unterholz schlagen. Hinterher habe ich überhaupt nicht dran gedacht, meine Beine nach Zecken abzusuchen. Bis jetzt war Zeckenschutz beim Wandern also noch nie Thema für mich, aber weil ich gerade wirklich Sorgen wegen einer Infektion habe, denke ich für die Zukunft schon konkreter darüber nach. Glücklicherweise habe ich bis auf das lästige Jucken keine Symptome. Ich hoffe, es bleibt so!
Hallöchen zusammen,
ein kurzer Input zum Thema Zecken-Schutz.
Bei meinen Outdoor-Aktivitäten – überwiegend im Schwarzwald und in der Schweiz, habe ich früher einige Zeckenbisse erlebt. Seit drei Jahren öle ich die Haut – da ich gerne mit kurzer Wanderhose losziehe – leicht mit Schwarzkümmelöl ein. Seitdem habe ich in den zeckenverseuchten Gebieten bei uns keinen Zeckenbiss mehr.
Einfach mal ausprobieren.
Gruss Andi