…oder: Warum Du dort wandern solltest, wo Schafe sind.

In Ländern wie Schottland und Irland wird man ständig angemeckert. Nicht etwa, weil die Bewohner so unfreundlich sind, nein. Es sind kleine, wollige Weggenossen, die heimlichen Herrscher karger Landschaften, die da lautstark alles um sich herum kommentieren: die Rede ist natürlich von Schafen. Etwa 8 Millionen Schafe leben allein in Irland – und das nicht etwa in dunkeln Mastanlagen, sondern frei und weit verstreut auf grünen Wiesen, kargen Berghängen, gurgelnden Moorbächen, immer wieder gerne auf asphaltierten Straßen und selbst am nördlichsten Punkt des britischen Festlandes. Wo es Schaf eben gerade so gefällt. Und dabei gibt es tatsächlich gefühlt keinen Ort, an dem nicht mindestens einem Schaf begegnet – so hoch der Gipfel oder so tief die Schlucht auch sein mag. Und dabei sind die Schafe längst nicht nur Wolllieferant, nein: Auch für Reisende und Wanderer sind Schafe durchaus nützliche Tiere und gern gesehene Gefährten. Und damit die ganze Welt endlich versteht, wie toll Schafe sind, präsentiere ich nun die 5 Gründe, warum man dort wandern sollte, wo Schafe sind.

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1. Schafe sind das perfekte Fotomotiv

Eine wichtige Grundregel in der Landschaftsfotografie lautet: Hintergrund braucht einen Vordergrund. Gerade in den kargen Landschaften Irlands oder Schottlands hat man den aber häufig nicht zur Hand. Nun kann man entweder den Rucksack irgendwo hinlegen oder einen Stein suchen.Oder aber, und das ist weitaus charmanter, man nutzt einfach das nächstgelegen Schaf (und da ist garantiert irgendwo eins!). Das tolle ist dabei, dass Schafe äußerst Fotogen sind. Sie können hervorragend sowohl sehnsüchtig in die Ferne als auch neugierig und freundlich in die Kamera schauen. Zudem hat man mit einem Schaf im Bild immer einen praktischen Referenzpunkt, der dabei hilft, Dimensionen wie Weite und Größe besser veranschaulichen zu können. Yay you, Schaf!

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2. Mit Schafen bist Du nie allein

Gerade wenn man alleine unterwegs ist, in Ländern die sowieso schon sehr dünn besiedelt sind und sich manchmal anfühlen wie das Ende der Welt, kann ein bisschen Gesellschaft manchmal schon nicht schaden. Und dort wo andere Menschen viel zu viel und völlig überflüssig wären, kommen Schafe gerade recht. Hier und da ein freundliches Mäh, ein netter Blick, etwas Aufmerksamkeit vermitteln einem das wohlige Gefühl von “Ich bin auch hier und weiß genau, wie Du Dich fühlst.” Natürlich kommt es da schon auch mal vor, dass man sich ein bisschen miteinander unterhält – über die Wettervorhersage, den verdammten Matsch, die jährliche Kartoffelernte oder die neueste Icebreaker-Kollektion.

Schaf_Schottland_fraeulein-draussen

3. Schafspfade weisen Dir den Weg

Egal ob man sich verlaufen hat oder einfach nur den besten Weg durch den Matsch ohne unangenehme Begegnungen mit Bog Holes sucht: Das Schaf ist ein treuer Freund und Begleiter. Denn auch Schafe legen täglich einiges an Strecke zurück, um die grünsten und saftigsten Grasbüschel zu finden. Dabei sind Schafe natürlich äußerst klug und kennen zudem Ihr Gebiet ganz genau, weshalb sie sich ihr eigenes kleines Wegenetz erschaffen. Und genau das hat mir schon mehrmals in oben genannten Situationen geholfen (z.B. hier in Schottland). Und jedes Mal wieder, wenn die Schafe der Pfade mich sicher und trockenen Fußes zu meinem Ziel gebracht haben, dachte ich mir: “Ach ihr Schafe, so schön, dass es Euch gibt.”

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4. Schafe wirken verkehrsberuhigend

Ampeln, Kreisverkehre, Hubbel im Boden oder gar Zebrastreifen: Alles Humbug. Schafe sind die einzig wahre und ökologische Variante zur Verkehrsberuhigung, wenn mal wieder Rush Hour in den Highlands ist. Gerade in Schottland, wo Zäune Mangelware sind, verinnerlicht man sehr schnell, dass direkt hinter der nächsten Kurve schon das nächste Schaf schön genüsslich mümmelnd auf der Straße stehen kann. Und da es viele Kurven in Schottland gibt, die zudem gerne einspurig konstruiert sind (Stichwort Single track road), fährt man dann doch eher vorsichtig, zuvorkommend und immer wachsam durch die Gegend. Also genau so, wie es viele Huckel und Buckel auf deutschen Straßen gerne hätten. Nur dass die das selten so richtig hinbekommen und zudem dabei noch nicht mal halb so flauschig aussehen.

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5. Schafe wecken sanft

Taptaptap. Taptap. Mäh. Määääh. MÄÄÄÄÄÄÄÄÄH. Gibt es einen lieblicheren Ton, der einen früh morgens aus dem sanften Schlafsackschlaf reißen könnte? Ich denke nicht! (Nicht umsonst haben es die Schafe als schottische Weckmethode auch bei Carina von TRAVEL RUN PLAY in die Top 8 geschafft). Ich hatte schon mehrmals dieses Vergnügen, wie zum Beispiel unten am Barley Lake in Irland, und würde das jederzeit jedem noch so sanften Handyalarm-Gedudel vorziehen. Ob man die Schafe dann zum Frühstückskaffee einlädt, bleibt natürlich ganz einem selbst überlassen.

Schafe_Irland_Barley-Lake_fraeulein-draussen

Quod erat demonstrandum: Schafe sind nicht nur süß und lieb und wollig, sondern auch äußerst praktisch beim Wandern und Trekking.

Schließen möchte ich mit einem australischen Sprichwort:

“Ein guter Hirte schert seine Schafe, 
aber er zieht ihnen nicht das Fell über die Ohren”

Amen.

SChafe_Irland_Fraeulein-Draussen

9 Comments

  1. Aaaaw Schafe! Finde ich auch total süß. Egon ist den flauschigen Dinger immer etwas skeptisch eingestellt. Vielleicht aber auch nur weil die sein Gras wegessen ;)

  2. Ich liebe Schafe!!!
    In Island musste ich auch feststellen, dass Schafpfade genial sind. Ich bin selten so schnell und angenehm einen steilen Berg runter gelaufen. :D

  3. Ich habe mal ein paar Monate auf den Lofoten gelebt und zum Herbst kommen dort die Schafe aus den Bergen runter, weil es oben schon beträchtlich kühler ist. Da ging ich also eines Abend hinaus, um zu schauen, ob wieder Nordlichter zu sehen seien – und 1-2 m vor mir ertönt ein empörtes Blöken. Wahrscheinlich hat sich das Schaf vor mir ebenso sehr erschreckt, wie ich mich vor ihm.

    Allerdings sind mir die (halbwilden) Schafe auf den Lofoten doch lieber, als die (halbwilden) Ziegen auf Fuerteventura, die einem doch manchmal etwas sehr nahe kommen ;)

    • Fräulein Draußen Reply

      Hihi, das kann ich mir lebhaft vorstellen! Schafe können schon ziemlich motzig werden, wenn ihnen was nicht in den Kram passt. Den Ziegen bin ich bisher noch nicht begegnet, aber die wollen doch sicher nur spielen ;-)

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