Schon lange wollte ich mal eine richtige Wintertour machen. Wer hätte gedacht, dass man dafür nicht nach Finnland reisen muss, sondern einfach nur in den Thüringer Wald?!

Der Rennsteig nicht nur der älteste, sondern auch einer der meistbegangenen Höhenwanderwege Deutschlands. Ein rund 170 Kilometer langer Kammweg, der über die bewaldeten Rücken Thüringens und teilweise Frankens führt. Von Hörschel bei Eisenach bis nach Blankenstein an der Saale.

Ich hab Ende Januar meine Winter-Campingausrüstung und die Schneeschuhe gepackt und mich zu einer fünftägigen Wanderung auf dem Rennsteig aufgemacht.


Werbehinweis: Dieser Artikel enthält Werbung für meine Kooperationspartner Tatonka, Maier Sports und Komoot sowie Affiliate-Links.


5-tägige Winterwanderung auf dem Rennsteig

Im Sommer ist der Rennsteig bei Wanderern höchst beliebt, im Winter sind dort deutlich weniger (bis keine) Wanderer unterwegs – dafür allerdings Langläufer. Denn sobald es der Schnee zulässt, wird der Rennsteig dann zum längsten (präparierten) Skiwanderweg. Das funktioniert, weil ein großer Teil der Route über geplättete Forststraße führt. 

Ohne Schnee ist diese Wegführung bestimmt ab und an etwas eintönig, kommt einem beim Winterwandern aber zugute. Zumal mit einer dicken Schneeschicht einfach alles schön aussieht – egal ob Forststraße oder Waldpfad, egal ob Mischwald oder Forstplantage.

Meist ging es ohne, aber stellenweise hab ich meine Schneeschuhe definitiv gebraucht, weil die Wanderroute teilweise abseits der “Autobahn” auf kleinen Pfaden verläuft und es immer wieder Schneeverwehungen gab. Ich war bewusst unter der Woche unterwegs, um möglichst allein zu sein. Das hat alles in allem auch ziemlich gut funktioniert und ich hatte den Winterwald oft stundenlang ganz für mich. Lediglich rund um die Wintersport-Hochburg Oberhof bin ich dann vermehrt Skifahrern begegnet, was zur Abwechslung aber auch mal ganz nett war.

Übernachtet habe ich bis auf eine Ausnahme mit Isomatte und Schlafsack in den Schutzhütten, die man zahlreich entlang des Rennsteigs findet. Die sind nicht zum Übernachten gedacht und Zelten o.ä. ist dort offiziell nicht erlaubt, wird aber in der Regel geduldet, solange man Rücksicht auf Mitmenschen und Umwelt nimmt. Verpflegung hatte ich für vier Tage dabei, da die Einkaufsmöglichkeiten vor allem im westlichen Teil des Rennsteigs eher rar sind. Ab und an gab es aber ein offenes Gasthaus.

Etappe 1: Eisenach – Glöckner

20 Kilometer, 760 Höhenmeter

Ich starte die erste Etappe in Eisenach und spare mir somit die letzte kurze Zugfahrt nach Hörschel, dem eigentlichen westlichen Endpunkt des Weges. Ein weiterer Vorteil dieser Variante: Man kann die Wartburg aus der Nähe betrachten, und nicht nur von oben draufgucken. 

Nach einem kurzen Dasein als Burgfräulein geht es über den Lutherweg weiter hinauf zum Rennsteig. Mit jedem Höhenmeter wird der Schnee ein bisschen mehr, bis ich mich irgendwann in einer absoluten Traumwinterwunderwelt wiederfand. 

Und gegen Ende des Tages gibt’s dann sogar noch ein bisschen blauen Himmel und Sonnenuntergang von der tollen Glöcknerhütte aus, in der ich meine Isomatte für die Nacht ausgerollt hab. Was für ein Auftakt in mein kleines Winterabenteuer!

Etappe 2: Glöckner – Ebertswiese

22 Kilometer, 680 Höhenmeter

Der zweite Tag meiner Wintertour auf dem Rennsteig beginnt mit milchig pink-blauem Himmel und einer großen Tasse Kaffee so perfekt, wie der Vortag geendet hat. Bald jedoch zieht der Himmel zu, der Nebel auf, und über den Rest des Tages legt sich die Art von monochromer Monotonie, die nur ein frostiger Wintertag hervorbringen kann. 

Ich begegne kaum Menschen an diesem Tag, nur auf den Großen Inselsberg haben sich trotz mangelnder Aussicht ein paar Besucher verirrt. Und zu meiner Freude treffe ich kurz danach auf das erste (geöffnete) Restaurant der Tour, das zu meiner noch größeren Freude sogar veganen Flammkuchen auf der Karte hat. 

Gegen halb 4 treffe ich auf eine zu allen Seiten gut geschlossene Schutzhütte, die ich relativ spontan zu meinem Zuhause für die Nacht erkläre. Eigentlich wollte ich noch ein wenig weiter laufen, aber der Wind pfeift an diesem Tag ganz ordentlich und dort kann mir das nicht viel anhaben. Lediglich die ortsansässige Maus stört meine Nachtruhe kurz, als sie sich an meinem Beutel mit Essen zu schaffen macht. Aber wer könnte es ihr verdenken…

Etappe 3: Ebertswiese – Oberhof

20 Kilometer, 410 Höhenmeter

Bisher dachte ich ja noch, dass ich die Schneeschuhe vielleicht einfach komplett umsonst eingepackt hatte – ließ sich der größtenteils fürs Langlaufen präparierte Rennsteig doch auch ohne ganz gut gehen. An diesem (dritten) Tag meiner Tour kommen sie jedoch gleich mehrfach zum Einsatz, um Schneeverwehungen zu queren und diejenigen Abschnitte des Rennsteigs zu bewältigen, die nicht über die Forststraße, sondern kleinere Waldpfade führen.

Die ersten Stunden über begegne ich an diesem Tag keiner Menschenseele, und ich glaube, es könnten die schönsten der ganzen Tour gewesen sein. Erst rund um Oberhof, seines Zeichens Wintersport-Mekka, werden die Sichtungen von Langläufern häufiger.

Am Grenzadler mache ich dann den Fehler, mich nach knapp 20 Kilometern Schneestapfen für ein spätes Mittagessen in die Thüringer Hütte zu setzen. Es ist so schön und trocken da drinnen, dass ich kurzerhand das Handy zücke und mir wie von Geisterhand gelenkt last minute ein Zimmer in Oberhof miete. Der offizielle Grund dafür lautet, dass ich dringend meine kältegeplagte Powerbank aufladen musste. Der inoffizielle, dass ich nun mal auch nur ein Mensch bin… ;-) Hab’s genossen, aber irgendwie war es schon auch ein bisschen langweilig in diesem Hotelzimmer. Und nächtlichen Mäusebesuch gabs auch keinen. Morgen dann wieder Biwak!

Etappe 4: Oberhof – Alte Tränke

14 Kilometer, 300 Höhenmeter

Ein weiterer Tag im Winterparadies, inklusive jeder Menge Schneefall, Überschreitung des höchsten Punkts des Rennsteigs und Einkehr im urigen Gasthaus Schmücke mit außerordentlich nettem Wirt. 

Eigentlich will ich noch ein paar Kilometer mehr machen an dem Tag, aber die dick verschneite kleine Waldlichtung, an der die Schutzhütte Alte Tränke liegt, ist so ruhig und wundervoll, dass ich einfach nicht weitergehen kann. Stattdessen mache ich es mir in der relativ großen und hellen Hütte gemütlich und sehe für den restlichen Tag teetrinkend den Schneeflocken beim Tanzen zu. 

“Etappe” 5: Alte Tränke – Stützerbach

Leider ein wenig verfrühtes und abruptes Ende meiner Tour, die eigentlich auf mindestens sechs Tage angelegt war: Aber nachdem ich an diesem Morgen zu leichten Plusgraden und Nieselregen aufgewache, die mein Winterwunderland über Nacht quasi komplett zunichtegemacht haben, erinnere ich mich daran dass man ja bekanntlich aufhören soll, wenn’s am schönsten ist. 

Nach den ersten Kilometern verlasse ich daher mit einem lachenden und einem weinenden Auge den Rennsteig. Erst plane ich noch, zumindest bis nach Illmenau, dem nächsten Bahnhof, zu wandern, aber das Wandern in matschigem Tiefschnee und Dauerregen ist dann auch nicht gerade eine Wonne, sodass ich kurzerhand im kleinen Ort Stützerbach auf den Bus umschwenke. Die nasskalte Wartezeit auf den Bus vertreibe ich mir mit der Zubereitung und Konsumierung meines letzten Instant-Hafermilch-Cappuccinos an der Bushaltestelle – und das ist gar nicht mal so unromantisch, wie es jetzt vielleicht klingt.

Ein bisschen schade, das alles. Aber wenn man vier Tage lang den absoluten Wintertraum gelebt hat, kann man sich mit weniger einfach nicht zufrieden geben. Und dass ich diese vier Tage so erleben konnte, dass, war sowieso schon die Anreise und alles andere wert.

In diesem Sinne: Danke, Rennsteig!

Mehr Infos zum Rennsteig

Route: Der Rennsteig ist ein rund 170 Kilometer langer Kammweg, der über die bewaldeten Rücken Thüringens und teilweise Frankens führt. Von Hörschel bei Eisenach bis nach Blankenstein an der Saale. Mit etwas mehr als 3.000 Höhenmetern im Auf- und Abstieg halten sich die Steigungen in Grenzen, und trotzdem kommt man an zahlreichen Gipfeln und tollen Aussichtspunkten vorbei.

Anreise: Start und Zielpunkt sind gut per Zug erreichbar, und entlang der Route gibt es immer wieder Bus- und teilweise Bahnanbindung. An Wochenenden und Feiertagen fährt der RennsteigShuttle von Erfurt aus über Arnstadt und Ilmenau direkt zum 747 Meter hoch gelegenen Bahnhof Rennsteig.

Reisezeit: Im Sommer ist der Rennsteig nicht nur der älteste, sondern auch einer der meistbegangenen Höhenwanderwege Deutschlands, im Winter wird der Rennsteig bei entsprechenden Bedingungen zum längsten (präparierten) Skiwanderweg. Zu allen Jahreszeiten sollte man Ferienzeiten meiden, wenn man möglichst allein unterwegs sein möchte.

Anforderungen: Der Rennsteig führt mittlerweile zu großen Teilen über Forststraßen, teilweise auch über schmalere, aber unschwierige Wanderwege. Steile und / oder lange An- und Abstiege gibt es ebenfalls so gut wie keine. Zudem ist der Rennsteig bestens mit dem weißen R markiert. Ein Großteil der Strecke ist selbst im Winter gut ohne Schneeschuhe begehbar, da der Schnee durch das Spuren der Loipe komprimiert ist. Abschnittsweise können Schneeschuhe aber hilfreich bis notwendig sein.

Übernachtung: Es gibt ein sehr dichtes Netz an einfachen Schutzhütten entlang des Rennsteigs. Übernachten ist dort zwar nicht erlaubt, wird aber in der Regel geduldet. Damit das so bleibt, ist besonders wichtig, dass man sich an die Regeln von Leave To Trace hält und Rücksicht auf Einheimische, Mitwanderer und Natur nimmt. Infrastruktur gibt es an den Hütten keine, manche haben aber eine Quelle in der Nähe. Ansonsten kann man den Rennsteig auch gut mit Übernachtung Unterkünften wandern, wobei auf manchen Abschnitten und vor allem auf den westlichen Etappen etwas Vorausplanung sinnvoll ist.

Verpflegung: Auf den ersten Etappen (von Westen aus gesehen) ist die Verpflegungssituation eher lückenhaft, sodass man dort etwas vorausplanen sollte. Gen Osten wird es dann etwas einfacher. Selbiges gilt auch für das Thema Trinkwasser (was bei Schnee aber natürlich kein Problem ist, da man diesen im Zweifelsfall einfach schmelzen kann – das sollte man dann bei der Gasmenge aber natürlich mit einberechnen!)

Die Rennsteighäuser: Eine tolle Besonderheit entlang des Rennsteigs sind die Rennsteighäuser, von denen es insgesamt sechs Stück gibt. Diese sind ganzjährig geöffnet und bieten Wanderern, Radfahrer, Langläufern und allen anderen praktische Dinge wie Toiletten, Duschen, Steckdosen und manchmal auch Snacks und Getränke.

Wichtig: Als Wanderer sollte man im Winter Rücksicht auf Skifahrer nehmen, auf keinen Fall auf der gespurten Loipe gehen und auch genügend Platz für Skater lassen. 

Mehr Infos: https://www.rennsteig.de

Ausrüstungstipps für (gemäßigte) Wintertouren

  • Grundsätzlich gilt: Für einstellige Minusgrade braucht man wenig bis keine spezielle Ausrüstung, sondern kann oft mit dem losziehen, was man auch das restliche Jahr über verwendet, solange man dabei ein paar Dinge beachtet.
  • Wanderschuhe: Spezielle Winterwanderschuhe – gefüttert, wasserdicht, viel Grip (wie meine Terrex AX4 Mid) – machen bei Schnee durchaus Sinn, man kann aber unter Umständen auch robustere, normale Wanderschuhe verwenden und mit warmen, ggf. wasserdichten Socken aufpimpen. Wichtig: Die Schuhe sollten mit Socken nicht zu eng sein, da sich sonst keine isolierende Luftschicht bilden und die Blutzirkulation beeinträchtigt werden kann.
  • Wanderhose: Eine normale Wanderhose aus etwas dickerem Stoff ist oft warm genug. Ich war in einer ungefütterten, aber leicht wind- und wasserabweisenden Hose unterwegs (Maier Sports Lana Slim). Für abends / nachts unbedingt eine isolierende Überhose mitnehmen (wie zum Beispiel meine Montane Prism Pants).
  • Rucksack: Im Zweifelsfall lieber etwas größer, weil es sich mit kalten Fingern schlechter suchen / stopfen lässt. Auf dem Rennsteig war mein Tatonka Yukon 50+10 mit Essen für vier Tage ideal.
  • Schlafsack: Wer keinen Winterschlafsack hat, kann die 3-Jahreszeiten-Variante mit warmem Inlet (z.B. Sea To Summit Reactor), mehr Kleidung und / oder einem dünnen Sommerschlafsack ergänzen. Auch ein Biwaksack bringt zusätzliche Wärme. Die Isomatte kann man mit einer zweiten Evazote-Matte ergänzen (gleichzeitig gutes Backup und Sitzgelegenheit für Pausen).
  • Handschuhe: Mindestens zwei Paar! Einmal leichtere und am besten auch wasserdichte (oder zumindest wasserabweisende) für tagsüber und ein warmes Paar für abends / nachts.
  • Kochen: Fürs Kochen mit Gas gibt es spezielles Wintergas, das auch bei Minusgraden noch zuverlässig / ohne Anwärmen funktioniert.
  • Elektronik: Lieber ein paar mehr Batterien dabei haben, da die sich bei Kälte schneller entladen können. (Nachts unbedingt mit in den Schlafsack nehmen!)
  • Kleidung allgemein: Auch und gerade im Winter gilt das Zwiebelprinzip! Wichtig dabei: Isolierende Materialien wie Primaloft / Daune müssen sich ausbreiten können, um zu isolieren. Regenjacke, Biwaksack usw. sollten daher ausreichend locker sitzen.
  • Schneeschuhe: Man unterscheidet vor allem zwei Typen von Schneeschuhen: Mit Kunststoff bespannte Aluminiumrahmen eignen sich eher für flacheres Gelände und sind besonders leicht. Schneeschuhe aus Kunststoff besitzen oft größere Zacken an der Unterseite und ausklappbare Steighilfen. Sie sind eher für anspruchsvolleres Gelände gemacht. Für den Rennsteig sind erstere (wie zum Beispiel meine MSR Lightning Trail) besser geeignet.
Eine Zwiebel auf Wanderschaft: mit der robusten Hose Lana Slim und der 3-Lagen-Jacke Mythen W (beide von Maier Sports) als äußerste Schicht
Perfekt für Wintertouren mit viel Gepäck: Der Yukon 50+10 von Tatonka


Warst du schon mal auf dem Rennsteig unterwegs, vielleicht ja sogar im Winter? Oder hast du noch Fragen zur Tour? Ich freu mich auf deinen Kommentar!

2 Comments

  1. Liebe Kathrin,

    was für ein unglaublich schönes Winterwonderland – absolut schön, sodass sich auch die Forststraßenkilometer perfekt laufen lassen. :-) Richtig klasse finde ich es, dass das Übernachten in den Schutzhütten geduldet wird. Bei uns im Harz hätten wir auch eine gute “Schutzhütten-Infrastruktur”, aber leider ist es verboten, weil manche Menschen sich leider nicht benehmen können und ein Entgegenkommen nicht möglich ist… Sehr schade! Hoffe, dass das am Rennsteig so bleibt.

    Liebe Grüße,
    Maddie

  2. Ich war bereits Winterwandern, allerdings mit zwei kompletten Outfits. Alles doppelt zum Wechseln was bis auf die zweite Jacke bei Schneefall nicht wirklich nötig war. Nun fällt die Wahl schwer für die nächste mehrtägige Wontertour. My Favorit ist die Isolationshose von Stoic, wo ich bei -5bis -10 C° noch Funktionsleggions aus Merinowolle unterziehen kann. Zum Wechseln Event. eine normale leichte Wanderhose. VG Sandra

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