Zuletzt aktualisiert am 5. April 2024
[enthält Werbung] Die Niederlande sind nicht nur das am dichtesten besiedelte Land der EU, sondern sogar eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt. Zwischen Asphalt und Zement, Kuhweiden und Tulpenfeldern gibt es aber auch viele kleine und größere Refugien für die Pflanzen- und Tierwelt (und Menschen wie mich) – allen voran die 21 Nationalparks des Landes!
Auch wenn die Niederländer die Definition von Nationalpark vergleichsweise locker handhaben, was die Vereinbarkeit der Interessen von Mensch und Natur angeht, sind solche (größtenteils) der Natur überlassenen Flächen so unendlich wichtig. Und das längst nicht nur für Biber, Seeadler, Otter & Co.
Nach der Verlegung meiner Homebase in die Niederlande hatte ich den dringenden Wunsch, möglichst viel von diesem Land und und vor allem von seiner Natur zu entdecken. Und was gäbe es für einen besseren Weg im Radfahrparadies Holland, als diesen Wunsch mit einer ausgiebigen Radtour zu verbinden?
Also hab ich mir mein Gravelbike geschnappt, die Bikepacking-Taschen drangeschnallt und bin losgerollt. Mit Zelt und einer lose geplanten Radroute im Gepäck, die mich kreuz und quer durch die Niederlande – und vor allem zu allen 21 Nationalparks des Landes – führen sollte.
In diesem Artikel findest du den Bericht zum ersten Teil meiner Nationalpark-Bikepacking-Tour in den Niederlanden, inklusive der Route und weiteren Tipps zum Nachfahren.
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Etappe 1: Rund um die Insel Texel
Wieso erst auf Texel starten, wenn ich auch zuhause starten kann? Mir fällt wahrlich kein einziger guter Grund ein, der dagegen gesprochen hätte. Ich habee zwei Kaffee und ebenso viele Croissants im Magen, die Sonne lacht so laut vom Himmel, wie sie schon lange nicht mehr gelacht hatte, das Rad ist so gut wie fertig gepackt und ich hätte es vermutlich sowieso keine Stunde mehr im Auto ausgehalten. Immerhin trage ich die angestaute Energie eines ganzen, langen Corona-Winters in mir, der sich nicht nur wetter- sondern auch gefühlslagentechnisch bis in den Mai hinein gezogen hatte. Also gebe ich kurzerhand den Küstenort Den Helder in den Komoot-Routenplaner ein und bekomme die kürzeste radtaugliche Route zwischen meinem Wohnort südöstlich von Amsterdam und dem Abfahrtsort der Fähre nach Texel wieder ausgespuckt. 98 Kilometer – na bitte, noch nicht mal hundert! Das sollte doch zu schaffen sein, zusätzlich zu den 40 Kilometern, die es auf Texel selbst noch zu erstrampeln gab.
Die ersten Stunden meiner Tour vergehen wie im Flug, was weder dem Wind (der mitten in mein Gesicht bläßt) noch der schönen Landschaft (die entlang der Landstraßen Nordhollands vielerorts nur so bedingt idyllisch ist) zu verdanken ist, sondern vor allem meiner Freude darüber, endlich mal wieder so richtig unterwegs zu sein. Und endlich mal wieder keine Kreise, sondern Linien zu fahren. So richtig von A nach B – ohne abends zurück nach Hause zu kehren! Kurz vor Den Helder wage ich zum ersten Mal einen Blick auf den Fährplan und stelle fest, dass mein Timing ungewollt ziemlich perfekt ist und ich mich weder beeilen noch die Sache künstlich hinauszögern muss, um die Fähre zu erwischen. Die fährt zwar sowieso jede Stunde und daher wäre mein Timing eigentlich ziemlich egal, aber irgendwie vermittelt mir das trotzdem ein warmes Gefühl von Genugtuung.
Als ich am Hafen von Texel wieder von der Fähre herunterrolle, geschieht etwas (für mich) Ungewöhnliches: Ich lasse den Pommeswagen links liegen! Zu groß die Vorfreude auf die Insel und das Meer und überhaupt alles, als dass ich hätte welche essen können. Und das heißt schon einiges!
Die Ostküste von Texel ist definitiv weniger spektakulär als die auf der anderen Seite, wo mit dem weitläufigen Dünengebiet Duinen van Texel auch der Nationalpark der Insel – und der erste Nationalpark auf meiner Route -liegt. Die Texelschen Dünen reichen von De Hors, dem südlichsten Zipfel der Insel bis zum Dünengebiet beim Leuchtturm, ganz oben an der Nordspitze. Der Nationalpark umfasst dabei aber nicht nur die Dünen selbst, sondern auch Kiefern- und Laubwälder, Heideflächen, Feuchtgebiete, Salzwiesen und breite Sandstrände.
An der Ostküste hingegen liegt Texel in Richtung Wattenmeer, das wesentlich ruhiger als die Nordsee ist. Hier dienen Deiche dem Hochwasserschutz, und Ansammlungen von Kieseln als Strände. Mir macht das rein gar nichts aus, zumal der Radweg immer direkt am Wasser entlang führt. Nur der Gegenwind, der hätte nicht unbedingt sein müssen. Am Leuchtturm von Texel jedoch soll sich das Blatt wenden, denn weiter nach Norden geht’s von dort aus nicht – was bedeutet, dass ich den Wind nach meinem U-Turn im Rücken hatte. Weit ist es von dort aus nicht mehr bis zu meinem Campingplatz für die Nacht. Und die letzten Kilometer meiner ersten Tagesetappe so mit dem Wind durch die Dünenlandschaften zu fliegen, ist wahrlich nicht das schlechteste Ende meines Tages. Und schon gar nicht der schlechteste Start in meine Bikepacking-Tour durch die Niederlande.
Etappe 2 und 3: Auf der Kustroute entlang Hollands Westküste
Der Morgen startet mit Kaffee im Dünensand (und Dünensand im Kaffee), mit viel Sonnenschein und bester Aussicht auf Rückenwind. Ich steuere wieder auf die Fähre zu, allerdings nicht ohne ein paar ausgiebige Vogelbeobachtungspausen. Texel ist ein Paradies für Vogelbeoachter: Der berühmteste Brutvogel der Insel ist wohl der Löffler, besonders seltene Exemplare sind zum Beispiel der Buschspötter und der Rosenstar. Ein ganz besonderer Ort in den Dünen ist De Slufter – dort wo das Meer Mitte des 190. Jahrhunderts bei einem schweren Sturm an mehreren Stellen durch die Dünenreihe brach, findet man heute ein einzigartiges Naturgebiet, in dem das Meerwasser ungehindert in die Dünen fließen kann.
Für Pommes ist es noch zu früh, als ich am kleinen Fährhafen ankomme, gegen (noch mehr) Kaffee und Cola gibt es aber nichts einzuwenden. Die Überfahrt zurück aufs Festland dauert nur rund zwanzig Minuten, und ab dort ist die Orientierung fürs Erste ziemlich einfach: Immer Richtung Süden eben, und das Meer muss rechts bleiben. Außerdem ist die Kustroute bestens ausgeschildert, Verfahren quasi unmöglich. Die Radroute ist ein Teil des Nordseeküsten-Radwegs EuroVelo 12 und führt auf insgesamt rund 620 Kilometern einmal die komplette niederländische Nord- und Westküste entlang. Für den Großteil meines Weges an diesem und auch am nächsten Tag folge ich ihr.
Ich kenne einige der Streckenabschnitte schon von vergangenen Tagestouren, zum Beispiel den in den Dünen von Schoorl und auch im Nationalpark Zuid-Kennemerland in der Nähe von Haarlem, der zu meinen liebsten Ecken des Landes gehört (oder zumindest von dem Teil des Landes, den ich bisher kenne). In den Kennemerduinen und auf vielen Abschnitten führt die Kustroute auf kleinen befestigten Radwegen mitten durch weitläufige Dünenlandschaften und Wälder (und bei Ebbe kann man teilweise sogar direkt auf dem Strand auf dem harten Sand fahren – allerdings nur dort, wo es nicht verboten ist). Das Fahren ist wirklich ein einziger Genuss. Dazu hier und da eine Portion Pommes in einem der Küstenorte und das Radreiseglück ist perfekt. Und wer mag, kann mit einem kleinen Umweg auch Haarlem und Den Haag einen Besuch abstatten.
Etappe 4: Zeeland und die Oosterschelde
Langsam schieben sich gigantische Ozeanriesen an mir vorbei, während ich eisessend auf meine (glücklicherweise deutlich weniger riesige) Fähre warte. Etwas südlich von Den Haag ist es kurzzeitig vorbei mit der holländischen Küstenidylle, denn dort befindet sich mit dem Hafen Rotterdam einer der größten Seehäfen der Welt und der größte Tiefwasserhafen Europas. Auf der Maasvlakte, einer künstlich zur Erweiterung des Hafengebiets angelegten Insel, rolle ich von der kleinen Fähre und vorbei an einem Wirrwarr aus Containern, Kränen und LKWs. Schön ist das Hafengebiet nicht, aber interessant allemal.
Der Haringvliet-Damm mit seinem 17 Sperrtoren verbindet Zuid-Holland mit der Provinz Zeeland. Mir bereiten solche großen Bauwerke immer ein wenig Schwindel und Unbehagen, aber irgendwie muss sich dieses Land, von dem ein Viertel unter dem Meeresspiegel liegt (und der Rest nicht sonderlich weit darüber) ja gegen all das Wasser schützen. Zeeland besteht aus mehreren Inseln und Halbinseln, der (einzige) Nationalpark Zeelands ist allerdings passenderweise ein Meeresarm. Und obwohl sich der Nationalpark Oosterschelde vom Fahrrad daher eigentlich gar nicht so gut erkunden lässt, darf er auf meiner Route natürlich nicht fehlen. Zumal es wunderbar entspannend ist, an den Ufern der Oosterschelde entlang zu radeln, an denen es im Vergleich zur bel(i)ebten Küste verhältnismäßig ruhig zu geht. Die meisten Menschen, denen ich hier an diesem Tag begegne, sind Taucher. Die Oosterschelde sieht vom Land aus betrachtet nicht sonderlich spektakulär aus, ist es aber unterhalb der Wasseroberfläche umso mehr. Insbesondere, aber nicht nur zur Paarungszeit der atlantischen Sepien (Tintenfische), die sich in der Oosterschelde dann ganz besonders gut beobachten lassen.
Etappe 5 bis 7: Quer durch Nordbrabant
Das Wetter ist zum ersten Mal etwas durchwachsen, als ich meine Etappen durch Nordbrabant im Süden der Niederlände starte. Nach vier Tagen Sonne (fast) ohne Schatten tut das allerdings durchaus gut, zumal ich nur noch die Ausläufer der Schlechtwetterfront abbekomme: Der meiste Regen kam in der Nacht zuvor herunter, und diese Nacht hatte ich in weiser Voraussicht ausnahmsweise nicht in meinem Zelt, sondern in einer kleinen Hütte auf einem Campingplatz verbracht.
Durch nasses Grau rolle ich in Richtung Nationalpark Grenspark Kalmthoutse Heide, der im Vorhinein ein (gar nicht mal so) kleiner Störenfried in meiner Routenplanung für die Tour war: Weil er die einigermaßen offensichtliche Route über den Haufen wirft – und zudem mehr als die Hälfte seiner Fläche in Belgien liegt. Außerdem ist er gar nicht so richtig gut mit dem Rad zugänglich, was ihn nicht gerade zu einem verlockenderen Radfahrziel macht. Aaaaaaaber: wenn schon, dann richtig! Und schön ist das mit Heide, Mooren, Flugsand-Gebieten und großen Nadelwäldern bespickte Gebiet allemal. Außerdem ist es für meine Corona-gebeutelte Reise-Seele auch nicht gerade das schlechteste Gefühl, zumindest für ein paar Kilometer mal wieder eine Landesgrenze zu überqueren.
Nach dem kleinen Ausflug ins Nachbarland und ein wenig Nationalpark-Erkundung inklusive Besteigung des lokalen Aussichtsturms geht es immer in Richtung Osten quer durch Nordbrabant. Die meiste Zeit folge ich dabei der Radroute Lf13 (Schelde-Rhein-Route), die Middelburg in Zeeland mit Duisburg verbindet. Spektakulär ist sie nicht, aber wunderschön grün und wahnsinnig entspannt. Und als ich am Abend an meinem Campingplatz ankomme, den ich am Morgen telefonisch reserviert habe, kommt auch die Sonne wieder zum Vorschein. Ich liege vor meinem Zelt im Gras und schlürfe Nudelsuppe, während sich das Licht der untergehenden Sonne in den Gräsern verfängt. Die Grillen zirpen, es riecht nach Lagerfeuer, und ich hab das Gefühl, dass wir nun beide so richtig angekommen sind, der Sommer und ich.
Der Campingplatz liegt am Rande des Nationalparks De Groote Peel, ein Hochmoor und eines der vogelreichsten Gebiete Westeuropas. An diesem Tag bereue ich besonders, dass Fernglas und Teleobjektiv es nicht auf meine Packliste geschafft haben. Da auch De Groote Peel nicht so richtig gut fürs Radfahren gemacht ist, insbesondere nicht zur Vogelbrutzeit im Frühjahr / Frühsommer, lasse ich mein Rad kurzerhand am kleinen Besucherzentrum stehen und nehme nur meine Wertsachen mit auf eine kleine Wanderung durch das Heide- und Sumpfgebiet. Begleitet von jeder Menge Gequake und Gezwitscher und gefolgt von einer Portion veganer Kroketten im Restaurant des Besucherzentrums.
Etappe 8: An der deutsch-niederländischen Grenze
Was Holland für (vermutlich) viele Menschen im Westen Deutschlands ist, war für mich als Münchnerin immer Österreich oder Italien. Über die Nähe zu den Alpen kann und will ich mich nun wirklich nicht beschweren, aber die Landschaften an der deutsch-holländischen Grenze sind schon auch ganz schön schön. Von De Grote Peel fahre ich noch etwas weiter in Richtung Südosten, überquere die Maas und lande im Nationalpark De Meinweg im Herzen der Provinz Limburg. Ich drehe ein paar großzügige Runden auf (manchmal etwas zu) sandigen Wegen durch den Park und seine typische Wald- und Heidelandschaften, und schlage dann am nächsten Morgen den Weg Richtung Norden ein. Immer entlang der ausladend vor sich hinfließenden Maas, die ich an ein oder anderer Stelle per Fähre überquere.
Dabei habe ich es ausnahmsweise etwas eilig, denn in den Maasduinen wartet ein mittägliches Pommesmahl mit meiner Bloggerkollegin Sabrina aka Couchflucht, die extra dafür mal eben schnell von Duisburg über die Grenze geflitzt kommt. Ausnahmsweise lasse ich dort mein Fahrrad stehen und wir machen uns zu Fuß zu einer gemütlichen Umrundung des Reindersmeers im Herzen des Nationalparks Maasduinen auf.
Die Maasduinen zählen auf jeden Fall zu den schönsten Ecken, die ich auf dieser Tour gesehen habe, und so lege ich am nächsten Morgen innerhalb einer Stunde ganze 2,8 Kilometer zurück! Und das, obwohl mit 150 Kilometern eine längere Etappe vor mir liegt und ich deswegen extra früh aufgebrochen bin. Aber es ist einfach zu schön, die weite Landschaft in den frühen Morgenstunden ganz für mich alleine zu haben, den Fröschen beim Quaken zuzuhören und vom Aussichtsturm aus Schafe zu zählen.
Etappe 9: Nationalpark de Biesbosch
Irgendwann kann ich mich wieder von den Maasduinen losreißen, die Maas selbst bleibt mir jedoch für die ersten Stunden der Etappe noch erhalten. Eigentlich hätte ich dem Fluss Maas und dem gleichnamigen Radweg (EuroVelo 19) bis zum Biesbosch Nationalpark folgen können, wenn – ja wenn da nicht noch der Nationalpark Loonse en Drunense Duinen gewesen wäre!
Zugegebenermaßen verfluche ich ihn zwischenzeitlich ein bisschen, immerhin muss ich wegen ihm meinen schönen, gemütlichen Radweg verlassen und mich durch das Stadtgebiet von ’s-Hertogenbosch wurschteln (was im Radfahrland Holland allerdings immer noch deutlich spaßiger ist als in jedem erdenklichen Stadtgebieten Deutschlands). Aber spätestens, als ich die weiten, weißen Sandflächen der Loonse und Drunense Duinen vor dem strahlend blauen Himmel erblicke, ist diese kleine Unannehmlichkeit wieder völlig vergessen. In diesem Nationalpark finden sich die größten Treibsandgebiete Europas, weshalb der Park auch als „Sahara der Niederlande“ bezeichnet wird. Sowas lässt mein wüsten- und steppenliebendes Draußenherz dann einfach doch sehr hoch schlagen, und schon bin ich wieder ziemlich dankbar für meine vielleicht nicht ganz logische, aber ziemlich lohnenswerte Radroutenplanung.
Von hier ist es nicht mehr weit bis zu meinem Tagesziel, dem De Biesbosch Nationalpark. Und der fühlt sich im Gegensatz zu den letzten Tagen, in denen ich eine ganz neue Ecke der Niederlande für mich entdeckt habe, ein bisschen an wie ein Nachhausekommen. In den vergangenen Monaten habe ich der Gegend nämlich schon den ein oder anderen Besuch abgestattet, zum Paddeln oder für eine (nicht von Erfolg gekrönte) Bibersuche in Wanderschuhen. Biesbosch ist eines der wenigen Süßwasser-Gezeitengebiete weltweit, Wasservögel und Wassersportler fühlen sich in dem Labyrinth aus großen und kleinen Flüssen besonders wohl. Und ich, ich fühl mich dort auch sehr wohl, weshalb ich direkt nach Ankunft auf dem kleinen, naturbelassenen Campingplatz beschließe, am nächsten Tag eine Pause einzulegen, einen Tag lang einfach nur in der Sonne zu faulenzen und Kaffee zu trinken (den ich allerdings erst noch im zehn Kilometer entfernten Supermarkt kaufen muss).
Etappe 10: Rheinradweg und der Utrechtse Heuvelrug
Beschwingt von meinem ziemlich faulen Pausentag nehme ich den Endspurt meiner Tour in Angriff. Kurz vor meiner Abfahrt haben sich leider ein paar Termine ergeben, die nicht warten können, und deswegen muss ich meine geplante (circa) dreiwöchige Tour in zwei Hälften teilen. Da mein niederländisches Basecamp allerdings quasi auf dem Weg liegt, ist das gar nicht weiter schlimm, und die 180 Kilometer lange Tagesetappe bis dorthin ist ein gebührender Abschied auf Zeit.
De Biesbosch liegt an diesem Morgen neblig und grau vor mir, und so gefällt es mir hier immer besonders gut. Und erst jetzt auf dem Rad wird mir zum erstem Mal so richtig bewusst, wie weitläufig dieses Flussdelta mit seinen Weidenwäldern, Wiesen und Schilffeldern ist. Nach einer ausführlichen Erkundungsrunde folge ich dem Rheinradweg ein großes Stück in Richtung Nordosten bis zum Städtchen Rhenen, dem südlichen Ende des Nationalparks Utrechtse Heuvelrug. Den „Utrechter Hügelrücken“ kann ich schon eine Weile zuvor vom Rhein aus erspähen, und dessen Anblick hat nach all der Zeit im ziemlich flachen Land fast schon etwas von Alpenhauptkamm.
Fortsetzung folgt…
Die Fahrt über die bewaldeten Höhenzüge des Heuvelrug vergeht trotz der Etappenlänge quasi wie im Flug, und auch hier stoße ich immer wieder auf mir bereits bekannte Ecken und Wege. So richtig groß sind die Niederlande eben doch nicht, und meine Couch nun quasi zum Greifen nah. Auf die freu ich mich ein bisschen, denn immerhin hab ich in den letzten zehn Tagen etwas mehr als 1.100 Kilometer zurückgelegt. Aber mindestens ebenso sehr auf die Fortsetzung meiner Tour, die ich (hoffentlich) irgendwann in Angriff nehmen kann… ach was, die ich ganz bestimmt irgendwann in Angriff nehmen werde!
Der erste Teil meiner Bikepacking-Tour durch die Niederlande hat mir nämlich ziemlich gut gefallen. Nicht nur die Nationalparks selbst, von denen jeder einzelne seinen ganz eigenen Charakter hat. Sondern auch viele der Verbindungsrouten dazwischen – sei es entlang der Küste, von Flussufern oder einfach irgendwo kreuz und quer durchs Land.
Ja, die Niederlande sind ein dicht besiedeltes Land und es gibt viele Autos, Industrie und Landwirtschaft. Aber dazwischen gibt es auch die andere Seite der Niederlande, und zwar die wilde! Zusammen mit jeder Menge unfassbar guten (!!!) Radwegen, idyllischen Dörfchen, freundlichen Menschen und tollen Campingmöglichkeiten.
Mehr Infos zu meiner Radtour durch die Niederlande
Meine Route
Ich habe meine Route ganz grob zuhause vorgeplant und mir überlegt, wie man die Nationalparks einigermaßen sinnvoll miteinander verbinden kann. Die tatsächliche Planung der Etappen habe ich dann aber wie schon damals während meiner zweimonatigen Bikepacking-Tour durch Schweden und Norwegen ganz spontan mit meiner Komoot-App auf dem Smartphone gemacht. Teilweise bin ich bestehenden Radrouten wie der Kustroute oder dem Rheinradweg gefolgt, die in der App praktischerweise farbig markiert sind und sich somit ganz einfach in die Tourenplanung einbauen lassen. Teilweise habe ich meine Route aber auch sehr willkürlich kreuz und quer geplant. Letztendlich war mir die Spontanität und Flexibilität wichtiger als eine perfekte Route – die könnte man hier und da nämlich bestimmt noch ein bisschen optimieren. Das Gute an den Niederlanden ist allerdings, dass es quasi keinen Ort gibt, an dem man nicht gut Radfahren kann – im Prinzip ist dieses Land ein einziges großes Netz aus Fahrradwegen und -routen. Und deswegen ist es fast schon ein bisschen egal, wo genau man nun herumrollt.
Übernachten
Genauso wie meine Route habe ich (logischerweise) auch meine Übernachtungsplätze sehr spontan angesteuert (abgesehen von dem ersten Campingplatz auf Texel, den ich vorgebucht hatte). Wildcamping ist in den Niederlanden keine so richtig gute Idee: zum einen ist es verboten und zum anderen aufgrund der relativ dichten Besiedlung des Landes nicht wirklich einfach, einen geeigneten Platz zu finden, der nicht in einem Naturschutzgebiet liegen würde. Deswegen habe ich gar nicht erst mit diesem Gedanken gespielt, sondern mich direkt auf die Campingplätze verlassen, die man über das ganze Land verstreut findet.
Und für Radfahrer (und Wanderer) gibt es auf denen eigentlich immer irgendwo ein Plätzchen – man muss nur aufpassen, dass man auf einem landet, der nicht ausschließlich für Autos und Wohnmobile gemacht ist. Meistens habe ich mir am Vorabend einen Campingplatz für den nächsten Tag herausgesucht und den telefonisch oder online reserviert. Besonders empfehlen kann ich dafür die Webseite bzw. App von Natuurkampeerterreinen, wo man viele kleine und vor allem naturnah angelegte Campingmöglichkeiten findet. Für die braucht man aber (theoretisch) eine Mitgliedschaft, die man günstig und unkompliziert beantragen kann. Und auch Staatsboshbeheer, die niederländische Forstbehörde, betreibt einige schöne, naturbelassene Campingplätze! Neben diesen beiden Seiten habe ich die üblichen Verdächtigen, namentlich Google Maps, Airbnb und booking.com benutzt, um Campingplätze zu finden.
Allen, die nicht zelten wollen, sei Vrienden op de Fiets empfohlen: Für eine Gebühr von 10 Euro pro Jahr bekommt man dort Zugang zu über 5000 Übernachtungsmöglichkeiten in den Niederlanden, teilweise auch in Belgien und Deutschland. Die Gastgeber sind in der Regel selbst begeisterte Radfahrer und die Nacht mit Frühstück kostet pauschal 25 Euro. Nicht nur besonders günstig (zumal die Übernachtungspreise in den Niederlanden oft eher teuer sind), sondern auch eine tolle Möglichkeit, um Locals kennenzulernen.
Bikepacking-Ausrüstung
Mein Ziel war für diese Tour von Anfang an, möglichst leicht und minimalistisch unterwegs zu sein. Und das ist mir dieses Mal (ausnahmsweise ;-) ) wirklich gelungen. Alles, was ich dabei hatte – von Campingausrüstung über Kleidung und Elektronik bis Packtaschen – gibt’s in meiner minimalistischen Bikepacking-Packliste für sommerliche Touren. Und ja, ich würde genau so wieder packen! Naja, fast… mein kleines Fernglas muss nächstes Mal unbedingt noch mit. Ohne geht’s irgendwie einfach nicht mehr.
Verpflegung und Logistik
Die Logistik ist beim Radfahren in den Niederlanden ziemlich unkompliziert. Das nächste Café oder der nächste Supermarkt sind nie allzu weit entfernt, und letztere haben oft (aber nicht immer) sogar Sonntags und bis spät abends geöffnet. Zudem kann man das Leitungswasser überall bedenkenlos trinken (solange nicht anders angegeben). Um mein Smartphone und Fahrrad-Navi am Laufen zu halten, hatte ich eine etwas größere Powerbank dabei. Teilweise (aber nicht immer) findet man auch an Campingplätzen Steckdosen.
1 Comment
Die Bilder sehen wirklich nach einer super Tour und traumhaften Landschaften aus. Die Höhenmeter hielten sich bestimmt auch in Grenzen. ;-)