[Gastartikel / enthält Werbung] Auch wenn ich im letzten Jahr meine persönliche Frankreich-Wanderkarte mit meiner einwöchigen Tour auf dem Zöllnerpfad in der Bretagne endlich mal ein wenig füllen könnte: Die französische Bergwelt habe ich bisher nur aus der Ferne (oder aus dem Flugzeug) sehen dürfen. Und dass sich das dringend ändern muss, ist mir schon lange, spätestens aber nach der Lektüre dieses Gastartikel von Gastautorin Saskia schmerzlich bewusst.

Einfach aufbrechen, mit Wanderschuhen und Zelt im Gepäck, ohne große Planung drauflos wandern und gucken was passiert: Das ist eine Reise ziemlich genau nach meinem Geschmack. Und Saskia hat genau das gemeinsam mit einer Freundin in den französischen Alpen gemacht. Zwei Wochen haben sie sich Zeit genommen, um mit Auto und Dachzelt einige Bergregionen Frankreichs zu entdecken, hin und wieder eine kleine Mehrtageswanderung mit Zelt zu unternehmen und einfach so viel Zeit wie möglich draußen zu verbringen. 

In diesem Gastartikel berichtet sie von ihren Erfahrungen und gibt drei Tourentipps für kürzere und eher einfache Mehrtageswanderungen mit Zelt in den französischen Alpen, die alle Punkte erfüllen, die ihr auf einer Bergwanderung wichtig sind: großartige Aussichten, einsame Natur, schroffes Gelände, Wandern jenseits der Baumgrenze, wenig Menschen, beeindruckende Pflanzenwelt, die Begegnung mit einigen Tieren und natürlich viele viele gemeinsame Stunden mit Gesprächen, wie man sie nur beim Wandern führt.


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Voralpenidylle: 3-Tages-Wanderung im Vercors Regionalpark

  • Start und Ziel: Richardière
  • Dauer: 3 Tage
  • Gesamtlänge: 50 Kilometer und 2000 Höhenmeter
  • Regeln fürs Biwakieren / Zelten: erlaubt zwischen 17:00 und 09:00 Uhr (Stand: 2022 / mehr Infos)

Richtig viel Recherche betrieben wir im Vorfeld unseres Wanderulaubs nicht, lediglich die Region für unsere erste Dreitageswanderung stand fest: der Regionalpark Vercors. Manchmal mag ich es, vorher nicht viel über mein Reiseziel zu lesen, weil ich dann ganz ohne Erwartung hinfahre und meist ziemlich begeistert bin von dem, was ich dann entdecke. Klar, über manchen Dinge sollte man sich schon vorher informieren – so haben wir zum Beispiel eine Route online gefunden und akribisch alle Wasserquellen recherchiert. Bilder hatten wir uns aber absichtlich nicht viele angesehen und umso schöner war die Landschaft dann, als wir sie mit unseren Augen erblickten. 

Der Vercors Regionalpark ist bekannt für den Mont Aiguille, der markant aus vielen Kilometern Entfernung zu sehen ist. Die steilen Felswände wirken, als wären sie vollkommen unbezwingbar. Umso überraschter waren wir, als wir herausfanden, dass er 1492 das erste Mal bestiegen wurde und seitdem sogar mit Skiern befahren worden ist. Besonders schöne Blicke auf den Mont Aiguille hat man vom Vercors Hochplateau, auf das auch unsere Wanderung führen sollte. 

Im Vercors gibt es zwar keine bewirtschafteten Hütten und nur wenige rudimentäre Schutzhütten, aber das Biwakieren im Zelt ist erlaubt, sofern man nicht länger als eine Nacht bleibt. So war es auch wenig verwunderlich, dass uns während der drei Tage einige andere junge Menschen wie wir begegneten, die ebenfalls 15 Kilogramm schwere Rucksäcke mit Campingausrüstung, Essen und literweise Wasser schleppten. 

Und dennoch waren wir meist alleine, teilten den Pfad mit Schafsherden, sahen zwei Steinböcken und allerlei große Raubvögel. Wir stiegen am ersten Tag zur Hochebene auf, verbrachten den zweiten Tag auf dem (hügeligen!) Plateau und stiegen am dritten Tage wieder ins Tal ab. Beide unsere Übernachtungsplätze waren vollkommen einsam und kein Mensch weit und breit. Eine Nacht schliefen wir im Zelt, die zweite unter freiem Sternenhimmel. 

Den Mont Aiguille sahen wir aus unterschiedlichsten Perspektiven und hatten ihn als ständigen Begleiter um uns. Die Landschaft begeisterte uns: das Plateau eher lieblich, grüne Wiesen und weite Ausblicke. Die Kanten hingegen teils schroff und felsig, mit tiefen Abgründen hinunter ins Tal. 

Im Blumenmeer: 2-Tages-Wanderung im Écrins Nationalpark

  • Start und Ziel: Périer
  • Dauer: 2 Tage
  • Gesamtlänge: 31 Kilometer und 1900 Höhenmeter
  • Regeln fürs Biwakieren / Zelten: erlaubt zwischen 19:00 und 09:00 Uhr, wenn der Übernachtungsplatz mind. eine Stunde Fußmarsch von den Parkgrenzen und von Zufahrtsstraßen entfernt liegt (Stand: 2022 / mehr Infos)

Die erste Wanderung unserer Reise war wirklich der perfekte Auftakt und wir waren gespannt, wo es als nächstes hingehen sollte. Also konsultierten wir Komoot und schauten einfach mal nach, welche Nationalparks und Regionalparks noch in der Nähe waren und gutes Wetter versprachen. Wir entschieden uns für den Écrins Nationalpark, der einige der höchsten Berge der französischen Alpen beherbergt. An diese schneebedeckten Giganten wagten wir uns aber nicht, wir hatten eher eine gemütliche Dreitageswanderung im Sinn.

Der Écrins Nationalpark ist bekannt für seine Vielfalt an Blumen und Pflanzen und es schien, als hätten wir mit dem Juli die perfekte Jahreszeit erwischt: Ich habe ungelogen noch nie so viele verschiedenen Blumen auf einmal gesehen! Aus Jux zählte ich beim Aufstieg auf fünf Schritten alle Blumen, die ich sehen konnte und kam allein auf diesem kurzen Stück auf über 20 verschiedene Arten. Abends im Zelt lasen wir dann über ein paar der Pflanzen, die wir gesehen hatten und lernten, dass viele von ihnen endemisch sind und nur im Écrins vorkommen. 

Der erste Tag unserer Wanderung war aufgrund der Pflanzen wirklich außergewöhnlich. Gegen Spätnachmittag erreichten wir eine einfache Schutzhütte, wo auch schon ein junges Paar sein Lager aufgeschlagen hatte. Wir suchten uns für unser kleines Zelt ein eigenes Plätzchen und fanden dies in einem Bergkessel, umgeben von steilen Hängen. 

Der nächste Tag begann frisch und nach kurzer Zeit standen wir inmitten einer Wolke. Das machte den Blick aber wahrscheinlich noch schöner, denn immer wieder spitzen die umliegenden Berggipfel hervor und unser Weg über einen Grat und vier kleinere Gipfel war wirklich toll! Nach einer Pause an einer Schutzhütte machten wir uns langsam an den Abstieg und auf die Suche nach einem geeigneten Platz für unser Zelt. Und fanden… nichts! Das Gelände war einfach zu steil. Irgendwann erreichten wir Grasland mit einigen flacheren Stellen (und jeder Menge Kühe). Die Kurzversion unserer Episode auf der Kuhweide lief in etwa so ab:

Wir bauten unser Zelt auf, aßen zu Abend, beobachteten die Kühe, die in weiter Ferne grasten und dann immer näher kamen. Eingekesselt von der Herde beschlossen wir schließlich, dass das Zelten auf einer Wiese mit Kühen nicht gerade ideal ist, bauten ab und begaben uns erneut auf die Suche nach einem Zeltplatz. Den wir leider nicht fanden, weil das Gelände nach wie vor zu steil war. Also blieb uns nichts anderes übrig, als im Lichtkegel unserer Stirnlampen komplett abzusteigen und schließlich im Auto zu übernachten. So schnell kann aus einer Dreitageswanderung eine Zweitageswanderung werden.

Von Seen und Gipfeln: 2-Tages-Wanderung im Mercantour Nationalpark

  • Start und Ziel: Sainte-Étienne-de-Tinée
  • Dauer: 2 Tage
  • Gesamtlänge: 26 Kilometer und ca. 2200 Höhenmeter
  • Regeln fürs Biwakieren / Zelten: erlaubt zwischen 19:00 und 09:00 Uhr, wenn der Übernachtungsplatz mind. eine Stunde Fußmarsch von den Parkgrenzen und von Zufahrtsstraßen entfernt liegt (Stand: 2022 / mehr Infos)

Unsere letzte größere Wanderung führte uns in den Mercantour Nationalpark. Alleine die Fahrt dorthin war schon ein Highlight: Durch enge Schluchten, vorbei an kleinen Dörfchen, kamen wir in Sainte-Étienne-de-Tinnée an und planten uns auf der Karte eine schöne Zweitageswanderung mit vielen kleinen Bergseen.

Der Aufstieg war wie immer lang und steil, aber die Ausblicke oberhalb der Baumgrenze belohnten uns! Die Seen, die wir um die Mittagszeit erblickten, waren wie aus dem Bilderbuch und das perfekte Setting für eine ausgedehnte Pause. Gestärkt ging es dann weiter, der Weg wurde schmaler und schmaler, bis er irgendwann ganz verschwand und nur noch eine Wüste aus Geröll und Steinen vor uns lag, die scheinbar ewig weiter nach oben zum Pass führte. Wir kraxelten und sprangen von Fels zu Fels und als wir oben ankamen, erblickten wir ein grandioses Bergpanorama zu beiden Seiten. Himmel, war das schön! 

Wohl etwas trunken ob der Schönheit, die wir erblickten, erwischten wir dann auf prompt den falschen Weg (den einzigen offensichtlichen) und stiegen etwa 300 Höhenmeter ins falsche Tal ab. Unseren Fehler bemerkten wir, als die Schilder uns plötzlich auf Italienisch und nicht mehr Französisch ansprachen. Das war wohl der Stimmungstiefpunkt unserer Reise, denn wir hatten bereits 1900 Höhenmeter hinter uns und mussten nun wieder dorthin hoch, wo wir eben runtergelaufen waren. Es gibt besseres für die Moral…

Aber es half ja nichts und tatsächlich erreichten wir die Scharte letztendlich recht zügig. Wo hatten wir denn eigentlich einen Fehler gemacht? Wo war denn der Weg, den wir eigentlich hätten nehmen sollen? “Weg” ist ein gutes Stichwort – denn tatsächlich gab es keine weiteren Wege. Nach einigem Suchen fand Frenzi schließlich ein ziemlich unscheinbares Steinmännchen, das uns anzeigte, wo wir eigentlich hätten langlaufen sollen. Und von dort ging weiter bergauf, zur nächsten Scharte. Völlig ausgepowert kamen wir dort an und mich konnte nur eine Packung Kekse sowie das goldene Licht der untergehenden Sonne auf der anderen Seite der Scharte dazu bringen, durch Geröll und loses Gestein wieder abzusteigen.

Zum Glück konnten wir unseren bis dato schönsten Zeltspot schon sehen und die Nudeln mit Tomatenmark, Kokosmilch und Tofu schmeckten an diesem Abend ganz besonders gut. Nach diesem Abenteuer kam es uns gut gelegen, dass der Abstieg am nächsten Tag ohne Zwischenfälle verlief – einfach nur idyllisch mit schönen Aussichten und unterhalb der Baumgrenze durch lichte Wälder.

Mein Fazit zum Wandern in den Französischen Alpen

Obwohl (oder vielleicht gerade weil) ich so wenig über die Gegend wusste, waren diese zwei Wochen in den französischen Alpen wirklich wundervoll. Die Wege sind zwar teilweise weniger gut markiert als in den deutschsprachigen Alpenregionen, aber dafür sind hier auch wesentlich weniger Menschen unterwegs. Ich wünsche mir, dass es dort so ursprünglich bleibt und die Leute, die hier wandern gehen, sorgsam mit der Natur umgehen. Wer perfekt ausgeschilderte und beschriebene Wanderungen sucht, ist hier sicher nicht richtig. Wer aber ein bisschen Zeit in die Planung investieren möchte und bereit ist, seine eigenen Touren zu entwerfen, der findet in den Parks Vercors, Écrins und Mercantour definitiv sein nächstes Traumziel. Ich selbst kann es nicht erwarten, noch mehr von dieser Region kennenzulernen!

Die Routen zum Nachwandern

Alle Tagesetappen der hier beschriebenen Touren findest du gesammelt in Saskias Komoot-Collection zur Reise. Dort gibt’s auch noch mehr Bilder zu den jeweiligen Etappen, sodass du dir die Gegebenheiten vor Ort noch besser einschätzen kannst. Du kannst die Routen 1:1 nachwandern oder als Grundlage für deine eigene Planung verwenden. Für letzteres öffnest du einfach eine Kopie der Tour im Routenplaner von Komoot und kannst sie anschließend beliebig verändern.

Über die Gastautorin

Mit 18 Jahren hat sich Saskia auf eine Ski-Expedition zum magnetischen Nordpol beworben, geleitet vom südafrikanischen Abenteurer Mike Horn. Gemeinsam mit sechs anderen Jugendlichen aus der ganzen Welt wanderte sie tagelang ausgerüstet mit Skiern, Lastenschlitten und allem, was man zum Überleben braucht, bei tiefen Minusgraden und auf einer teilweise nur wenige Zentimeter dicken Eisschicht nach Norden, immer in Richtung des Pols. Diese Erfahrung hat sie und ihren weiteren Lebensweg ungemein geprägt und ihre Begeisterung fürs Draußensein, für Herausforderungen und besondere Erlebnisse in der Natur erst so richtig geweckt. Die lebt sie heute manchmal auf gemütlichen Wanderungen, manchmal aber auch auf technischen Mountainbike-Trails oder gar beim Everesting im Schwarzwald aus.

Von ihren Abenteuern und ihrem Lebensweg berichtet Saskia auf ihrer Webseite und auf Instagram. Viele ihrer Touren findest du auch auf ihrem Komoot-Profil.


Hast du noch mehr Tipps für Mehrtageswanderungen in den Französischen Alpen? Ich freu mich auf deinen Kommentar!

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