Zuletzt aktualisiert am 6. März 2018
Nachdem ich meine erste Nacht alleine im Freien überlebt und mir am nächsten Morgen sogar vor der Weiterfahrt noch brav die Zähne in der Prärie geputzt habe, nahmen James-Charles und ich Kurs auf Durness. Die Fahrt hat nur ein Stündchen gedauert – leider! Denn dieser Abschnitt war der schönste auf der ganzen Reise. Angeblich soll ja eigentlich (laut einschlägiger Literatur) die Fahrt von Durness nach Ullapool am schönsten sein. Von der hab ich aber leider nicht so viel mitbekommen, da ich am nächsten Morgen mit einem zugeschwollenen Auge aufge… Ach. Eins nach dem anderen.
In Durness angekommen bezog ich den wohl schönsten aller Campingplätze in ganz Schottland (auf diese Aussage ist übrigens 0 Verlass, da ich sie längst nicht alle gesehen habe!). Direkt auf den Klippen gelegen mit Blick aufs Meer. Außer einem einsamen Jack Wolfskin Gossamer und uns (also mir und James-Charles und Hermann-Herbert) war dann auch niemand dort. Perfekt! Zelt aufgebaut > geduscht > Nudeln gekocht > an den Klippen herumgewandert.
Die größte Attraktion in Durness ist Smoo Cave, eine über 60m lange, 40m breite und bis zu 15m hohe Kalksteinhöhle. Die Höhle besteht aus drei Kammern, von denen zwei zu Fuß und eine per Boot zugänglich sind. Leider war weit und breit kein Boot geschweige denn Bootsfahrer zu sehen und ich war sowieso der einzige Mensch weit und breit. Das hat die ganze Angelegenheit dann auch irgendwie etwas gruselig gemacht. Vor allem in Verbindung mit dem Nieselregen, dem Nebel und den seltsamen Vögeln, die komische Geräusche gemacht haben. Und ich habe nicht allzu lange vor meiner Reise noch den Fehler gemacht, „The Descent“ anzusehen. Was mir Höhlen nicht gerade sympathischer gemacht hat. Brr.
Aber ich habe überlebt! Und nachdem ich im örtlichen Souvenirshop zu meiner Erleichterung erfahren habe, dass die nächste Tankstelle gleich in der Nähe des Campingplatzes ist (ich hatte schon befürchtet, ich müsste mit meinen paar Litern noch bis nach Ullapool kommen), konnte ich auch den Nieselregen wieder besser verkraften. Den Rest des Tages habe ich damit verbracht, am Strand auf einem Baumstamm im Nieselregen zu sitzen (habe ich schon erwähnt, dass es nieselte?) und strenggeheime Nachrichten in den Sand zu schreiben.
Die Nacht war unspektakulär und als ich morgens um 7 das Zelt verließ, war das Gossamer schon über alle Berge. Nachdem selbst einige wenige Midges es geschafft haben, mir den Morgenkaffee zu vermiesen, hab ich ihm das dann auch möglichst schnell nachgemacht. Auf dem Plan stand heute die Wanderung zur Sandwood Bay und ich war schon ganz gespannt – denn wir reden hier immerhin von dem nach allgemeiner Ansicht schönsten Strand Schottlands. Es nieselte und nieselte und der Nebel war allgegenwärtig, als ich in Blairmore ankam, von wo aus die insgesamt etwa 4-stündige Wanderung zur Sandwood Bay (anders kommt man da auch nicht hin! Großer Pluspunkt!) beginnt. Ob das schottische Ehepaar in kurzen Hosen und die 4 Jungs mit den Surfbrettern meine Regenhose und die Gamaschen wohl übertrieben fanden? Ich denke nicht. Ehm.
An der Sandwood Bay angekommen konnte ich leider nur erahnen, wie schön der 1,5 km breite Sandstrand wirklich ist. Und auch die „spektakulären roten Sandsteinklippen waren nur schwerlich zu erkennen. War aber trotzdem super. Und die Gamaschen waren übrigens sehr hilfreich im Kampf gegen den Sand der Dünen, die man durchqueren muss, um zum Strand zu kommen! Also alles richtig gemacht.
Nachdem ich ein bisschen auf einem Felsen in der Brandung pausiert und den verrückten Surfern zugesehen habe, ging’s dann auch schon wieder zurück weil kalt und, achja, Nieselregen. Der Rückweg war der gleiche wie der Hinweg. Das war aber gar nicht schlimm, da der Weg äußerst charmant ist! Ich hätte auch nochmal hin und nochmal zurück laufen können. Und nochmal hin und nochmal… Hab’s aber lieber gelassen. Denn mein anfangs erwähntes Auge war mittlerweile fast ganz zugeschwollen und äußerst gerötet. Mein erklärtes Ziel war nun irgendwie einäugig die 2,5 Stunden nach Ullapool zu schaffen, wo ich (zu Recht) die nächstgelegene Apotheke vermutete. Das war dann auch eine dieser Situationen, in denen ich mir wünschte, nicht alleine unterwegs zu sein. Aber was soll’s, wer braucht schon zwei Augen!? [Fortsetzung folgt]
In meiner Beitragsreihe “Das Fräulein in den Highlands” berichte ich über meine zweiwöchige Rundreise durch den hohen Norden Schottlands vom September/Oktober 2013. Unterwegs war ich mit James-Charles, dem Mietauto und Hermann-Herbert, dem Zelt. Viel Spaß beim Lesen.
11 Comments
Juhu, ein neuer Teil! Nieselregen, Nebel, Midges, Augenentzündung – gut zu wissen, was da Anfang Mai auf mich zukommen kann – und im Falle von Nieselregen, Nebel und Midges auch ganz sicher wird. :-)
…wobei Nieselregen und Nebel ja noch ganz charmant sein können. :)
Was ist denn aus deinem Auge geworden? :/
Die Fortsetzung folgt noch dieses Wochenende :)
Pingback: Das Fräulein in den Highlands - Teil 5: Ullapool, Stac Pollaidh und Gairloch | Fraeulein Draussen
Ich habe diesen Post nun bestimmt schon dreimal gelesen und die Bilder bestaunt. Toll! Ein absolutes da-will-ich-auch-mal-hin!
Ich lese deine Schottlanderfahrungen so gerne! Für mich geht es auch bald dorthin, aber für längere Zeit. Würde mich freuen,wenn der eine oder andere auch bei mir vorbeischaut!
Das freut mich! Was hast Du denn vor in Schottland und wo geht’s hin?
Viele Grüße
Kathrin
Wow, danke für diese vielen Eindrücke aus Schottland.
Für meine Verlobte & Mich geht es im Mai für 3 Wochen durch’s Land.
Deine Texte haben unsere Vorfreude nochmal gesteigert ;)
LG
Christian & Caterina
3 Wochen! Sehr cool!! :-) Viel Spaß schon mal
Ohhhhh gott, ich liebe diesen Beitrag! Hat mir übrigens super für den Anfangspunkt der Wanderung geholfen. Vielen vielen Dank für die Weitergabe des Campingplatzes, auch super. werden wir auf jeden fall besuchen!