Ich lege den Film in die Kamera. Die kleinen Zacken des Zahnrädchens müssen genau in die Aussparungen der Filmrolle greifen, sonst dreht man und dreht man und dreht man und belichtet immer nur das gleiche Stückchen der Rolle. Die Zähnchen greifen, ich schließe schnell den Deckel und halte die Kamera dicht an mein Ohr, während ich jetzt an dem äußeren Rädchen drehe, das den Film von Bild zu Bild bewegt. Ein leichtes Schleifgeräusch, das Zahnrad hat Griff. Die erste Hürde ist geschafft. Die erste Hürde von vielen. Denn noch ist ja gar kein Bild auf dem Film.

Dafür muss erstmal noch der zum eingelegten Film passende ISO-Wert an einem anderen kleinen Rädchen an der Kamera eingestellt werden. Wenn man das vergisst, kann man am Ende nur noch hoffen, dass das Ergebnis zumindest noch irgendwie als abstrakte Kunst durchgeht. Ähnlich verhält es sich mit dem Fokus. Immerhin vier Stufen gibt es bei meiner Lomo LC-A – 0,8m, 1,5m, 3m und unendlich. Wie weit das jeweilige Objekt tatsächlich entfernt ist bleibt eine Sache der eigenen Schätzung. Denn ein Display, das einem das Resultat schon vor Betätigen des Auslösers anzeigt, gibt es nicht.

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Irgendwann ist es soweit: Das große Rädchen lässt sich nicht mehr bewegen, der Film ist voll. Behutsam entnehme ich die Rolle, verstaue sie in einer Filmdose und bringe sie zum Fotogeschäft meines Vertrauens. Der Fotoservice aus dem Drogeriemarkt? Kommt ja gar nicht in Frage! Und oh wie groß ist die Aufregung und die Vorfreude, wenn ich dann den Umschlag mit den fertig entwickelten Fotos in den Händen halte. Und ein bisschen Angst ist auch dabei. Wie oft werde ich wohl diesmal vergessen haben, die richtige Entfernung einzustellen? Hat mit der Filmrolle auch wirklich alles geklappt?

Ganz schön aufregend ist sie so im großen und ganzen, diese Welt der analogen Fotografie. Und ich spreche hier gerade nur aus der Erfahrung mit meiner kleinen Lomokamera, die ich eben manchmal so zum Spaß dabei habe.

Wie muss es einem da erst gehen, wenn man mit einer der seltensten Optiken dieser Erde fotografiert? Landschaftsbilder als Positive direkt auf schwarzen Glasplatten verewigen? Aus einem russischen Oldtimer-LKW heraus? In einer der schönsten Gebirgslandschaften der Welt? 

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Nun. Aus Russland kommt meine kleine Lomo LC-A auch, aber ansonsten haben meine bescheidenen analogen Werke und die von Fotokünstler Kurt Moser nicht mehr so viel gemeinsam. Allein schon weil ich in der Regel beim Format 9x13cm mein Kreuzchen mache, während Kurt mal eben gepflegt 150cm ankreuzen würde.

Das Fotoprojekt Lightcatcher von Kurt Moser

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Kurt Moser hat Großes vor: Er möchte einen alten russischen Militärtruck in eine riesige, mobile und begehbare Kamera umbauen und damit das Licht und die Schönheit der einzigartigen Dolomiten festhalten. Auf bis zu 150cm großen Glasplatten. Mit Hilfe einer alten und seltenen Fototechnik, der Ambrotypie.

Es geht mir darum, ein Seherlebnis zu schaffen, die Qualität des Visuellen und die Ästhetik in einer noch nie da gewesenen Form festzuhalten, Geschichten ihrer Flüchtigkeit zu entreißen, die Zeit einzufangen, Bilder, Motive, Abgebildetes in Kunstwerke zu verwandeln und sie real erscheinen zu lassen, ewig und unsterblich.

Termine für erste Ausstellungen gibt es bereits. Auch der Truck ist gefunden – und sogar eines der extrem seltenen APO NIKKOR 1780 mm Objektive ist mittlerweile in Kurts Besitz, von denen es nur 10 Stück weltweit gibt!

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Hilf mit, das Projekt Wirklichkeit werden zu lassen!

Was fehlt, ist das Geld für den Umbau des Trucks. Und da kommst Du ins Spiel! Kurt hat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und bisher bereits rund 20.000 Euro gesammelt. Mehr als die Hälfte fehlt aber noch, damit dieses wie ich finde ganz wunderbare Projekt umgesetzt werden kann.

>> Zur Kickstarter-Kampagne geht es hier <<

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du die Kampagne mit einem Beitrag unterstützen würdest und natürlich vor allem auch Deinen Freunden davon erzählst!

Hier geht es zur Webseite des Projektes. Und hier zur Facebookseite. 

In folgendem Video kannst Du Kurt Moser und sein Projekt noch besser kennenlernen:

Ambrotypie – der Ursprung der Fotografie

Ambrotos, das bedeutet unsterblich. Und unsterblich sind die Bilder ganz sicher, die mit Hilfe dieser Technik entstehen. Entwickelt wurde das Verfahren 1850 von Frederick Scott Archer, bei dem edle schwarze Cathedral-Glasplatten mit einer selbstgemischten Kollodium-Emulsion beschichtet, in einem Silberbad sensibilisiert und in einer großformatigen Balgenkamera belichtet werden. Anschließend werden die Aufnahmen in noch nassem Zustand in einer Dunkelkammer entwickelt, fixiert und mit Lavendelöl und Sandarakharz versiegelt.

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Die silbern schimmernden Glasplatten sind Positive und damit Einzelstücke. Ein mit Ambrotypie erzeugtes Bild kann weder kopiert oder vervielfältigt, noch verkleinert oder vergrößert werden. Jede Glasplatte ist ein unwiederholbares Unikat. Die Reaktion der chemischen Bestandteile ist unvorhersehbar und jedes Mal anders, Abweichungen sind unvermeidbar. Dadurch sind diese Bilder ästhetisch einzigartig, ähnlich menschlicher Fingerabdrücke. Und: Es entstehen Bilder. Unsterbliche Bilder.

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Über den Künstler Kurt Moser

Der in Südtirol geborene und nach vielen im Ausland verbrachten Jahren nun wieder in Kaltern lebende Fotograf und Kameramann hat 30 Jahre für die wichtigsten internationalen Fernsehanstalten im Bereich Berichterstattung und Dokumentation gearbeitet. Aber Fernsehen ist ein flüchtiges Medium, von all dem erlebten Zeitgeschehen und den unwiederbringlichen Eindrücken ist nur digitales Rauschen geblieben. Nichts Greifbares, nichts Bleibendes.

Umso mehr ist Kurt Moser heute darauf bedacht, gegen Vergänglichkeit und Vergessen zu arbeiten, hinter die Kulissen zu sehen, sich die Zeit für das zu nehmen, was ihm wichtig erscheint, und diese Eindrücke und Empfindungen in Unikaten, in nicht kopierbaren, nicht wiederholbaren Einzelstücken zu verewigen.

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Hier nochmal der Link zur Crowdfunding-Kampagne.
Werde Teil dieses einzigartigen Projekts!


Copyright-Hinweis: Alle Rechte für die hier verwendeten Bilder liegen bei Kurt Moser. 

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