Zuletzt aktualisiert am 17. Februar 2020
„Aber… hast Du denn keine Angst vor den Bären?!“
Das war definitiv die häufigste Frage, die mir in Zusammenhang mit meinen Alaska-Reiseplänen gestellt wurde. Spätestens nachdem ich erzählt habe, dass ich ja auch mein Zelt und den großen Rucksack dabei haben werde.
Klar, irgendwie hatte ich schon ein bisschen Angst vor den Bären. In mancher Nacht lag ich nachts im meinem wohlbehüteten Münchner Bett und hab mich gefragt, was ich da eigentlich tue. Hab mir vorgestellt, wie es wohl sein wird, irgendwo in der Wildnis Alaskas genau so dazuliegen – allerdings nur von einer dünnen Zeltwand geschützt mitten im Wohnzimmer wilder Grizzly-Bären. So ganz allein.
Noch größer war allerdings die Faszination und der Wille, diesen wunderbaren Tieren in freier Wildbahn begegnen zu können. Und ich wusste, dass ich alles getan hatte, um mich möglichst gut vorzubereiten. Ich habe Bücher gelesen, im Internet recherchiert und mich mit einigen Leuten unterhalten, die bereits alleine in Alaska unterwegs waren.
Zu einem Bärenexperten macht mich das natürlich nicht, zumal sich meine einzige direkte Bärenbegegnung auch nach meiner Alaskareise auf die Schwarzbärenfamilie im Sequoia Nationalpark beschränkt. Dennoch habe ich mir vor und während meiner Reise viel Wissen rund um das Thema Bären und Wandern/Camping in Bärengebieten angeeignet, welches ich mit diesem Artikel nach bestem Wissen und Gewissen weitergeben möchte. Zu manch einem Punkt mag es sicher unterschiedliche Meinungen geben und letztendlich sollte man sich immer vor Ort informieren, da es auch regionale Unterschiede gibt. Dennoch hoffe und denke ich, dass dieser Artikel ein guter Einsteig in das Thema „Alleine Wandern und Zelten in Bärengebieten“ für Dich ist.
Gut zu wissen: Bären und Menschen
Passieren viele Unfälle mit Bären?
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Nein! Vor allem wenn man bedenkt, wie viele Touristen, die vorher noch nie etwas mit Bären zu tun hatten, in Gebieten mit großer Bärenpopulation (Kanada, USA) unterwegs sind. Grundsätzlich ist die Chance schon relativ gering, dass Du beim Wandern oder sonst wo überhaupt einen Bären im näheren Umkreis antriffst – richtiges Verhalten vorausgesetzt. Und wenn Du einen triffst, wird dieser in den allermeisten Fällen ziemlich schnell abhauen, weil er gar keine Lust hat, sich mit Dir abzugeben.
Noch geringer ist die Chance, dass der Bär auf Dich zukommt. Und selbst wenn er das tut, wird er es meistens nur aus Neugier tun. Aggressives Verhalten zeigen Bären bei Begegnungen mit Menschen nur höchst selten und selbst dann gehen viele dieser Begegnungen immer noch einigermaßen gut aus. Wir sind nun also ungefähr bei einer Chance von 0,00000001 Prozent, dass ein Bär Dir ernsthaften Schaden zufügt. Dennoch solltest Du Dich natürlich vor einer Reise in Bärengebiete mit Verhalten und Körpersprache von Bären sowie dem richtigen Verhalten bei Bärenbegegnungen auseinandersetzen.
Mögen Bären Menschen?
Und noch eine gute Nachricht: Bären mögen keine Menschen – weder ihren Geruch noch sonst irgendwas. Und fressen wollen sie Dich schon erst recht nicht. In der Regel werden Bären immer versuchen, Begegnungen mit Menschen zu vermeiden. Wie Du Ihnen dabei helfen kannst, erfährst Du weiter unten.
Ist es gefährlich, allein in Bärengebieten zu wandern?
In der Theorie ist man tatsächlich in der Gruppe sicherer als alleine. Nicht nur, weil man automatisch mehr Lärm macht, sondern auch, weil das den Bären im Falle einer Begegnung eher einschüchtert. Verunsichern lassen sollte man sich durch entsprechende Aussagen in Infoflyern etc. jedoch nicht, wenn man einmal den Entschluss gefasst hat, alleine in Bärengebieten unterwegs zu sein. Während meiner Reise in Alaska und im Yukon gab es nur ein paar wenige Wanderrouten, die durch die Nationalparkverwaltung als besonders risikoreich für Alleinwanderer eingestuft wurden. Der Grund dafür war ein erhöhtes Vorkommen von Grizzlymüttern mit Babybärchen.
Wenn Du in Nationalparks wandern willst, solltest Du Dich vorher am besten immer im Visitor Center informieren, ob es auf irgendwelchen Routen in letzter Zeit zu Vorkommnissen oder verstärkt zu Bärensichtungen/-begegnungen kam. Ansonsten kannst Du Dich auch alleine überall frei bewegen.
Verhalten sich alle Bären gleich?
Jetzt die nicht ganz so gute Nachricht: Das Verhalten von Bären kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Je nach Rasse, Lebensraum und Vorerfahrungen können Bären sehr verschieden auf bestimmte Situationen reagieren. Dennoch gibt es glücklicherweise ein paar Faustregeln, die man auch ohne Diplom in Bärenwissenschaften in den allermeisten Situationen erfolgreich umsetzen kann.
Die richtige Ausrüstung
Der Bärenspray
Ein Bärenspray ist ein hochkonzentriertes Pfefferspray, der die Schleimhäute von Bären reizt und diese somit sehr zuverlässig zum Umkehren und Davonlaufen bewegt. Dauerhaften Schaden fügt das Spray dabei nicht zu – weder Tieren noch Menschen. Dennoch ist der Kontakt mit dem Wirkstoff sehr unangenehm und die Beschwerden können mehrere Tage anhalten. Auch Einheimische nutzen und empfehlen übrigens Bärenspray, das ist also definitiv kein „Touri-Ding“ (im Gegensatz zu Bärenglöckchen).
Brauche ich einen Bärenspray?
Sobald Du vorhast, in Braunbärengebieten zu wandern, solltest Du Dir ein Bärenspray besorgen. Auch wenn es nur kleine Wanderungen werden sollen. Neben der erwiesenen Wirksamkeit hat das Spray nämlich auch eine psychologische Komponente: Man fühlt sich einfach sicherer, wenn man etwas mit sich herumträgt, dass einem im Zweifelsfall dabei helfen kann, nicht willkommenen Bärenbesuch schlagartig zu beenden.
Die richtige Nutzung von Bärenspray
Die wichtigste Regel ist, dass Du das Spray immer in Griffweite haben solltest. Am besten besorgst Du Dir mit dem Spray gleich eine entsprechende Halterung und befestigst dies am Hüftgurt oder auf Brusthöhe am Rucksack. Gewöhn Dir auch gleich an, das Spray immer an der gleichen Stelle zu tragen, um im Ernstfall nicht erst überlegen zu müssen.
Die Handhabung des Sprays ist denkbar einfach: Einfach die Sicherung wegschieben und den Spraymechanismus betätigen. Ersteres kann man vorher auch prima üben.
Es gibt ein paar Dinge, die man im Ernstfall unbedingt wissen und beachten muss:
1. Nicht bei Gegenwind anwenden! Das würde Dir die geballte Ladung nur direkt ins Gesicht blasen, und das willst Du nicht. Gleichzeitig würde der Bär davon nichts abgekommen.
2. Die Wirksamkeit kann bei Regen gemindert werden. Auch logisch! Vor allem bei stärkerem Regen. Dennoch würde ich mich bei Regen im Ernstfall nicht von einem Test abhalten lassen.
3. Der Spray hat nur einen kleinen Wirkungsradius von maximal ~10 Metern. Das heißt, Du kannst das Spray erst sinnvoll anwenden, wenn der Bär quasi schon auf Deinem Schoß sitzt und solltest auf jeden Fall mit dem Einsatz warten, bis er auf wenige Meter an Dich herangekommen ist.
4. Bärenspray kann Bären auch anlocken! Komm also auf keinen Fall auf die Idee, Deine Ausrüstung oder gar Dich selbst einzusprühen. Bären mögen den Geruch des Sprays nämlich eigentlich und würden Dich dann erst recht besuchen.
5. Das Spray hat nur eine kurze Sprühdauer. Ich hatte die Wahl zwischen 7 und 9 Sekunden – yay! Ein Spray reicht also nur für eine Bärenbegegnung.
Wo kann ich das Bärenspray kaufen und wieviel kostet das?
Am besten besorgst Du Dir das Spray inklusive Halterung gleich nach Ankunft in einer größeren Stadt in einem Outdoorladen. In Alaska findest Du z.B. sowohl in Anchorage als auch in Fairbanks einen REI.
Ich habe für mein Spray mit 7 Sekunden Sprühdauer 45 USD gezahlt, der mit 9 Sekundensprühdauer hätte nochmal ca. 10 USD mehr gekostet. Die passende Halterung gab’s für 10 USD dazu. Das Hobby „Bären vergraulen“ ist also nicht ganz günstig, aber unumgänglich.
Wie groß ist die Chance, dass ich das Bärenspray benutzen muss?
Ziemlich gering! Bei richtigem Verhalten (dazu komme ich weiter unten) ist es sowieso schon eher unwahrscheinlich, dass Du überhaupt einem Bären direkt begegnest. Wenn Du einem Bären begegnest, ist die Chance wiederum ziemlich groß, dass dieser Bär schnellstmöglichst abhaut. Und im unwahrscheinlichen Fall, dass der Bär nicht abhaut oder sogar auf Dich zu kommt, ist es immer noch sehr unwahrscheinlich, dass er so nah an Dich herankommt, dass Du das Spray überhaupt benutzen kannst, sollst und musst. Diese Statistik sollte Dich dennoch nicht davon abhalten, immer einen Bärenspray in Griffweite zu haben.
Was mache ich nach meinem Urlaub mit dem Bärenspray, wenn ich ihn nicht gebraucht habe?
Du kannst das Spray nicht mit nach Hause nehmen, in Flugzeugen sind die nämlich verboten – auch im aufgegebenen Gepäck. Falls Du auf einem Campingplatz oder sonstwo am Ende Deiner Reise niemanden findest, der es Dir abkauft, kannst Du es z.B. einfach an einen (Wander-)Parkplatz stellen mit einem Vermerk, dass das Spray unbenutzt ist. Oder Du gibst Ihn zum Beispiel einfach in einer Nationalpark-Information ab. Parkranger können die sicher immer gebrauchen oder sinnvoll weitergeben.
Der Bärenkanister
Ein Bärenkanister ist ein tragbarer, bärensicherer Behälter aus Kunststoff. Den gibt es in unterschiedlichen Größen und Ausführungen. In diesen Behältern verstaut man beim Camping in der Wildnis seine Nahrungsmittel sowie Pflegeprodukte und alles, was sonst irgendwie riecht.
Brauche ich einen Bärenkanister?
Wenn Du irgendwo in der Wildnis übernachten willst, ja. In den Nationalparks in den USA und Kanada sind diese sogar verpflichtend vorgeschrieben, aber auch sonst solltest Du einen dabei haben. Nicht nur aus Rücksicht auf Dich, sondern vor allem auch aus Rücksicht auf die Bären. Bären, die einmal in der Nähe von Menschen Futter gefunden haben, lernen das nämlich sehr schnell und werden somit zu einem potenziell gefährlichen Bären. Und gefährliche Bären sind nicht nur eine Gefahr für die Menschen, die nach Dir dort entlang wandern, sondern auch für sich selbst, da sie bei auffälligem Verhalten oft getötet werden.
Ich habe immer wieder in Internetforen u.ä. gelesen, dass Menschen auf Ihren Trekking- und Wandertouren keinen Bärenkanister dabei haben, sondern sich irgendwie anders behelfen. Bei manchen geht das auch schon ziemlich lange gut. Ich bin allerdings der Meinung, dass man gerade als Tourist alles tun sollte, um die Natur vor Ort so wenig wie möglich zu stören. Und dazu gehört nunmal in Bärengebieten auch, seine Nahrungsmittel, Pflegeprodukte etc. immer und überall möglichst bärensicher zu verstauen.
Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ein vom Bären gefressener Essensvorrat auf einer längeren Tour kein Risiko ist, dass ich eingehen wollen würde.
Worauf muss ich bei der Nutzung achten?
Das wichtigste ist natürlich erstmal, dass man den Bärenkanister auch immer dabei hat, wenn man irgendwo in der Wildnis übernachtet. In diesen kommt dann alles, was irgendwie riecht, also Nahrungsmittel, Zahnpasta, Moskitospray, Vitamintabletten usw. Du solltest darauf achten, dass der Behälter immer fest verschlossen ist, auch wenn Du Dich nur kurz vom Camp entfernst und im besten Fall sogar während Deiner Anwesenheit. Da die Behälter nicht geruchsdicht, sondern nur „unkaputtbar“ sind, darfst Du den Bärenkanister in der Nacht nicht in der Nähe Deines Zeltes lagern. Die goldene Regel besagt: Mindestens 100 Meter vom Zelt entfernt! Das ist vielleicht nervig, aber wirklich wichtig. Außer Du willst den Bären direkt zu Deinem Zelt locken.
Woher bekomme ich einen Bärenkanister und was kostet das?
Je nachdem, was Du vorhast, kannst Du einen Bärenkanister kaufen oder leihen. Wenn Du nur in Nationalparks wandern willst, kannst Du Dir in den Visitor Centern am Parkeingang einen Kanister leihen. Falls Du flexibel sein willst oder planst, auch abseits der Parks zu wandern, kommst Du um einen Kauf nicht drumrum.
Wie auch beim Bärenspray würde ich Dir empfehlen, zu Beginn Deiner Reise ein Outdoorgeschäft, im Falle der USA z.B. „REI“ aufzusuchen. Mein Bärenkanister in der kleinsten Ausführung hat 80 USD gekostet. Auch die „Bären-Diät-Hilfe“ ist also kein günstiges Vergnügen, aber dabei handelt es sich ja quasi um eine Investition fürs Leben (falls Du nicht nach dieser Reise beschließt, nie wieder auch nur in die Nähe von Bären zu kommen. ;-) )
Bärenglöckchen und Bear Banger
Nein und nein. Im Gegensatz zum Bärenspray handelt es sich bei den kleinen Glöckchen tatsächlich um ein „Touristen-Ding“. Die Glöckchen sind nicht sehr wirkungsvoll, weil sie schlichtweg viel zu leise sind. Und mehr noch können sie dazu führen, dass man sich in falscher Sicherheit wiegt und sich nicht mehr genug bemüht, die Bären wirklich effektiv auf sich aufmerksam zu machen. (Mehr dazu weiter unten.)
Auf Bear Banger sind keine gute Idee. Zuerst einmal gelten diese als Waffen und sind damit in Nationalparks in den USA und Kanada verboten. Zudem bestehen durchaus Zweifel an deren Effektivität. Es gab sogar schon Fälle, in denen der Bär durch den lauten Knall erst aggressiv wurde.
Das richtige Verhalten
Bärenbegegnungen vermeiden
Du solltest grundsätzlich mal davon ausgehen, dass IMMER mindestens ein Bär in Deiner Nähe ist. In manchen Situationen kannst Du Dir aber sogar 100% sicher sein. Das am leichtesten erkennbare ist wohl frischer Bärenkot. Wenn Du hierauf triffst und es Dir möglich ist, solltest Du am besten wieder umdrehen. Falls nicht, langsam weitergehen und extra viel Lärm machen. Sofort umdrehen solltest Du übrigens auch, wenn Du auf einen Tierkadaver triffst. Hier kannst Du Dir sehr sicher sein, dass irgendwann ein Bär vorbei kommt und wenn’s ums Futter geht, hört der Spaß bekanntlich auf. Daneben gibt es noch ein paar weitere, wie z.B. Scheuerstellen an Bäumen oder Stellen, an denen ein Bär nach Wurzeln gegraben hat. Diese sind für Laien aber etwas schwerer erkennbar.
Die wichtigste Strategie beim Wandern in Bärengebieten ist es, Begegnungen mit Bären zu vermeiden. Bären haben nämlich in den allermeisten Fällen gar kein Interesse daran, Dir zu begegnen und tun alles dafür, um das zu vermeiden. Um ihnen dabei zu helfen, solltest Du während dem Wandern regelmäßig auf Dich aufmerksam machen. Rufen, klatschen, singen, Nase putzen – alles ist erlaubt. Das ist besonders wichtig in unübersichtlichem Gelände oder vor Wegbiegungen. Wenn Du diese Regel einhältst, sinkt die Chance, dass Du überhaupt einen Bären antriffst, schon rapide Richtung Null.
Wichtig dabei finde ich jedoch, dass man es auch nicht übertreibt. Wie zum Beispiel die zwei Japaner mit ihrem unsäglich lauten Radio, die ich beim Wandern im Kluane Nationalpark getroffen habe. Denk daran: Du befindest Dich im Wohnzimmer der Bären und nicht anders rum. Und Du fändest es wohl auch eher uncool, wenn plötzlich eine Horde Tiere wild schreiend und grölend durch Dein Wohnzimmer marschiert.
Das richtige Verhalten im Falle einer Bärenbegegnung beim Wandern
Jetzt wird’s kompliziert, denn das hängt von vielen Faktoren ab. Ein paar Regeln gibt es jedoch, die allgemeingültig sind und die Du immer befolgen solltest, wenn Du plötzlich auf einen Bären triffst:
1. Wenn der Bär Dich noch nicht bemerkt hat, entferne Dich langsam und lautlos wieder. Dabei solltest Du den Bär natürlich stets im Blick behalten.
2. Bleib stehen, sobald Du einen Bären siehst, der Dich ebenfalls gesehen hat: Auf keinen Fall sofort weiter auf ihn zugehen, die Arme hochreißen, anfangen zu schreien oder ähnliches. Und natürlich auch nicht wegrennen. Wenn Du einfach als erste Reaktion ruhig stehen bleibst, hast Du schon mal viel richtig gemacht.
3. Versuche die Situation einzuschätzen: Hast Du einen Schwarz- oder Braunbären vor Dir? Zeigt er schon eine erste Reaktion, z.B. Zurückweichen, auf Dich zukommen, auf die Hinterbeine stellen o.ä.? Hat er Platz zum Ausweichen? Ist er allein oder hat er Nachwuchs dabei?
4. Mache Dich als Mensch bemerkbar: Rede mit ruhiger, aber fester Stimme auf den Bären ein und bewege langsam die Arme. Bleib dabei aber auf jeden Fall weiterhin stehen, weiche nicht zurück und gehe nicht auf den Bären zu.
Das war es aber auch schon mit dem allgemeingültigen Teil. Der weitere Verlauf der Begegnung hängt nicht nur von der Art des Bären (Schwarz- oder Braunbär?) ab, sondern auch von dessen Reaktion. In den meisten Fällen wird der Bär spätestens nach einer kurzen Zeit den Rückzug antreten. Das kann allerdings auch gerne mal etwas dauern, da der Bär selbst auch erst die Situation einschätzen muss.
Wenn der Bär sich dazu entschließen sollte, auf Dich zuzukommen, wird er dies meist aus einem der folgenden zwei Gründe tun: Entweder er ist neugierig, weil er zum Beispiel wissen möchte, wer Du so bist oder mal testen will, wer zuerst ausweicht. Oder er ist aggressiv, entweder aus Futterneid oder um seinen Nachwuchs zu verteidigen. In ersterem Fall tust Du gut daran, dem Bären zu zeigen, dass Du entschlossen und stark bist, in dem Du stehen bleibst und bestimmt auf ihn einredest. Spätestens jedoch, wenn der Bär aggressiv reagiert, solltest Du wissen ob es sich um einen Schwarz- oder Braunbären handelt. In erster Linie ist das Bärenspray natürlich immer die erste Wahl. Dennoch kann es vor allem auf Grund von Wetterbedingungen sein, dass Du diesen nicht (erfolgreich) einsetzen kannst.
Grundsätzlich ist im Falle von Schwarzbären eher ein offensives Verhalten angebracht, also verstärkte Gegenwehr und im Falle eines Angriffs mit Berührung tatkräftige Gegenwehr im Sinne von „kratzen und beißen“. Bei Grizzlybären hingegen, die in der Regel nur angreifen, wenn sie ihren Nachwuchs in Gefahr sehen, ist ein defensives Verhalten meist die richtige Wahl. Ruhig stehen bleiben, den Blick abwenden und aufhören rumzufuchteln. Und erst wenn der Bär Dich berührt, solltest Du die fast schon berühmte Taktik des Totstellens einsetzen. Der letzte Punkt ist sehr wichtig, da meisten „Angriffe“ von Grizzlybären nur Scheinangriffe sind. Der Bär will Dich einschüchtern, rennt für auf Dich zu und dreht erst kurz vor Dir um. Das macht er oft auch mehrere Male hintereinander. Wenn Du Dich dann zu früh auf den Boden wirfst, kannst Du mit Deinem abrupten Verhalten aus einer eigentlich relativ harmlosen Situation schnell eine gefährliche machen.
Auf weitere Details zum richtigen Verhalten, die Du zweifelsohne kennen solltest, möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Jeder, der in Bärengebieten wandern will, sollte sich vorher zumindest das kleine 1×1 in Sachen Körpersprache und Verhalten bei Schwarz- und Braunbären aneignen – und natürlich die passenden Verhaltensempfehlungen dazu. So ist es zum Beispiel gut zu wissen, dass ein Bär auf den Hinterbeinen nicht aggressiv ist, sondern einfach nur die Lage checken will. Wenn man das nicht weiß und falsch reagiert, kann man eine Bärenbegegnung sehr viel schlimmer machen, als sie eigentlich gewesen wäre. Auch ist es zum Beispiel gut zu wissen, was ein Bär zu welcher Jahreszeit frisst, um Begegnungen gezielt vermeiden zu können.
Ein Generalisieren ohne den entsprechenden Kontext macht hier einfach keinen Sinn und führt im schlimmsten Fall zu Falschaussagen wie „Wenn Du einen Grizzly siehst, sollst Du Dich sofort totstellen“. Außerdem übersteigt das nicht nur meine Kompetenz, sondern auch den Umfang dieses Artikels. Am Ende dieses Beitrags findest Du zwei sehr hilfreiche Bücher, die ich Dir beide wärmstens empfehlen möchte. Und falls Du partout kein ganzes Buch dazu lesen möchtest, solltest Du zumindest die Infobroschüren, die Du vielerorts kostenlos findest, genau studieren. Dort findest Du Informationen dazu, wie Du einen Braun- von einem Schwarzbären unterscheidest, welche Verhaltensweisen der Bär es im Falle eines Aufeinandertreffens zeigen kann und kann wie Du darauf angemessen reagierst.
Alleine Zelten in Bärengebieten
Bären auf Campingplätzen
Bären kennen gucken durchaus gerne mal auf oder in der Nähe von Zeltplätzen vorbei, weshalb man auf dem Campingplatz die gleichen Regeln beachten muss wie in der Wildnis. Mit dem Unterschied, dass es auf Campingplätzen eigentlich immer fest installierte Behälter für Nahrungsmittel & Co. gibt.
Auch auf dem Campingplatz müssen Nahrungsmittel, Kosmetika & Co. immer bärensicher (und auch Squirrel-sicher!) verstaut sein. In Kanada oder Alaska kann hierfür auch das Auto herhalten. In Kalifornien z.B. haben die Bären aber bereits gelernt, Autos zu knacken, weshalb alles was riecht in die „bear locker“ muss. Wie immer ist hier wichtig, sich an die Vorgaben vor Ort zu halten. Auch der Müll muss in den in Bärengebieten eigentlich überall vorhandenen bärensicheren Mülleimern landen. Zudem sollte man wirklich darauf achten, dass am Koch- und Essensplatz keine Speisereste zurückbleiben.
Wildzelten in Bärengebieten
Erst einmal solltest Du natürlich tunlichst vermeiden, Dein Zelt in der Nähe von offensichtlichen Bärenspuren aufzuschlagen, wie z.B. Kot, ausgegrabene Wurzeln oder Kratzspuren an Bäumen. Auch von Ufern fischhaltiger Flüsse solltest Du Dich lieber fernhalten. Des weiteren solltest Du auf jeden Fall einen bärensicheren Behälter dabei haben, den Du wie weiter oben beschrieben benutzt. Theoretisch gibt es auch diverse Techniken, wie Du dein Proviant etc. bärensicher auf Ästen verstauen kannst, das ist aber ziemlich kompliziert und Du bist nicht so flexibel bei der Wahl der Schlafstätte. Auch Deine Kochstelle sollte sich mind. 100 Meter entfernt von Deinem Zelt befinden. Abfälle werden entweder sorgfältig verbrannt (falls organisch) oder kommen mit in den Bärenkanister.
Das erste Mal allein unter Bären – wie fühlt sich das an?
Auch wenn ich vor der Reise nie wirklich Angst vor der Sache mit den Bären hatte, war das vor Ort nicht so ganz ohne. Ich hab mich gleich am dritten Tag meiner Reise ins kalte Wasser geworfen und bin im Denali Nationalpark allein auf eine Wandertour gegangen. Eigentlich wollte ich hier eine Route laufen, die bekannt für häufige Bärenbegegnungen ist. Aber da ich auf dem Wonderlake Campground niemanden gefunden hab, der mit mir gehen wollte, hab ich die dann von meiner Liste gestrichen. Das war mir einfach zu viel für die erste Tour allein in Bärenland. Ich hab mich für eine Tour in übersichtlichem Gelände entschieden, was immer noch eine Herausforderung war. Ich bin erst irgendwann am späteren Vormittag aufgebrochen, weil ich den Start künstlich hinausgezögert habe. Aber irgendwann dachte ich mir: „Da musst Du jetzt einfach durch“ – und bin losgelaufen.
Am Anfang wittert man hinter jedem Blatt zwei Augen, und ich hab definitiv öfter „hey bear“ gerufen und in die Hände geklatscht, als es wohl notwendig gewesen wäre. Und wie groß die Erleichterung war, als ich endlich wieder am Campground ankam!
Auf meiner ersten Wanderung durch Waldgebiet, im Kluane Nationalpark im Yukon, war die Anspannung nochmal ziemlich groß. Als mein Magen am Anfang der Wanderung geknurrt hat, hab ich einen der größten Schrecken meines Lebens bekommen und einige Momente gebraucht, bis ich verstanden hab, dass ich selbst das war.
Ganz gelegt hat sich die Anspannung eigentlich nie, auch wenn ich gegen Ende meiner Reise auf meiner 2-Tages-Tour zum Wonder Lake zum ersten Mal zumindest sowas ähnliches wie komplette Entspannung gespürt habe. Und auch wenn ich mir mehr als einmal gewünscht habe, nicht ganz mutterseelenallein im Wald zu stehen, war es immer irgendwie okay.
Du solltest Dich auf jeden Fall vor Deiner Reise genau informieren. Das hilft Dir nicht nur im Ernstfall, sondern gibt auch einfach Sicherheit. Die erste Wanderung solltest Du vielleicht nicht gerade in dichtem Waldgebiet beginnen, sondern mit einer Tour in übersichtlicherem Gelände. Vielleicht findest Du auch irgendwo auf einem Campingplatz oder auf dem Parkplatz andere Menschen, denen Du Dich für den Start anschließen kannst.
Zudem solltest Du auf jeden Fall Deinen Bärenspray griffbereit tragen und das mit dem Sicherungsdings ein bisschen geübt haben. Du kannst das Spray auch für den Anfang ungesichert in der Hand halten, das gibt ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit. (Der Autor einem der beiden Bücher unten macht das übrigens immer so, wenn er allein in unübersichtlichem Gelände unterwegs ist!)
Ansonsten einfach tief durchatmen und los! Denk immer dran – direkte Bärenbegegnungen sind selten und Zwischenfälle mit Bären noch viel seltener, solange Du regelmäßig auf Dich aufmerksam machst und bei der Sache bist. Und selbst wenn Du einen Bären triffst, wird er in den allerallermeisten Fällen einfach möglichst schnell vor Dir flüchten.
Hinweise zum respektvollen Umgang mit Bären
All diese Regeln existieren in erster Linie nicht zum Schutz des Touristen, sondern zum Schutz der Bären und der Menschen, die in diesen Gebieten leben. Immer wieder müssen Bären, die zu sehr an Menschen gewöhnt sind und ihre natürliche Scheu verloren haben, oder die gar gelernt haben, dass Mensch = Futter bedeutet, getötet werden. Die Regeln zu kennen und zu befolgen sollte das oberste Gebot für jeden sein, der in Bärengebieten unterwegs ist. Auch wenn es oft nervig sein mag.
Ich habe auf meiner Reise durch Alaska und den Yukon zum Beispiel immer wieder Situationen erlebt, in denen Menschen einfach viel zu nah mit ihren Autos an Tiere am Straßenrand herangefahren sind. Während das im Falle von kleineren Nicht-Raubtieren einfach nur respektlos ist, kann das im Falle von Bären fatale Folgen haben – für Mensch und Tier. Gerade in sehr touristischen Bärenregionen, wie zum Beispiel British Columbia in Kanada, ist auffällig, dass es vermehrt zu Zwischenfällen mit Bären kommt. Die Bären dort verlieren einfach zunehmend ihre natürliche Scheu vor Menschen. Jeder von uns hat es in der Hand, das friede-freude-eierkuchliche Miteinander von Mensch und Bär zu erleben und zu erhalten. Und so stark der Drang auch sein mag, den Bären, den Elch oder sonst was möglichst nah aus der sicheren Blechbüchse heraus zu sehen: Reduziere die Geschwindigkeit und fahr langsam weiter, ohne anzuhalten.
Buchtipps
Jeder, der in Bärengebieten wandern will, sollte sich vorher zumindest mit den Grundlagen der Bärenkunde befassen. Nicht nur zum eigenen Schutz, sondern auch zum Schutz der Bären. Außerdem ist das alles ziemlich spannend.
Ich habe die folgenden beiden Bücher gelesen, die ich Dir wärmstens ans Herz legen möchte:
„Sicherheit in Bärengebieten“ von Rainer Höh (Werbelink): Meines Wissens nach das einzige deutschsprachige Buch zum Thema. Das Buch gibt nicht nur umfassende Tipps zum richtigen Verhalten, sondern auch zu den Lebens- und Verhaltensweisen der Bären. Ein absolutes Lese-Muss für Bärenwanderer! (Aktuell leider nur als E-Book erhältlich.)
Wenn Du zusätzlich auf Informationen aus dem Internet zurückgreifen möchtest, solltest Du Dich vor allem direkt auf Webseiten der entsprechenden Gebiete (zum Beispiel der entsprechenden Nationalparks) informieren. Je nach Region können Bären nämlich unterschiedlich drauf sein.
Mehr Infos und Erfahrungen zum Thema Wandern in Bärengebieten findest Du auch hier im Blog „Do geht’s auffi“, die zur gleichen Zeit wie ich in Kanada unterwegs waren.
Hast Du noch weitere Fragen zum Thema „Alleine wandern und zelten in Bärengebieten“? Oder hast Du selbst schon Erfahrungen mit Bären sammeln können? Dann rein damit in die Kommentare! Ich bin gespannt.
22 Comments
Coole Sache!
Danke fürs verlinken! ;)
Jetzt hab ich wieder Fernweh… na super! :P
Fernweh oder Bärenweh? :D
Wow, vielen Dank für diesen tollen Guide! Ich kann mir schon vorstellen, dass man sich manchmal mulmig fühlt und man sich vllt. zu zweit wohler fühlt.
Aber die Erlebnisse kann dir keiner mehr nehmen :-)
LG, Manu
Ich bin etwas verwirrt! Stehenbleiben, Lärm machen und Bärenspray. Später dann kein Wort mehr vom Bärenspray, aber sich ruhig berühren lassen und später totstellen, aber nicht zu früh.
Das Problem ist wohl, dass man es auch nicht richtig trainieren kann und auch selten erfährt, wenn oder welche grober Fehler zum Tod führt.
Auch die 45 Dollar für das Bärenspray motivieren nicht besonders, zumal es nur einmal nutzbar ist. Bei einer zB zweiwöchigen Tour müsste man dann schon einige mitnehmen, falls man zB genau in der Mitte eine Bärenbegegnung hat,
Oder die Sache mit dem Krach… mach dich bemerkbar, aber bloss keinen Knall. Ich würde es wen wohl eher wie die Japaner machen und ein kurzes Jingle Bear aufnehmen, das ich dann alle 5 Minuten abspielen würde..
Trotzdem, ich bin eher verwirrt als beruhigt. Das soll keine Kritik an deinem Beitrag sein, das Thema ist wohl einfach nur wenig erforscht.
Hi Chris,
danke für den Hinweis – den Bärenspray hab ich bei dem Abschnitt nochmal kurz mit eingefügt. Der ist natürlich immer die erste Wahl, wenn der Bär in den Radius des Sprays kommt. Durch Regen, Gegenwind o.ä., oder weil man ihn einfach doch irgendwo im Rucksackfach mit sich rumschleppt, oder weil man den Bären erschreckt hat und dieser zu schnell reagiert (etc.pp.) kann es aber natürlich sein, dass man diesen nicht erfolgreich einsetzen kann. Dennoch sollte einem der Gewinn an Sicherheit die 45,- schon wert sein. Und da es sowieso (zum Glück) sehr unwahrscheinlich ist, dass man den Bärenspray überhaupt einsetzen musst, muss man davon auch nicht diverse Exemplare mitschleppen. (Wort Case-Szenarien gibt es natürlich immer. Aber ich lass mich ja auch nicht gegen Alien-Angriffe versichern. Wenn man 99,9%ige Sicherheit haben will, ist das aber wohl sowieso nicht das richtige Reiseziel für Wandertouren. )
„Ruhig berühren lassen“ soll man sich auch nicht, aber sich eben nicht zu früh „tot stellen“ (wegen der Scheinangriffe und überhaupt). Das hatte ich nur extra nochmal explizit erwähnt, weil ja immer die Binsenweisheit rumgeistert, dass man sich bei Grizzlybären sofort totstellen soll. Natürlich ist das nur ein Teil der Verhaltenstaktiken, auf die ich ja im einzelnen gar nicht so genau eingehe (sondern auf Fachliteratur verweise).
Richtig trainieren kann man das Ganze nicht, das stimmt. Aber sich richtig zu informieren hilft schon mal sehr viel. Auch gegen die Verwirrung (zumindest ein bisschen :D ).
Dieser Artikel soll übrigens nicht beruhigen, sondern informieren. :-) (Bzw. viel mehr dazu motivieren, sich >richtig< zu informieren.) Ein bisschen Verwirrung ist aber vielleicht ganz gut - in der Hoffnung, dass das den Informationsdrang dann noch steigert und zeigt, dass es eben (leider) nicht nur Schwarz und Grau (und Braun und Weiß ;-) ) in der Bärenwelt gibt. Viele Grüße Kathrin
Wow. Super Artikel und schön ausführlich. Ich war bisher nur in Braunbär Gebieten unterwegs da ist Bären vorsorge nicht ganz so wichtig.
Ich freue mich mehr von dir zu lesen!
Danke Dir ! :-) Das ist allerdings so nicht ganz richtig – Grizzlys sind nämlich auch Braunbären. ;-) Dennoch kommt es natürlich darauf an, wo man unterwegs ist. In Skandinavien gibt es ja z.B. auch Braunbären – mit Bärenkanister und Bärenspray laufen dort wohl aber nur die wenigsten rum…
Viele Grüße
Kathrin
Hey Kathrin,
kurz die Frage, wo Du es her hast, dass Bear Banger in Kanada verboten sind.
Ich frage deshalb, da wir auf unserer 5-monatigen Reise durch Nordamerika (3 Monate Kanada, 1 Monat Alaska und 1 Monat Lower 48s) Bear Banger ohne Probleme als Tourist kaufen konnten und diese auch überall dabei hatten. Bear Banger leisteten uns im Yukon am Polarkreis beste (!!!) Dienste. Regen und starker Wind hätten Bearspray nutzlos gemacht, aber der Bearbanger hat den Grizzly, welcher immer weiter auf uns zusteuerte vortrefflich verjagt. Wir selbst möchten nie in die Situation kommen Bearspray benutzen zu müssen, denn ich möchte einen Grizzly nicht im Radius von 10 m um mich haben!
Viele Grüße
Thomas
Hi Thomas,
Bear Banger sind nicht in Kanada, sondern in (vielen) >Nationalparks< (in Kanada und USA) verboten, weil sie als Waffe gelten. Bedenken bezüglich deren verlässlicher Wirksamkeit haben sowohl "normale" Einheimische als auch Park Ranger geäußert. Aber da mag es sicher unterschiedliche Erfahrungen geben. Habe allerdings erst neulich zufällig auf Youtube ein Video entdeckt, in dem eine Frau vergeblich versuchte, mit einem Bear Banger einen Bären aus des Nachbars Vorgarten zu vertreiben. ;-) Letztendlich muss natürlich jede/r selbst (nachdem man sich informiert hat!) wissen, auf was er/sie sich verlassen möchte. Viele Grüße Kathrin
Wow, dass war mega spannend zu lesen – und ich wünschte du hättest den Beitrag schon früher veröffentlicht. Wir sind nämlich bei einer kleiner Wanderung in den japanischen Alpen im März auf zwei Bären getroffen. Das war irgendwie ein riesiger Schock, weil ich zwar wusste, dass es in Japan Bären gibt – aber nicht damit gerechnet habe, je welche zu sehen. Denn die beiden spielten (?) an einem Hang direkt unterhalb einer Wohnsiedlung. Uns trennte nur ein breiterer Bach (Fluss will ich es nicht wirklich nennen) und wir haben ziemlich schnell, aber ruhig den Rückweg angetreten und sind dann sogar einen Teil mit dem Bus zurückgefahren. Das war SO unerwartet und wir wussten gar nicht, was die richtige Reaktion ist. Als wir es am Abend bei unserer Unterkunft erzählt haben, erzählte uns die Inhaberin dann, dass sie seit 20 Jahren dort wohnt und noch nie einen Bären gesehen hat.
Die Bärenglöcken werden in Japan aber auch angeboten. :)
Huch! :D Bei Japan denkt man wohl wahrlich nicht als erstes an Bären. Das ist ja geil. Und es ist ja noch mal gut ausgegangen. :-) Wandern in Japan würde ich übrigens auch sehr, sehr gerne mal. Und überhaupt mehr vom Land sehen. War ja bisher „nur“ einmal in Tokyo selbst. Wenns soweit ist, frag ich Dich um Rat! ;-) lg
Hey Kathrin,
es freut mich zu sehen, dass sich Dein Blog so gut entwickelt und Du weißt ja, dass ich Deine Artikel gerne lese und wir daher auch schon einen Gastartikel von Dir auf unserem feel4nature Blog veröffentlicht haben – aber bei diesem „Bären „Artikel hier musste ich doch ein wenig „schmunzeln“.
Wir sind gerade selbst wieder für 3 Monate in Nordamerika unterwegs und haben die letzten Wochen auf Vancouver Island verbracht, wo wir auf Wanderungen und kleineren Touren ein ganzes Dutzend an Schwarzbären und einen Grizzlybären gesehen haben und das ist zumindest für uns ja auch das Ziel, wenn wir unterwegs sind – die Natur und deren Bewohner so intensiv zu genießen wie es irgendwie geht.
Aber zurück zu den Bären – von Schwarzbären geht eigentlich gar keine Gefahr aus, solange man sich anständig und zurückhalten verhält. Die meisten Schwarzbären, gerade ausserhalb von NPS, nehmen sofort Reisaus wenn ihnen Menschen zu nahe kommen – es sein denn, man nähert sich ihnen sehr behutsam.
Bei Braunbären bzw. insbesondere Grizzlybären sieht das natürlich etwas anders aus, schon alleine deshalb, weil sie in ihrer natürlichen Lebensumgebung keine Feinde kennen. Allerdings waren wir auch Grizzlybären schon „zum greifen Nahe“ – wichtig ist einfach nur, dass man sich den Tieren nicht aufdrängt. Was im übrigen für alle Lebewesen gelten sollte…
Wirklicher Unsinn an Deinem Artikel ist aber das Bärenspray – Du hast zwar recht, es ist nicht nur ein „Tour-Ding“ aber wird ansonsten nur von „Städtern“ oder „Möchtegern-Outdoorern“ genutzt – die Menschen, die in Bärengebieten leben lachen eher darüber.
Hier in Nordamerika gibt’s dazu einen netten Witz – der frei übersetzt in etwa so lautet: Woran erkennt man den Unterschied zwischen „Schwarz- & Grizzlykacke“? Die von Braunbären riecht nach vergärtem Gras und man kann Spuren von Beeren darin erkennen und die von Grizzlybären riecht nach Pfeffer und es sind kleine „Glöckchen“ drin.
Aber wie dem auch sei, jeder der denkt er könnte einen aufgerichtet 3 Meter großen Grizzly mit Pfefferspray verscheuchen – viel Glück.
Die eigentlich Sache ist aber doch eine andere, wer sich raus in die freie Natur begibt, gerade dort wo sie noch halbwegs wild ist, der muss sich nunmal auch damit abfinden, dass es gewisse Gefahren gibt – das man ein Risiko eingeht. Und damit ist eigentlich alles gesagt…
Die Zahl der „Gelegneheits-Wanderer“ die hier in den Bergen der USA oder Kanadas pro Jahr irgendwo abstürzt, sich verläuft oder irgendwie anders ums Leben kommt ist um ein vielfaches höher als es überhaupt irgendwelche Zwischenfälle mit Bären oder anderen Tieren gibt.
Egal ob Bären, Elche, Pumas etc. es ist ein wahres Privileg solche Lebewesen noch in freier Wildbahn erleben zu dürfen und statt davor Angst zu haben oder diese zu schüren ist es meiner Meinung sinnvoller den Menschen die Faszination dafür mitzugeben. Anderseits ist es wahrscheinlich für die Tiere sogar besser, wenn man ihnen etwas „Böses“ andichtet – so werden sie wenigstens in den meisten Fällen nicht von Menschen bedrängt.
Wie dem auch sei – wir machen uns morgen für die nächsten 8 Wochen auf nach Alaska und hoffen, dass wir noch einige Bären auf unseren Wanderungen treffen und mit ganz viel Glück vielleicht auch noch ein paar Wölfe. ;)
Ich hoffe, Du bist mir nicht böse – dass ich hier meine Meinung so offen schreibe, es ist ja vollkommen ok – wenn Dein Artikel Deinen persönlichen Ansichten und Erfahrungen entspricht. Unsere ist einfach eine andere…
Beste Grüße, Christian
Hi Christian,
ich bin Dir nicht böse, keine Sorge. ;-) Allerdings kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, wo ich hier in diesem Artikel Bären etwas Böses andichte oder Angst schüre. Viel mehr mache ich gleich von Anfang an ausfürhlich deutlich, dass von Bären (egal ob schwarz oder braun) eigentlich so gut wie keine Gefahr ausgeht, dass es aber – vor allem unter Verkettung unglücklicher Umstände (= man überrascht den Bären, gerät zwischen ihn und den Nachwuchs o.ä.) – zu Zwischenfällen kommen kann und auch immer wieder mal kommt. Für diesen Fall ist es durchaus gut, sich vor der Reise mit der Körpersprache und dem Wesen der Bären sowie passenden Verhaltensweisen und Schutzmaßnahmen auseinanderzusetzen, wofür ich diesen Artikel geschrieben habe. Und Bärenspray ist dabei ein durchaus wirksames – dazu wurden viele Versuche durchgeführt und auch reale Zwischenfälle zeigen dies immer wieder – Mittel, welches zumindest in Alaska und im Yukon, worauf ich meine Erfahrungen hier meine Braunbär-Erfahrungen beziehe, auch von vielen Einheimischen beim Joggen, Wandern, Radfahren (…) bei sich getragen und keinesfalls beschmunzelt wird. (Sowas wie Städter oder oder „Möchtegern-Outdoorer“ gibt es dort oben übrigens quasi nicht, der ein oder andere Bär schaut selbst in Anchorage gern mal vorbei.) Bei einem „aufgerichteten 3 Meter großen Grizzly“ sollte man übrigens aber wirklich keinen Bärenspray anwenden – zum einen ist der Kopf dann definitiv außer Reichweite und zum anderen ist das auf die Hinterbeine stellen kein Zeichen von Aggressivität (steht auch im Artikel ;-) ).
Zudem darfst Du auch nicht übersehen, dass sich dieser Artikel vor allem auf das Thema „ALLEINE Wandern in Bärengebieten“ bezieht. Das ist aus vielerlei Gründen – vom persönlichen Sicherheitsgefühl über die natürlichen Anzeichen für die Anwesenheit von Menschen bis hin zur abschreckenden Wirkung auf den/die Bären im Falle eines überraschenden Zusammentreffens – einfach nochmal eine andere Sache.
Habt eine schöne Zeit!
Kathrin
Hey Kathrin,
zunächst einmal kann das jeder mit dem „Bärenspray“ natürlich ganz so halten wie er mag und wie er sich am besten fühlt, nur um das nochmal vorweg zu sagen.
Ansonsten habe ich ja auch in Deinen anderen Alaska Artikeln gestöbert und da ist immer wieder die Rede davon, wieviele „Sorgen“ Du dir um Bären und große Elche machst. ;) Daher würde ich das schon so interpretieren, dass das ein eher negatives Licht auf Bären wirft…
Wie dem auch sei – natürlich gibt’s Test, Berichte und Empfehlungen zu Bärenspray oder Büchern wie man sich am besten Bären gegenüber verhält…, schliesslich muss sich der Kram ja irgendwie verkaufen. ;)
Wir haben in den letzten Wochen hier in Alaska. im Yukon und im Norden von BC fast 60 Bären gesehen, gerade vor drei Tagen habe ich keine 5 Meter von einem jungen Grizzlybären entfernt gesessen. Alles was es dafür braucht ist ein wenig Respekt und klaren Menschenverstand, wie immer wenn es um andere Lebewesen geht. Und anstatt irgendwelche Touren zu buchen, Bücher oder Bärensprays zu kaufen – sollte man lieber ganz einfach raus in die Natur gehen und respektvoll seine ganz eigenen Erfahrungen sammeln. That’s it…
Klar kann dabei etwas schief gehen, aber die Gefahr auf dem Weg in die Natur im Strassenverkehr umzukommen oder einem unliebsamen Mitmenschen zum Opfer zu fallen ist millionenfach größer und darüber macht sich anscheinend ja auch niemand Gedanken oder verfasst darüber Artikel oder Bücher. ;)
Aber so ist unsere Welt wohl nunmal einfach gestrickt…
Ich hatte auf FB gesehen, dass Du wohl gerade im Glacier NP unterwegs bist – wie lange bist Du denn noch in der Gegend? Da werden wir wohl in ca. 2 Wochen auf dem Weg nach Süden auch noch vorbeischauen.
Beste Grüße, Christian
Lieber Christian,
ich habe auf meinem Blog darüber berichtet, wie es sich für mich angefühlt hat, zum ersten Mal alleine in einer mir bis dato völlig unbekannten Gegend wie Alaska mit allem was dazu gehört unterwegs zu sein. Alleine, als mit 1,66m und 67 kg nicht gerade imposante Gestalt und inklusive Backcountry Camping. Nicht mehr und nicht weniger. Ansonsten lehne ich mich jetzt mal zufrieden in meinem Campingstühlchen zurück in dem Wissen, die amerikanische Wirtschaft durch das Propagieren von scheinbar unnützem Bärenspray und obsoleten Büchern angekurbelt zu haben. Ich genieße gerade jeden Tag meiner Reise durch den Nordwesten (genauso wie damals in Alaska und im Yukon) und da kann man ja auch mal was zurückgeben.
Hallo Fräulein Draussen, ich lese deine Berichte voll Begeisterung. Seit letztem Jahr wandere ich in Richtung Santiago, von Österreich aus. (Ist ein 4-Jahres-Plan, da ich jeweils nur ca 50 Tage Zeit habe und nicht mehr die Jüngste bin.) Dieses Jahr geht es mit meiner Hängematte durch die Schweiz, wo es etliche Bären sowie Wölfe und Luchse gibt.
Daher erstmal ein grosses Danke für deinen umfassenden Bericht und auch für die Info über weiterführende Literatur. Und eine Frage: Bist du schon mal durch Wolfsgebiete gewandert? Hast du dazu Erlebnisberichte und Tipps?
Liebe Grüsse, Irmi
Hallo liebe Irmi,
vielen Dank, das freut mich. :-) Dein Plan klingt toll!
Also in der Schweiz brauchst du dir um Bären, Wölfe oder sonstiges keine Gedanken machen, da bin ich mir ziemlich sicher. Die Chance, dass du dort überhaupt eines dieser Tiere siehst, ist sowas von gering und dass sie nicht sofort Reißaus nehmen oder dir gar etwas tun wollen würden noch viel mehr.
Ich wünsch dir tolle Wandererlebnisse und viele schöne Begegnungen mit Mensch und Tier!
Pingback: Bären beim Zelten: So entkam ich damals einem Bärenangriff - Outdooray
Hallöchen,
…ganz toller Artikel, vielen Dank!!!!!
Schöne Grüsse,
Frank
Hallo, natürlich sind diese vielen Ratschläge zum richtigen Umgang in Bärengebieten richtig und dem ist inhaltlich
nichts entgegen zu setzen. Jedoch bleibt beim lesen ein übler Nachgeschmack, dass vieles schon genau so gelesen wurde. Mir persönlich jedoch ein wenig zu viel Copy&Paste. VG Ed
Und ich würde mal behaupten, dass man einen solchen Artikel abgesehen von den inhaltlichen Fakten, die ich nun mal nicht neu erfinden kann, individueller fast gar nicht formulieren kann. Ansonsten bist du aber natürlich herzlich dazu eingeladen, deine Plagiatsvorwürfe mit Beispiel zu belegen. (Sei dir dann aber bitte auch sicher, dass die Verfasser nicht bei mir abgeschrieben haben).
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