Zuletzt aktualisiert am 21. November 2019
[enthält Werbung] Fernwandern in der wunderschönen Schweiz – das muss nicht immer unzählige Höhenmeter und alpine Herausforderungen beinhalten! Im Jura & Drei-Seen-Land kann man das kleine Alpenland von seiner sanfteren Seite bewundern und vor allem auch bewandern. Und der Jura-Höhenweg ist dafür ideal.
Ich habe einen der ältesten Fernwanderwege Europas in diesem Sommer auf einer dreitägigen Tour erkundet. In diesem Artikel findest Du meinen Bericht und alle Infos dazu.
Werbehinweis: Dieser Artikel entstand in bezahlter Zusammenarbeit mit Jura & Drei-Seen-Land und enthält daher Werbung für diesen Kooperationspartner. Meine persönliche Meinung und meine Berichterstattung wurden dadurch nicht beeinflusst. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog erfährst Du hier.
Wandern in Wolken
Der Jura-Höhenweg führt über die Bergrücken des gleichnamigen Mittelgebirges. Und die Ausblicke von dort über die drei großen Seen (Bielersee, Neuenburgersee und Murtensee) bis hin zu den Alpen, den Vogesen und dem Schwarzwald sind zweifelsohne eines der Highlights des insgesamt rund 320 Kilometer langen Fernwanderweges.
Am ersten Tag meiner Wanderung konnte ich jedoch nicht viel – um nicht zu sagen nichts – davon sehen. Die Bergrücken waren in ein dichtes Nebelkleid gehüllt, dazu mischten sind hartnäckiger Regen und eisiger Wind. Ich war die einzige Wanderin weit und breit. Allein die Kühe, die ebenso durchnässt waren wie ich, leisteten mir Gesellschaft.
Vielleicht lag es an meiner allgemeinen Begeisterung für schlechtes Wetter, vielleicht auch einfach an der Tatsache, dass den Wiesen und Wäldern, durch die der Höhenweg an diesem Tag führte, dieses Outfit einfach ziemlich gut stand – jedenfalls konnten der Nebel und Regen meine Freude am Draußensein nicht trüben.
Am Chasseral, mit rund 1.606 Metern die höchste Erhebung des Berner Jura, hätte ich mir trotz aller Schlechtwetterliebe dann aber doch ein bisschen Weitblick gewünscht, denn der ist von dort wirklich großartig. Davon konnte ich mich aber erst am nächsten Tag überzeugen, denn an diesem Nachmittag sah ich lediglich die Spitze des weithin sichtbaren Sendemasten aus dem Nebel ragen, bevor ich mich vor Regen und Wind ins nahegelegene Hotel mit Gasthaus für eine große Portion heißen Kaffee flüchtete und auf meinen Transfer zu meiner Unterkunft etwas weiter unten im Tal wartete. Wohlwissend, dass der Wetterbericht für die kommenden Tage Besserung versprach.
Das sanfte Gesicht der Schweiz
Wenn man an die Schweiz denkt, denkt man wohl vor allem an eines: Hohe Gipfel, schroffe Berghänge, mächtige Gletscher. Dramatisch, beeindruckend, atemberaubend. Im Jura sucht man diese Landschaft allerdings vergeblich, die Alpen sind lediglich in der Ferne erkennbar (was bei guter Sicht allerdings ebenfalls ziemlich beeindruckend ist).
Dass das Jura „trotzdem“ eine wunderschöne und mitunter ziemlich einzigartige Wanderwelt ist, konnte ich am nächsten Tag endlich auch mit eigenen Augen sehen. Der Wind war zwar noch stärker als am Tag zuvor, allerdings pustete der nicht nur mir, sondern auch den Wolken kräftig entgegen und vertrieb sie so von den Hängen und Gipfeln. Zurück blieb blauer Himmel, über den hin und wieder Wolkenfetzen huschten, und die mitunter ziemlich wild anmutenden, geschwungenen Hänge und steilen Abbruchkanten des Jura.
Es war ein Wandertag wie aus dem Bilderbuch. Denn so sehr ich es manchmal auch mag, mich beim Wandern oder Trailrunning zu verausgaben und meine Grenzen auszutesten, genauso liebe ich Wanderwege, die mich nicht zu sehr fordern und mir die Möglichkeit geben, mich ganz auf das Draußensein, auf das in der Natur sein zu konzentrieren.
Der Jura-Höhenweg ist genau so ein Weg. Er kann einen zwischendurch durchaus ins Schwitzen bringen, aber genauso lässt er Zeit und Luft, ganz in Ruhe die Umgebung zu erkunden und die Dinge links und rechts am Wegesrand genauer zu inspizieren. Reife Beeren pflücken, großen Schnecken beim kriechen zusehen, in einen Wald aus Klee eintauchen und die Blüten der Disteln beobachten, an denen sich ein Falter an den nächsten reiht – so und nicht anders muss Wandern manchmal einfach sein.
Highlight im Jura: Der Creux du Van
Mein dritter Tag auf dem Jura-Höhenweg war für mich der schönste, und das nicht zuletzt wegen der Wolken, die mir auf der ersten Etappe noch das Leben schwer gemacht hatten. Denn dieses Mal wanderte ich nicht in den Wolken, sondern über ihnen. Bei strahlendem Sonnenschein lief ich durch Wälder und über karge Hänge, während die weiße Masse unter mir in den Tälern waberte. Irgendwann war da nur noch ich auf der einen Seite über den Wolken und der Creux du Van auf der anderen Seite. 160 Meter hohe, senkrechte Felswände, die einen vier Kilometer langen und über einen Kilometer breiten Talkessel umranden, und an dessen Kante ich schon wenig Stunden später stehen sollte.
Bis dahin stand mir aber noch ein langer, steiler Abstieg hinunter ins Dörfchen Noiraigue bevor, dem Ausgangspunkt für die Wanderung zum Creux du Van. Eigentlich hatte ich geplant, die zusätzlichen 14 Kilometer und rund 700 Höhenmeter der Rundwanderung erst am nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Doch irgendwie wollte ich noch nicht, dass mein Wandertag endete, und so entschied ich mich dafür, ihn einfach zu verlängern.
Der steile Aufstieg hatte es ganz schön in sich, nachdem ich bereits einige Wanderstunden in den Beinen hatte, aber je steiler der Anstieg, desto schneller ist er bekanntlich wieder vorbei. Und der Ausblick vom Rand des „Grand Canyons der Schweiz“ entschädigt sowieso für alle Mühen.
Nachdem ich am Vortag das Wandern ganz in Ruhe genossen hatte, hatte ich an diesem Tag ordentlich Kilo- und Höhenmeter zurückgelegt. Aber jetzt war es so gut wie geschafft. Ich ließ mich müde aber glücklich ins Gras fallen und genoss den Ausblick sowie die Erinnerungen an drei ganz unterschiedliche, aber immer schöne Wandertage auf dem Jura-Höhenweg.
Mein Fazit zum Jura-Höhenweg
Allein das Panorama vom Creux du Van ist die Reise ins Jura & Drei-Seen-Land wert. Doch auch der Rest des Jura-Höhenwegs (wobei ich aus eigener Erfahrung nur für die Etappen 7 bis 9 sprechen kann) ein toller Fernwanderweg in einer immer wieder ziemlich einzigartigen Landschaft.
Ich fand es sehr spannend, die Schweiz nochmal von einer ganz anderen Seite zu sehen, nachdem ich dieses Jahr schon zum Wandern im Tessin und am Aletschgletscher im Wallis war. Nicht nur die Sprache – im Jura wird hauptsächlich Franzöisch gesprochen – sondern auch die Landschaft und das ganze Flair sind in diesem Teil der Schweiz besonders.
Der Weg selbst ist nie zu fordernd und somit auch für Fernwanderanfänger ideal. Immer wieder geht es zwar auf und ab, aber nie zu lange und nie zu steil. Und dank der Höhenmeter warten immer wieder schöne Ausblicke – sofern man denn einen schönen Tag mit klarer Sicht erwischt. Das ist im Jura-Gebirge nicht immer selbstverständlich, denn die Wolken bleiben gern mal an den Höhenzügen hängen. Aber auch das macht den Weg besonders. Vor allem, wenn man das Glück hat, auch mal über diesen Wolken wandern zu können.
Meine 3-Tages-Wanderung auf dem Jura-Höhenweg im Überblick
Wenn Du Lust bekommen hast, auch mal ein verlängertes Wochenende (oder sogar länger) im Jura & Drei-Seen-Land zu verbringen, findest Du nachfolgend alle Infos zu meiner 3-Tages-Wanderung auf dem Jura-Höhenweg zum Nachwandern.
Tag 1: Frinvillier nach Chasseral
Distanz / Höhenmeter: 17 km, 1.350 m Aufstieg, 300 m Abstieg
Route: Von Frinvillier nahe der Stadt Biel (Bienne) geht es fast stetig bergauf bis zu einem der höchsten Gipfel im Schweizer Jura, dem Chasseral.
Unterkunft: Im Hotel Chasseral kann man direkt auf dem Gipfel übernachten und kann so bei entsprechendem Wetter bestimmt einen ziemlich eindrucksvollen Sonnenauf- und Untergang erleben. Meine Unterkunft lag etwas weiter unterhalb im Tal, die Betreiber des Cheval-Blanc bieten einen Transfer vom und zurück zum Chasseral an. Das Hotel selbst kann ich leider nicht so wirklich weiterempfehlen, es wurde am Empfang geraucht und das Frühstück war sehr dürftig (und das nicht nur aus Perspektive eines Vegetariers bzw. Veganers). Die Zimmer an sich waren aber in Ordnung.
Mehr Informationen: Etappe 7 des Jura-Höhenweg
Tag 2: Chasseral nach La Vue-des-Alpes
Distanz / Höhenmeter: 20 km, 700 m Aufstieg, 1.000 m Abstieg
Route: Eine abwechslungsreiche Etappe zwischen dem oberen St. Imier-Tal und dem
Val de Ruz bis zur Passhöhe der Vue des Alpes. Vor allem der erste Teil vom Chasseral ab Richtung Westen war toll.
Unterkunft: Das Hotel La Vue-des-Alpes liegt direkt auf der Route und ist ein viel besuchtes Ausflugsziel. Die Zimmer sind eher spartanisch, das Frühstück ebenso. Die Unterkunft ist die einzige auf der Passhöhe und als solche auf jeden Fall in Ordnung.
Mehr Informationen: Etappe 8 des Jura-Höhenweg
Tag 3: La Vue-des-Alpes nach Noiraigue und Rundwanderung zum Creux du Van
Distanz / Höhenmeter: 22 km, 860 m Aufstieg, 1.400 Abstieg) + von Noirague zum Creux Du Van (14 km, 770 m Aufstieg und Abstieg / Rundwanderung)
Route: Wunderschöne Wälder, tolle Ausblicke, unter anderem auf den Creux du Van in der Ferne, welcher definitiv ein Highlight in dieser Region (und darüber hinaus) ist.
Unterkunft: Sehr freundliche und bemühte Mitarbeiter/innen, schöne Zimmer, leckeres Essen – das Hotel de l’Aigle in Couvet (eine kurze Zugfahrt von Noiraigue entfernt) kann ich definitiv empfehlen.
Mehr Informationen: Etappe 9 des Jura-Höhenweg + Rundtour Creux du Van
Wanderschuhtipp für den Jura-Höhenweg
Der Jura-Höhenweg führt viel über gut begehbare Wege, aber auch der ein oder andere steinige Pfad oder steile Waldweg ist dabei. Mit den Innox GTX Mid Ws von Lowa ist man für diese Fernwanderung gut gerüstet. Für die unwegsameren Passagen geben sie genügend Halt und Sicherheit, und gleichzeitig sind sie auf Untergründen wie Forstwegen oder Asphalt sehr angenehm. Die Gore-Tex-Membran hält zudem den Regen draußen, der in dieser Gegend gerne mal auftritt und dann auch die vielen Wiesen durchnässt, über die die Route führt.
Alles Infos zum Jura-Höhenweg
Route und Verlauf: Auf 320 Kilometern und 16 Etappen verbindet der Jura Höhenweg die Städte Zürich und Genf und verläuft dabei in einem Bogen über die Höhenzüge des Schweizer Juras.
Anreise: Die Start- und Endpunkte jeder Etappe sind mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar, welches in der Schweiz hervorragend ausgebaut ist. Tipp: Mit der App der SBB hat man die Fahrpläne immer griffbereit und kann dort auch alle Tickets für Nah- und Fernverkehr kaufen.
Anforderungen: Technisch gesehen birgt der Jura Höhenweg keine Schwierigkeiten, man wandert durchgehend auf Wanderpfaden oder breiteren Wegen. Immer wieder sind allerdings Auf- und Abstiege zu meistern, auf der gesamten Länge des Weges rund 13.700 Höhenmeter. Diese sind jedoch selten lang und steil, sodass der Jura-Höhenweg auch perfekt für (Fern-)Wander-Anfänger geeignet ist. Auch die Beschilderung ist gut, gelbe Wanderschilder, teilweise inklusive Entfernungsangaben und die große weiße „5“ auf hellgrünem Hintergrund weisen Jura-Höhenweg-Wanderern in regelmäßigen Abständen den Weg.
Unterkünfte und Gepäcktransport: Vom Berggasthof bis zum Hotel gibt es entlang des Jura-Höhenwegs eine mal mehr, mal weniger große Auswahl an Unterkünften. Je nach Etappen ist es empfehlenswert, diese vorzubuchen.
Meine Wanderung wurde von Eurotrek organisiert, die sowohl die Unterkünfte als auch einen Gepäcktransport zwischen den einzelnen Unterkünften für mich gebucht haben, sodass ich mit leichtem Tagesrucksack unterwegs sein konnte. Auch wenn ich meine Sachen immer noch am liebsten selbst trage, muss ich zugeben, dass diese Variante schon so seine Vorteile hat. Und natürlich ist das vor allem auch für Menschen, die vielleicht aus gesundheitlichen Gründen nicht so viel tragen können oder einfach nicht viel tragen wollen eine tolle Möglichkeit. Mehr Infos zu den Angeboten von Eurotrek für den Jura-Höhenweg findest Du hier.
Mehr Infos: Weitere Informationen zum Jura-Höhenweg findest Du auf der Webseite von Jura Drei-Seen-Land sowie bei schweizmobil.ch. Von SchweizMobil gibt es auch eine kostenlose App mit detaillierten Karten und Wanderrouten.
Warst Du schon mal zum Wandern im Schweizer Jura oder gar auf dem Jura-Höhenweg unterwegs? Ich freu mich auf Deinen Kommentar!
8 Comments
Pingback: 2-Tageswanderung - Les-Rochats - Chasseron - Vallorbe - Jura-Höhenweg
Danke für Deine spannende Reportage über „unseren“ Jura! Kennst Du auch den Lac de Joux, den grössten See im Waadtländer Jura? Der liegt echt fast am Ende der Welt und ist eine richtig Perle! Unbedingt mal hinfahren…
Der Jura-Höhenweg ist definitiv eine der schönsten Langstreckenwanderungen der Schweiz. Ich habe ihn sogar noch etwas verlängert, nämlich vom Hauptbahnhof in Zürich bis zu jenem in Genf, und beschreibe jede Etappe auf meiner Website. Viel Spass beim Lesen und Mitträumen.
Hallo Fräulein Draussen,
Der Jurahöhenweg ist mein Frühsommerziel. Ich wohne selber am Juranordfuss und habe eigentlich vor, mit allem loszulassen, dh mit Campingausrüstung. Die ersten 2 Etappen von zuhause bis zum Höhenweg 5 kenne ich schon recht gut, ist ja „mein „Hinterland.
Da ein Rucksack über 10 kg für mich ein Foltersack ist- nach Skiunfall zu kniebelastend- möchte ich mit einem zweirädrigen Wanderanhönger von Wheelie (radical Design, NL) losziehen.
Nun frage ich mich aber schon, wie realistisch mein Plan ist, mit 15- 18 kg Gepäck aufm Karren durch den Jura zu ziehen.
Rauf kommt man immer, aber wie sind die Abstiege? Steil, schmal, steinig?
Liebe Grüsse
Annette
Hallo Annette,
ich kenne ja nun auch nur ein paar Etappen des Weges, da gab es aber definitiv einige schmale, steinige und steile Abschnitte, die meiner Meinung nach nicht für irgendeine Art von Karren geeignet sind. Entweder du müsstest vorher genau planen und solche Abschnitte umgehen (ob das immer gut möglich ist, weiß ich allerdings nicht, wobei die Gegend ja straßen- und wegemäßig ganz gut erschlossen ist) oder – das wäre definitiv meine Wahl – einfach dein Rucksackgewicht reduzieren? Ein Limit von 10 kg wäre ja theoretisch mit einigermaßen minimalistischer Campingausrüstung inkl. Wasser und Proviant sehr gut machbar. Dazu Stöcke zur Entlastung der Knie auf steileren Abstiegen. Ich weiß jetzt nicht, wie viel Erfahrung du schon mit diesem Wagen hast (oder ob du überhaupt welche hast) – ich hab überhaupt gar keine, könnte mir aber vorstellen, dass das bei An- und vor allem auch Abstiegen auch nicht wirklich knieschonender ist, auch wenn die Art der Belastung natürlich ein bisschen anders ist. Aber man muss das Gewicht ja trotzdem irgendwie bewegen und vor allem abbremsen…
Kathrin
Hallo,
danke für deine schöne Wegbeschreibung.
Ich möchte auch ein paar Streckenabschnitte des Wegs gehen, aber wild campen. Laut Bekannten kein Problem. Trotzdem meine Frage an dich, ob du sagen würdest, dass man unterwegs ein kleines Zelt für jeweils eine Nacht aufstellen kann.
Vielen Dank.
LG Petra
Hallo Petra, erlaubt ist es nicht. Darüber hinaus findet man für ein kleines Zelt ja eigentlich fast immer und überall irgendwo Platz, wenn man keine großen Ansprüche hat. Die Gegend dort ist sicher keine Ausnahme, mehr kann ich dazu aber auch nicht sagen (zumal meine Tour schon ein paar Jährchen her ist). Wasser kann ggf. ein Problem sein, da es eher wenige natürliche Wasserquellen gibt. Und vieles ist halt Kuhweide.
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