[Gartastikel] Zu Fuß quer über die Lofoten, vom historischen Fischerdorf in Å bis nach Henningsvær, auf den wohl berühmtesten Fußballplatz der Welt. Gastautorin Nina begab sich gemeinsam mit ihrem Partner auf eine rund 150 Kilometer lange Wanderung durch die Inselwelt im hohen Norden Norwegens. Ihr Weg führte sie über (manchmal im wahrsten Sinne des Wortes) atemberaubende Pfade und viel querfeldein zu bekannten und verborgenen Naturschauplätzen der Lofoten. Jenem Ort, wo die Berge das Meer und den Himmel berühren und an dem man sich stets irgendwo zwischen Mittelerde und Karibik wähnt.

Sie erlebten viel Wunderbares, stießen aber auch an ihre Grenzen. In diesem Gastartikel berichtet Nina von beidem, und gibt nach dem Wanderbericht noch nützliche Tipps für alle, die selbst eine Trekkingtour über die Lofoten planen. Eine feststehende Route oder gar einen ausgeschilderten Wanderweg gibt es dafür nämlich nicht.


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Lofotendurchquerung in 11 Tagen

Es ist mein siebtes Mal in den arktischen Regionen Skandinaviens, und vorerst das letzte Mal. Anfang des Jahres habe ich mich gefragt: “Wie geht es jetzt weiter?” Mein Projekt mit den schwedischen Tiefseekorallen war abgeschlossen. Ich wollte weiterziehen und die Welt entdecken, träumte von tropischen Korallenriffen und 365 Tagen Sommer. Die Kälte der letzten Jahre und die langen, dunklen Winter haben an mir gezehrt und eisige, glitzernde Spuren in mir hinterlassen. Ich bin ein riesengroßer Fan der Arktis und sie standen schon lange auf meiner Bucket List, die Lofoten. Nachdem ich und mein Partner im Juli unsere Wohnung aufgelöst hatten und auf gepackten Koffern saßen, blieb noch etwas freie Zeit. Und da hörte ich ihn, den Ruf der wilden Arktis, für ein vorerst letztes Abenteuer im hohen Norden.

Die Wildnis in mir

Vom Boot aus sah ich sie schon in weiter Ferne, aus dem Meer gewachsene Berge, Fjorde und rote Holzhäuser. Voll Vorfreude hielt es mich kaum noch auf den Sitzen. Nach der schaukeligen Fährfahrt sprang ich vom Schiff und wollte nur noch den Boden küssen. Endlich wieder an Land!

Bis in die späte Nacht wanderten wir, erst entlang der Straße, und dann entlang des ersten Sees zu unserem Nachtlager. Es war so ein schönes Gefühl, mir die Beine vertreten zu können und nur das bei mir zu haben, was ich tragen konnte und wirklich brauchte. Endlich wieder frisches und klares Wasser direkt aus den Quellen zu trinken. Und draußen im Freien zu schlafen.

Es war das erste Mal, dass ich die Mitternachtssonne sah. Ist der Tag überhaupt vorbei, auch wenn die Sonne nicht untergeht? Das Wasser im See war kalt und der Ausblick beim Baden phänomenal, Berge gehüllt in warm goldenem Licht. Süßwasser überall auf meiner Haut. Als würden all die Anstrengung, Aufregung und Abschiedstränen von mir abgewaschen werden. All meine Rollen als Unternehmerin, Meeresbiologin, Freundin, Schwester, Partnerin, habe ich für die nächsten Wochen komplett einmal ausgezogen und von mir abfallen lassen, wie ein altes Kleid. Kein Strom, kein Telefonempfang, kein Internet, kein Netflix, keine heiße Badewanne, keine Sauna, kein warmes Bett, keine Uhrzeiten, keine Termine. Was war jetzt noch übriggeblieben? Natur pur und mein bester Freund. Für die nächsten Tage fand das Leben ganz draußen statt, bei Wind und Wetter, wild und frei. Einfach und simpel. Aufstehen, wandern, essen und trinken, Fotos machen, das Zelt aufbauen, baden, Zähne putzen und schlafen gehen. Die Natur genießen und draußen sein.

Der Weg ist das Ziel

Ursprünglich wollte ich flott unterwegs sein, suchte eine sportliche Herausforderung in schöner Landschaft. Die eigentlich geplante Strecke war viel länger, und die Anzahl der Wandertage kürzer geplant. Doch da hatte ich die Rechnung ohne die Natur gemacht! Plötzlich war es viel mehr das Entdecken und Erforschen einer neuen Umgebung, das für mich den Reiz ausmachte.

Ich wusste es zu dem Zeitpunkt noch nicht,  aber der erste Tag sollte mit der schönste der ganzen Reise werden. Von oben sah die Route auf der Karte aus, als führte sie über ein Stück Schweizer Käse. Durchlöchert von Fjorden und Seen, vom ersten Bergsattel aus blickte ich beidseitig auf das Meer.

Die Tour war eine Sackgasse, auf den Sattel, zur Küste auf der anderen Seite und wieder zurück. Niemand sonst war hier unterwegs auf dem dschungelartigen Pfad. Die Vegetation überwucherte den Weg und war reich an Farben und Farnen, der Duft der Blüten und die Muster der wilden Orchideen erinnerten mich an den Frühling. Der Weg ging direkt am Wasser entlang, kletternd umklammerten meine Finger die raue Felsformation der Berge. Auf dem Wasser balancierte ich von Stein zu Stein, um die tobenden Wellen auf der wilden Seite des Nordmeers zu erreichen.

Ich hörte den Gesängen der Vögel zu, dem lauten Fiepen des Austernfischers, fand grüne Eierschalen, entdeckte bewohnte Nester und scheuchte aus Versehen die Küken des Moorschneehuhns auf. Hasen hoppelten den Weg entlang, Mäuse spitzten zwischen dem Gras hervor und Schmetterlinge küssten die letzten Frühlingsgefühle wach. Der Tag fühlte sich an wie ein magisches Spiel. Was gibt es noch zu entdecken?  Was gibt es noch Schöneres zu sehen? Wie kann es jetzt noch schöner werden? Eingerahmt vom Gebirge und wild bewachsen fühlte ich mich, als wäre ich an einen Ort zurückgekehrt, den ich vor langer Zeit verlassen hatte. Vertraut, beschützt und geborgen. Ich war wieder Kind.

Über die monotone Bewegung meines Körpers, der einen Schritt nach dem anderen setzte, machte sich eine tiefe Ruhe in mir breit. Doch in meinem Kopf war es sehr laut: Jeder Gedanke, den ich Tag für Tag beiseitegeschoben hatte, zeigte sich jetzt, wollte gehört und gesehen werden. Filme aller Art spielten sich ab, ich beobachtete sie und lies sie vorbeiziehen wie Wolken, nach ein paar Stunden sah mein gedanklicher Himmel allerdings genauso düster aus wie der echte. Faszinierend, was so ein bisschen Zeit in der Natur alles bewirken kann. Um das zu erleben, hätte ich zuhause wohl tagelang auf meinem Meditationskissen sitzen dürfen.

Überall Wasser

Es fing an zu regnen und der Weg wurde rutschig. Es blies ein kalter Wind und die ausgetrockneten Bachläufe verwandelten sich in reißende Zuflüsse. Die dicken Regentropfen vermischten sich mit den Schweißperlen auf meiner Stirn. Die heutige Dusche hatte ich mir anders vorgestellt. Hungrig und durstig retteten wir uns in einen Jagdunterschlupf. Es regnete in Fluten. Der Dackel eines weiteren Wanderpaares versteckte sich zwischen meinen Beinen und verweigerte das Weiterlaufen, was uns alle herzlich zum Lachen brachte.

Es gab mein Lieblingsessen, heißer Couscous mit Gemüsebrühe. In trockenen Socken kuschelte ich mich in meinen weichen Schlafsack und hörte dem prasselnden Regen beim Einschlafen zu. Ich träumte davon, auf einem Floß übers Meer zu treiben, in tobenden Fluten, ganz alleingelassen.

Am nächsten Tag fühlte es sich an, als wären aus dem Nichts überall Wasserfälle aufgetaucht. Rundherum plätscherte und rauschte es und wir machten uns einen Spaß daraus, direkt von der tropfenden Felswand zu trinken. Wir lachten über unsere nassen Füße und machten uns lustig übereinander, wenn wir im Schlamm ausrutschten. Nass bis auf die Unterhose, nach nur wenigen Stunden. Der Fluss war nun der Weg und der Weg wurde zum Fluss, im magischen Land der Wasserfälle. Es fühlte sich an, als würde mir jemand eimerweise das Wasser über den Kopf schütten. Das Terrain wurde zu einem Kneippbad, das eisige Wasser wickelte sich um meine Knöchel und ich hatte keine Ahnung, in was ich mich hier hineinbegeben hatte.

Es war wie in einem Film, Jurassic Park gemischt mit Dschungelbuch und Herr der Ringe, der frische Geruch von Regen, das weiche Moos, immer neue Landschaften, völlig surreal. Ich war zutiefst beeindruckt und berührt. Jedes Mal, wenn ich um die Ecke oder über einen Hügel blickte, wartete ein noch erstaunlicherer Anblick. Wow, wow, wow.

Doch nach fünf durchweichten Tagen zögerte auch ich, am Morgen aus dem Zelt zu kommen. Ich wollte nicht schon wieder in die kalten, nassen Socken. Die Füße über Nacht trocken zu bekommen wurde immer schwieriger. Ich war mehrmals kurz davor, mich einfach hinzusetzen und auf dem Po den Berg runterzurutschen, oder einfach ganz sitzen zu bleiben, es war viel zu glatt und schlammig. Das Einzige, was mich davon abhielt war, dass ich meine letzte trockene Hose trug. Mit verzogenem Gesicht musste ich mich zu jedem Schluck eisig kalten Wassers zwingen. Die kalte Schokolade mit Nüssen verlor gänzlich ihren Reiz.

Es dauerte Abend für Abend länger, einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Der Boden hatte sich in einen sumpfigen Morast verwandelt. Die Nächte wurden dadurch länger und die Tage kürzer. Da es immer hell war, verlor ich nun völlig das Zeitgefühl. Der Wanderhunger überkam mich nun auch. Ich schaffte es nicht, so viele Kalorien zu mir zu nehmen, wie ich verbrannte. Das musste ich aber, um meine Körpertemperatur warm und das Tempo meiner Beine, welche sich selbstständig gemacht hatten und nun völlig automatisch zu bewegen schienen, aufrecht zu erhalten. Jede noch so kleine Überquerung oder Kletterpartie wurde zur Herausforderung.

Ohne Regen kein Regenbogen

Es kostete mich immer mehr Überwindung und Fokus, bei guter Laune zu bleiben. Besonders bei kniffligen Passagen. Ich trainierte meine Arme, hing an Seilen und Ketten und hielt mich an Sträuchern fest, um nicht abzurutschen. Weinte ein paar Mal, weil ich Angst davor hatte, ganz wegzurutschen – auf Nimmerwiedersehen – und versank einmal gleich bis zur Hüfte komplett im Schlick. Bekam eine Blasenentzündung, verdarb mir den Magen, hatte Fieber und Schüttelfrost. Die Anstrengung zehrte an meinen Kräften und einen Tag unserer Wanderung verschlief ich komplett im Zelt.

Ich habe mich immer wieder gefragt, was mir das Leben hiermit sagen will? Was hat es Gutes, dass es unentwegt regnete? Vielleicht war es das: Ohne Regen keinen Regenbogen. Nicht nur die Anstrengung und Schwierigkeit der Strecke waren spürbarer, sondern auch die kleinen, trockenen Momente fühlten sich irgendwie fröhlicher an. Der Regen ist einfach. Durch die Wolken sah die Landschaft noch dramatischer aus, die Schatten, die nasse Struktur der Berge, silbergraue Felswände und die Reflektionen im Wasser machten mich neugierig.

Was mich trotzdem zum Lachen gebracht hat? Meine albernen Gedanken, ausgezeichneten Gesangskünste und Blödeleien. Glücksklee, die schöne Landschaft und der arktische Sommer, Schlammschlachten, meinen Partner mit Schnee einzuseifen und an Eiszapfen zu lutschen. Die Lofoten waren wie ein riesengroßer Abenteuerspielplatz. Den Menschen, denen wir unterwegs begegneten, ging es ähnlich. Wir träumten von frisch gebackenem Kuchen und Limonade, einer heißen Dusche und trockener Kleidung. Und alle hatten wir vorher dieses eine Video gesehen, bei dem ein dänisches Pärchen in T-Shirt und bei Sonnenschein wandert, es sich gut gehen lässt und unterwegs sogar Wale sieht.

Schlafsack an Schlafsack schauten wir uns schmunzelnd an. “Ich will noch nicht aufstehen.” – ” Ich auch nicht.” – “Dann warten wir einfach, bis die Sonne wieder scheint.”

Wie vom Wetterbericht versprochen, der per Flüsterpost von einem Wanderer zum nächsten getragen wurde, klarte das Wetter gegen Mittag auf. Wir saßen über eine Stunde lang einfach nur dankbar in der Sonne. Die Augen geschlossen, kitzelten die wärmenden Sonnenstrahlen uns um die Nase.  Mit viel Sonne sah die Küste von oben tatsächlich ein bisschen so aus wie die Karibik des Nordens. Doch schon am nächsten Morgen war von ihr nichts mehr zu sehen.

Nichts muss, alles darf

Wir beendeten unsere Weitwanderung vorzeitig in Henningsvaer, verbrachten eine Nacht zum Trocknen im Hotel, besuchten das Wikinger-Museum und aßen eine Vanillebulle nach der anderen. Es fühlte sich zuerst ein bisschen an wie Schummeln, doch wir hatten Spaß und eine schöne Zeit zusammen, und das war mir letztendlich das Wichtigste.

Wer der Überzeugung ist, Henningsvaer sei das Venedig des Nordens, den muss ich allerdings enttäuschen. Über den Fußballplatz zu rennen, mit über den Kopf gerissenen Armen, und ein Siegertor zu schießen, macht dennoch richtig Spaß! Ich fühlte mich wie die Gewinnerin des wohl längsten Tough Mudder-Rennens und verbeugte mich vor meinem Ein-Mann-Publikum, als ich den Pokal in Form einer heißen Waffel mit Erdbeermarmelade entgegennahm.

Die letzten fünf Nächte verbrachten wir dann in Nussfjord, einem traditionellen Fischer- und Museumsdorf, und erkundeten mit leichtem Tagesrucksack die Gipfel in der Umgebung. Die Sonne schien ab und an, wir sammelten Heidelbeeren und Moltebeeren zum Frühstück, Waldpfifferlinge und frischen Fisch für den Feinschmecker-Abendschmaus. Gingen im Meer baden, sahen den Adlern hinterher und ich tat weiterhin so, als hätte ich keinen Telefon- und Internetempfang.

Ich wollte was anderes von dieser Reise.. Doch ich bin mir sicher, ich habe bekommen, was ich in diesem Moment am meisten gebraucht habe. “Alles ist gut, solange du wild bist, Nina! Sei einfach du selbst, es ist gut so wie es ist.” – höre ich noch heute meinen Freund in mein Ohr flüstern.

Alle Etappen in der Übersicht

Etappe 1: Å – See Ågvatnet (12 km, einfach)

Begonnen hat unsere Reise mit der nachmittags Fähre von Bodø nach Moskenes. Von dort ging es direkt weiter entlang der Straße, zum historischen Fischerdorf Å. Rund um den See Ågvatnet verläuft ein Wanderpfad mit zahlreichen Plätzen zum Zelten und Baden mit Sandstrand.

Etappe 2: Ågvatnet (10 km, 1.117 hm, mittel)

Die Strecke über den Bergrücken ans Meer ist sehr wild, naturbelassen und beinhaltet einen der schönsten Ausblicke. Übernachtet haben wir bei strömendem Regen im Zelt, neben dem Feuerplatz einer Jagdschutzhütte.

Etappe 3: Ågvatnet – Sørvågen (9 km, einfach)

Im Regen und durchnässt ging es dem See entlang, und dann an der Straße nach Sørvågen. May-Lise, die Besitzerin des Künstler Cafés, ließ uns nicht nur schmutzig und durchnässt in ihr Café: Wir taten ihr sogar so leid, dass sie uns anbot, bei ihr zu übernachten und all unsere Sachen zu trocknen.

Etappe 4: Sørvågen – Munkebu – Forsfjorden (15,3 km, 1.016 hm, schwer)

Weiter ging es Richtung Munkebu. Hier haben wir eine alternative Route genommen, die im Guide als Tagestour nach Munken gekennzeichnet ist und direkt entlang des Sees Tridalsvatnet führt. Hier gibt es kürzere Kletterpassagen mit Ketten und atemberaubende Aussichten über die Seen entlang des Plateaus.

Es gibt die Option, den Gipfel von Munken (766 m, mittel) zu besteigen, für eine Sicht weit über die Fjorde hinaus, und am Einstieg in den Hütten Munkenbus zu übernachten. Nahegelegen geht es auf den Gipfel Hermannstaltinden (1013 m, schwer), den höchsten Punkt der Insel Moskenesøya.

Die Etappe endet auf dem Hügel zwischen Krokvatnet und Tennesvatnet. Dort gibt es Zeltplätze, die jedoch bei starkem Wind und Regen ungeschützt sind. Deshalb entschieden wir uns für den Abstieg zum Elektrizitätswerk in Forsfjorden. Der Abstieg ist etwas kniffelig, da an manchen Stellen die Seile und Drähte ungesichert sind und der Pfad bei Nässe sehr rutschig werden kann. Nimm dir Zeit, wenn du zu Schwindel und Höhenangst neigst. Es ist möglich, direkt auf dem Grundstück des Werkes zu übernachten, die Station ist unbemannt.

Von der Wanderung entlang des Fjords nach Vinstad wurde uns abgeraten und so haben wir für den Morgen eine Fähre reserviert. Denk daran: Nicht überall entlang des Weges gibt es Telefonempfang und die Fähre stoppt nur bei Buchung.

Etappe 5: Forsfjorden – Reine – Kjerkfjorden – Selfjord (11 km 1.165 hm, mittel)

Am frühen Morgen ging es mit der Fähre über Reine nach Kjerkfjorden. Hier ist es möglich, einen längeren Zwischenstopp in Reine zu machen. Die Etappe von Kjerkfjorden nach Selfjorden ist sehr gut markiert, beim Abstieg von Kråkhammertinden ist teilweise die Erde abgerutscht: Achte hier auf alternative Routen. Das letzte Stück führt durch den Marsch, hier gibt es Zeltplätze im Waldstück nahe der Selfjord Hütte.

Etappe 6: Selfjord – Kvalvika (7,5 km, 100 hm, einfach)

Die Wanderung startet entlang eines Schotterweges, bevor sie ins Naturreservat abbiegt. Angekommen an einem der schönsten Strände der Lofoten gibt es überall Zeltplätze. Das westliche Strandstück ist für Tagestouristen schwerer zu erreichen und somit um vieles ruhiger und wenig besucht. Hier gibt es auch eine frische Wasserquelle und mehrere Feuerplätze. Gegen Mittag erreichten wir den Strand und entschieden uns, dort zu bleiben, um für den Aufstieg auf den Ryten auf sonniges Wetter zu warten. Der Strand bewahrt einen geheimen Ort, sieh dir hierfür den Film “North of the Sun” an.

Etappe 7: Kvalvika – Flakstad (17,5 km, 550 hm, mittel)

Am Strand gibt es zwei parallele Wege über die Felsen zum Strandstück auf der anderen Seite. Der Weg zum Aufstieg auf den Ryten geht teils über Planken (trocken, yay!) und ist ein Muss!

Das letzte Stück nach Ramberg führt entlang der Straße und für die Aussicht lohnt es sich, wirklich zu Fuß zu gehen. Von Ramberg aus ging es per Anhalter weiter nach Flakstad, auf den Campingplatz Lofoten Beach Camp. Wer will, kann sich hier auch ein Surfboard ausleihen und die Wellen reiten oder an die Bar und der Life Musik zuhören. Wir trafen viele Fahrradreisende und Wanderer, mit denen wir Geschichten und ein Lachen teilten.

Etappe 8: Flakstad – Nusfjord – Kilan (25 km, 446 hm, mittel)

Ich empfehle das Hitchhiken in Norwegen, denn es ist eine schöne Art, die Locals und Weltenbummler kennenzulernen. Ein Local hat uns am Morgen für ein Luxusfrühstück mit zum Café in Ramberg genommen und eine nette Dame Richtung Nesland. Entlang einer Schotterstraße unter Beobachtung von zahlreichen Schafen ging es weiter auf dem Fischerpfad Richtung Nusfjord. Der Pfad ist gut gekennzeichnet, mit Meerblick und kurzen Passagen über größere Felsen.

Nach einer heißen Waffel mit Marmelade und zwei Stunden Trocknen im Café entschieden wir uns für eine Nachtwanderung Richtung Napp und endeten an einem kurzen Strandstück in Kilan. Dort gibt es Stellplätze, auf denen gezeltet werden darf. Zur Not findest du hier auch einen kleinen Strand. (Halte aber unbedingt Abstand zu den Nestern der Küstenseeschwalben!)

Etappe 9: Leknes – Krenggårsvatnet (11 km, 221 hm, einfach)

Wir entschieden uns dazu, den Bus nach Leknes zu nehmen, Mittagessen zu gehen und das Stück zur Gammen-Hütte am Nachmittag zu wandern. Befülle hier deine Flaschen mit genügend Trinkwasser, die Wasserquellen unterwegs sind teilweise verunreinigt.

Etappe 10: Krenggårsvatnet – Vikjorda (23 km, 1392 m Höhenmeter, schwer)

Die Etappe war sehr nass und beinahe ohne Kennzeichnung. Vertraue auf deine Intuition und frag am besten Wanderer, die dir entgegenkommen, nach der bestmöglichen Route. Die Aussicht von Trolldalstinden auf das umliegende Gebirge ist einmalig. Übernachtungsplätze finden sich entlang des Weges und im Waldstück kurz vor der Straße. Wir haben im Nassen geschlafen, weil wir keinen trockenen Platz gegen Ende des Weges fanden.

Ziel: Henningsvær

Total durchnässt und müde sind wir am nächsten Tag die Straße entlanggelaufen, auch nach 30 Minuten war weit und breit kein Auto in Sicht. Unser Ziel war das nächste Stück der Strecke zu finden, bis uns ein junger Mann aufgegabelt hat. Sein Ziel war Henningsvær und so wir haben uns kurzentschlossen umentschieden, für Sightseeing und eine Nacht im Hotel.

Ergänzung: Unsere schönsten Tagestouren in Nusfjord

  • Tøsåsheia (9,4 km, 905 m Höhenmeter, mittel):  Die Tour geht über den Fischerpfad zügig hoch ins Gebirge und nimmt dich mit auf einen einmaligen Rundblick über ganz Flakstadøya.
  • Blekktinden, Andopshesten, Hestræva (8,5 km, 830 hm, mittel): Für diese Tour lohnt es sich mit dem Auto bis nach Kilan zu fahren und von dort einzusteigen. Bei sonnigem Wetter zeigt sich hier die Karibik des Nordens im Fjord Flakstadpollen. Über eine kleine detour ist es möglich auf den höchsten Punkt von Andopshesten zu kommen, nur für erfahrene, schwindelfreie Wanderer geeignet. In den Rundwanderweg haben wir Hestræva, mit eingegliedert, von diesem Blickwinkel sieht die Bergformation aus wie der Rücken und Kopf eines Pferdes, woher die Berge ihren Namen haben (unten links).
  • Nesheia (8.2 km, 665 m Höhenmeter, mittel): Wer einen Blick aus der Vogelperspektive auf Nusfjord werfen will, sollte auf jeden Fall Nesheia besuchen. Das Plateau ähnelt einer Mondlandschaft und ist geprägt von Steinen und Geröll. Vorsicht bei Nebel, verliere nicht den Weg und sei vorbereitet auf eine rasante Sichtverschlechterung. Für die beste Aussicht wähle einen klaren, sonnigen Tag.

(*) Die meisten Kilometer- und Höhenangaben sind gerundet und/oder aus dem Wanderguide entnommen, prüfe die Strecke vorher nochmal in deiner Routen-App und auf der Karte. Viel Spaß beim Wandern!

Weitere Infos zur Wanderung quer durch die Lofoten

Beste Reisezeit fürs Trekking auf den Lofoten

Die Reisezeit mit der größten Chance auf Sonne und wärmeren Temperaturen liegt zwischen Juni und September. Wer die Mitternachtssonne erleben will, sollte von Juni bis Mitte Juli auf Wanderung gehen. Darüber hinaus sind die Lofoten für ihr extrem wechselhaftes und mitunter sehr ungemütliches Wetter bekannt. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber du solltest dich auf jeden Fall vorsichtshalber auf Wind, Nässe und Kälte einstellen.

Zur Route der Lofoten-Durchquerung

Karten und GPX-Dateien fürs Wandern auf den Lofoten allgemein und auch die Durchquerung gibt es online auf der sehr empfehlenswerten Webseite rando-lofoten.net. Von dort stammt auch der Wanderführer Wandern auf den Lofoten (Werbelink), der neben vielen Tagestouren ebenfalls die Route für eine 11-tägige Durchwanderung der Lofoten beinhaltet, die wir für unsere Tour genutzt haben. Aber Achtung: Die Zeit und Kilometerangaben wurden bei trockenem, warmem Wetter genommen. Hier solltest du also auf jeden Fall etwas mehr Zeit bei Nässe einplanen!

Anforderungen und Schwierigkeiten

Ein paar Abschnitte der Lofoten-Durchquerung sind technisch anspruchsvoll, vor allem bei Regen und Kälte. Teile der Strecke sind zudem nicht gut markiert und kartiert. Eine gute Ausdauer und Navigationstalent sind wichtig, zudem solltest du trittsicher sein und nicht unter großer Höhenangst leiden. Bei warmem, sonnigem Wetter schätze ich die Strecke als einfach bis mittel ein, wobei das natürlich immer individuell verschieden sein kann.

Ausrüstung und Verpflegung

Mein Rucksack hatten ein Luxusgewicht von circa 12 Kilo, mit ultraleichtem Equipment und ohne Extras lassen sich hier theoretisch einige Kilos einsparen. Regenkleidung und warme Unterkleidung sind aber ein Muss. Ein dichtes Zelt und einen warmen Schlafsack (Komforttemperatur 0 Grad) kann ich dir von Herzen empfehlen, da es nachts sehr kühl werden kann.

Proviant hatten wir für jeweils 3 bis 4 Tage bei uns, da immer wieder ein Supermarkt unterwegs auf der Strecke liegt. Frische Wasserquellen sind überall zu finden und wir haben direkt aus den Bächen und von fließendem Wasser getrunken.

Unterkünfte und Wildzelten

Wildzelten ist dank des Jedermannsrechts (fast) überall auf den Lofoten erlaubt,  du solltest dich aber unbedingt mit den Regeln von Leave No Trace vertraut machen und allgemein respektvoll mit der Natur und Mitmenschen umgehen. Die Auswahl eines geeigneten Zeltplatzes ist bei viel Regen etwas trickreich, aber bei jeder Etappe möglich. Unterwegs gibt es an mehreren Stellen die Möglichkeit, in einer unbemannten Hütte, auf dem Campingplatz oder im Hotel zu übernachten, jedoch nicht bei allen Etappen!


Über die Gastautorin

Nina Luckas wurde 1992 in der Weinregion Würzburg geboren. Sie ist von Beruf Meeresbiologin in der Korallenforschung und Restauration von marinen Habitaten. Und sie unterstützt als Life Coach abenteuerlustige Frauen dabei, Expeditionen und Abenteuerreisen zu planen und sich bestmöglich darauf vorzubereiten. Die letzten drei Jahre lebte sie mit ihrem Partner auf der Insel Tjärnö in Schweden, wo sie an Tiefseekorallen forschte. Um sich von ihrer zweiten Heimat in Skandinavien zu verabschieden, wanderten sie im Sommer 2022 quer durch die Lofoten in Nordnorwegen. Aktuell lebt sie auf einer tropischen Insel in den USA und schreibt an ihrem ersten Buch.

Mehr über Nina kannst du auf Facebook, Instagram und in ihrem Podcast erfahren.

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