[enthält Werbung] Eigentlich ist der Titel ein bisschen gelogen: Ich hab nämlich gar keine Schafe gesehen! Zumindest nicht so richtig in Aktion. Lediglich auf Weiden und an Ställen bin ich ein paar Heidschnucken begegnet (was für mich als ausgesprochene Schafsfreundin auch schon ein ziemliches Highlight war). Allerdings habe ich mir sagen lassen, dass die Namenspaten des Heidschnuckenwegs ganzjährig aktiv sind und man theoretisch auch im Winter die Chance hat, auf eine Herde zu treffen. Heidschnuckenmangel spricht per se also schon mal nicht gegen eine Wanderung auf dem Heidschnuckenweg im Winter. Und auch sonst ist der rund 223 Kilometer lange Fernwanderweg, der den Süden von Hamburg mit Celle verbindet, eine ziemlich tolle Möglichkeit für eine mehrtägige Winterwanderung. Ich war Ende Februar eine Woche lang auf dem Weg unterwegs, irgendwo zwischen den letzten Ausläufern des Winters und den ersten Anzeichen des Frühlings, und habe dort Wandertage erlebt, wie sie schöner kaum sein könnten. Dabei standen die Zeichen dafür zu Beginn eigentlich gar nicht so gut…


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Die Nordheide oder ein Start mit Hindernissen

Am liebsten wäre ich direkt wieder in die nächste S-Bahn eingestiegen und von Fischbek zurück nach Hamburg gefahren. Irgendwohin, wo es warm ist, vielleicht ein bisschen weniger grau, und wo die Gefahr nicht so groß ist, dass einem umstürzende Bäume und Äste den Garaus machen. Die Ausläufer der Sturmtiefs Ylenia und Zeynep waren immer noch zu spüren, und die Landesforsten Niedersachsen warnten nach wie vor dem Betreten der Wälder. Auch in den Tagen nach großen Stürmen können sich noch lose Äste oder gar ganze Baumkronen lösen und ziemlich unvermittelt der Schwerkraft nachgeben. Außerdem haben die Aufräumarbeiten gerade erst beginnen, wobei man sich natürlich erstmal auf Straßen und Forstwege konzentriert.

Nach eingehender Recherche und gründlichem Abwägen hatte ich mich dafür entschieden, die Wanderung trotzdem durchzuziehen und einfach mal zu gucken, wie weit ich komme. Ein wenig mulmig war mir dennoch zumute, als ich am Ortsrand von Fischbek den offiziellen Startpunkt des Heidschnuckenwegs passierte und die Nordheide betrat. Und es sollte nicht lange dauern, bis mir das erste Ungetüm den Weg versperrte. Glücklicherweise eines, das leicht zu umgehen war, was man von späteren Wegblockaden an diesem Tag nicht unbedingt behaupten konnte. Ganze Gruppen von Fichten lagen an manchen Stellen quer über dem Waldweg, in Reih und Glied, so wie sie einst gepflanzt wurden. Aus der Sicht der Fichten macht das Sinn, denn so schaffen sie genügend Licht für eine neue Generation an Bäumchen. Ich hingegen hatte Mühe, mir einen Weg um die Baumleichen zu bahnen, und auch die Waldbesitzer dürften eher wenig erfreut über den Schaden gewesen sein.

Ich kam trotzdem einigermaßen gut voran, was nicht zuletzt auch der Tatsache geschuldet war, dass ich keine Pausen einlegte. Und das lag wiederum vor allem am Schneeregen, der die Nordheide an diesem Tag fest im Griff hatte. Es war kalt, nass, grau und irgendwie begleitete mich den ganzen Tag das Gefühl, das ich eigentlich nicht hier sein sollte. Glücklicherweise sollte das nicht lange so bleiben, denn sowohl das Wetter als auch die Sturmschäden meinten es nach diesem ersten Tag auf der restlichen Wanderung ziemlich gut mit mir.

Frostige Frühlingsgefühle im Naturpark Lüneburger Heide

Die Lüneburger Heide ist das größte zusammenhängende Heidegebiet in Mitteleuropa. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts bedeckten solche Flächen noch einen Großteil Niedersachsens, heute ist davon fast nichts mehr übrig. Und dennoch könnte man beim Blick vom Wilseder Berg, dem mit 169 Metern höchsten “Berg” der norddeutschen Tiefebene, das Gefühl bekommen, dass diese Heide schier endlos ist. Bei klarer Sicht kann man von seinem Gipfel im Herzen des Naturparks Lüneburger Heide aus immerhin bis nach Hamburg blicken!

Ganz so weit reichte der Blick in meinem Fall zwar nicht, aber der Himmel war wolkenfrei und die Sonne so warm wie seit Monaten nicht mehr. Ich erlebte auf dem Heidschnuckenweg die ersten Tage des Jahres, die sich so richtig anfühlten wie Frühling. Zumindest nachdem die morgendliche Frostschicht geschmolzen war.

Das kleine, äußerst putzige Dörfchen Undeloh liegt mitten in der Heide und war mein Etappenziel nach dem zweiten Wandertag. Am nächsten Morgen bin ich von dort extra früh gestartet, denn ich wusste, dass meine Chancen auf eine frostige Heide im Licht der aufgehenden Sonne nie und nirgendwo so gut stehen würden wir dort. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. (Auch wenn ich den Sonnenaufgang selbst fast verpasst hatte, weil ich von einem Pärchen Schwarzspechte abgelenkt wurde, die sich so früh morgens schon an ein paar alten Eichen zu schaffen machten.)

Gerade als ich die ersten Heideflächen betrat, schob sich eine goldene Scheibe über den Horizont und ließ die mit einer dünnen Frostschicht überzogene Natur glitzern und strahlen. Ich wusste gar nicht, wohin ich zuerst schauen sollte und versuchte, diesen Moment gleichzeitig fotografisch, aber auch mit ganzem Herzen festzuhalten. Ein Spagat, der nicht immer gelingt, aber an diesem Morgen erstaunlich gut funktionierte. Und allein schon für diesen Morgen, an dem ich zu meinem Glück auch noch die Heide ganz für mich allein hatte, hat sich die ganze Wanderung auf dem Heidschnuckenweg schon gelohnt.

Wanderschuhtipp für den Heidschnuckenweg
 

Der Innox Pro GTX Mid aus der All Terrain Sport-Reihe von Lowa ist wie gemacht für einen Wanderung auf dem Heidschnuckenweg: Das geringe Gewicht und die flexible Sohle der Schuhe führen dazu, dass die Füße auch auf langen Etappen auf den größtenteils ebenen und einfach zu begehenden Wegen nicht unnötig ermüden. Sand und Steinchen finden dank des hoch geschnittenen Schafts nicht so leicht ihren Weg in den Schuh (es gibt ihn allerdings auch in einer knöchelhohen Variante, die man dann ggf. mit leichten Gamaschen kombinieren kann). Und dank Gore-Tex Membran ist auch norddeutsches Schietwetter kein Problem. 

Allein allein in der Südheide

Vor allem im Bereich des Naturparks Lüneburger Heide auf der nördlichen Hälfte des Heidschnuckenwegs war ich längst nicht die Einzige, die dort in Wanderschuhen die ersten warmen Frühlingsstrahlen genoss. Zumal zwei meiner Etappen, die mich durch eine der beliebtesten Wandergegenden der Region führten, genau auf ein Wochenende fielen. In Anbetracht dieser Umstände war tatsächlich noch erstaunlich wenig los – allerdings kein Vergleich mit der Südheide!

Dieses Gebiet ist besonders dünn besiedelt und ich bin auf den letzten Etappen meiner Wanderung manchmal stundenlang gewandert und dabei kaum einer, oder sogar gar keiner, Menschenseele begegnet. Dazu eine unglaubliche Stille, die ich in Deutschland so nur selten erlebt habe. Die wurde lediglich vom Gezwitscher der im späten Winter besonders mitteilungsbedürftigen Vögel unterbrochen. Und von der ein oder anderen Explosion, denn die einsame, weitläufige Landschaft eignet sich leider auch ziemlich gut als Standort für Truppenübungsplätze der Bundeswehr. Sonderlich gestört hat mich das aber ehrlicherweise nicht, auch wenn es ohne natürlich schöner wäre.

Erst einige Kilometer vor meinem Ziel in Celle hatte ich auf der letzten Etappe wieder das Gefühl, mich der “echten Welt” zu nähern. Und obwohl Celle mit seiner historischen Altstadt durchaus einen Besuch wert ist, wäre ich doch irgendwie am liebsten direkt wieder umgedreht und zurück in die andere Richtung gewandert.

Ich bin sehr froh, dass es endlich geklappt hat mit mir und dem Heidschnuckenweg. Und nur eine große Herde Heidschnucken hätte diese Tour noch besser machen können. Vielleicht muss ich doch irgendwann nochmal wiederkommen.

Heidschnuckenweg in einer Woche: meine Etappen im Überblick

Ich habe den Heidschnuckenweg in sieben Etappen eingeteilt, und zwar wie folgt:

  • Etappe 1: Fischbek – Dibbersen (21,4 km, 460 hm)
  • Etappe 2: Dibbersen – Undeloh (37,6 km, 380 hm)
  • Etappe 3: Undeloh – Bispingen (30,8 km, 300 hm)
  • Etappe 4: Bispingen – Soltau (22,6 km, 150 hm)
  • Etappe 5: Soltau – Müden (31,4 km, 140 hm)
  • Etappe 6: Müden – Hermannsburg (42,2 km, 230 hm)
  • Etappe 7: Hermannsburg – Celle (41,3 km, 220 hm)

Am Ende jeder Etappe gibt es Unterkünfte (Hotels und Pensionen), die ich alle circa eine Woche zuvor online gebucht habe. Mehr Bilder zu den einzelnen Etappen und kurze Beschreibungen gibt’s in meiner Komoot-Collection zur Tour:

(Meine) Highlights entlang des Heidschnuckenwegs

Ein paar Orte, die mir von meiner Winterwanderung auf dem Heidschnuckenweg in besonders guter Erinnerung geblieben sind:

Daneben gibt es natürlich noch viele weitere schöne Ecken und auch einige, die nicht direkt am Heidschnuckenweg liegen, aber per Umweg erreichbar sind – zum Beispiel das mystische Hochmoor Pietzmoor bei Schneverdingen oder der Totengrund bei Wilsede, eines der schönsten Heidetäler in der Lüneburger Heide.

Mehr Infos zum Wandern auf dem Heidschnuckenweg (FAQ)

Eine Wanderung auf dem Heidschnuckenweg ist eine wunderbar entspannende und entschleunigende Angelegenheit. Ich würde den Weg jederzeit nochmal gehen und ich bin mir ziemlich sicher, dass die weiten Heide- und Waldlandschaften selbst solche Wanderer, die eigentlich “ohne Berge nicht können”, in ihren Bann ziehen können. Hier kommen ein paar Tipps zum Nachwandern.

Zu welcher Jahreszeit ist der Heidschnuckenweg am schönsten?

Viele würden jetzt sagen: Natürlich wenn die Heide blüht! Das tut sie im späteren Sommer (die Faustregel lautet zwischen dem 08.08. und dem 09.09.) und der lilafarbene Teppich ist zweifelsohne ein toller Anblick, den ich zwar noch nicht in Niedersachsen, aber zum Beispiel in Großbritannien erlebt habe. Zu dieser Zeit ist es dann allerdings auch eher voll auf dem Heidschnuckenweg, zumal die Heideblüte auch noch in die Sommerferien fällt. Das bedeutet nicht nur weniger Ruhe beim Wandern, sondern auch schnell ausgebuchte Unterkünfte (und die können je nach Etappenplanung sowieso schon spärlich gesät sein). Wer auf lila Blümchen verzichten kann und möglichst viel Ruhe und Einsamkeit sucht (die man in der Heide definitiv finden kann), ist in der Nebensaison gut aufgehoben.

Kann man den Heidschnuckenweg im Winter wandern?

Viele Weitwanderwege in den Mittelgebirgen Deutschlands sind durch Schnee und Eis im Winter nur bedingt gut begehbar. Auf dem Heidschnuckenweg hingegen kann einem der Wintereinbruch nicht viel anhaben. Zudem ist es um diese Jahreszeit wunderbar ruhig in der Lüneburger Heide. Und wer so viel Glück hat wie ich und perfektes, sonnig-frostiges Winter-Frühlings-Wetter erwischt, der will sowieso nie wieder zu einer anderen Jahreszeit wandern. Einziger Nachteil: Einige Unterkünfte können geschlossen sein und auch Cafés, Museen usw. haben verkürzte Öffnungszeiten oder ebenfalls geschlossen.

Wie lange dauert es, den kompletten Heidschnuckenweg zu gehen?

Für den 223 Kilometer langen Heidschnuckenweg sollte man in etwa zehn Tage einplanen. Ich bin den gesamten Weg in sieben Tagen gegangen, was allerdings bedeutete, dass ich an den meisten Tagen über 30 Kilometer, an manchen sogar über 40 Kilometer gewandert bin. Offiziell wird der Heidschnuckenweg in 13 Etappen eingeteilt, wobei manche davon dann schon etwas sehr kurz ausfallen – auch in Anbetracht der Tatsache, dass sich die Höhenmeter sehr in Grenzen halten.

Ist der Heidschnuckenweg ausgeschildert?

Der Heidschnuckenweg ist durchgehend und in relativ kurzen Abständen in beide Gehrichtungen mit einem weißen H auf schwarzem Grund markiert. Mal findet man die Markierungen aufgemalt auf Bäumen, dann wieder in Form von Schildern, Holzpfählen oder detaillierten Wanderwegweisern inklusive Entfernungsangaben. Verlaufen ist auf dem Weg quasi unmöglich und wenn man länger als zehn Minuten keinen Wegweiser gesehen hat, kann man sich fast sicher sein, dass man von der Route abgekommen ist.

Dennoch ist es ratsam, zur Sicherheit die Route auf dem Smartphone dabei zu haben. Ich habe zum Beispiel einige Wanderwegweiser gesehen, die etwas verdreht waren (vielleicht durch die Stürme) und bei denen ich mir nicht sicher war, in welche Richtung ich nun gehen muss. In der Komoot-App kann man sich die Route des Heidschnuckenwegs auch zur Offline-Nutzung speichern und hat sie so immer griffbereit. Die Mobilfunknetzabdeckung war zwar oft erstaunlich gut, aber nicht immer vorhanden.

Wie anstrengend ist der Heidschnuckenweg?

Auf den nördlichsten Abschnitten des Heidschnuckenwegs geht es durchaus etwas hügelig zu, alles in allem ist der Weg mit rund 2.000 Höhenmetern über die gesamte Strecke aber sehr flach und birgt auch sonst keine nennenswerten Schwierigkeiten. Das macht den Heidschnuckenweg zum perfekten Weitwanderweg für Anfänger und mit etwas mehr Fitness und Erfahrung kann man sich auch gut Tagesetappen zutrauen.

Kann man den Heidschnuckenweg mit Zelt wandern?

Wildzelten ist auf dem Heidschnuckenweg schwierig, denn ein Großteil des Weges verläuft durch Naturschutzgebiet. Campingplätze entlang der Strecke sind teilweise, aber nicht immer vorhanden und erfordern manchmal längere Etappen. Wer den Heidschnuckenweg mit Zelt gehen und dabei möglichst regel- und naturschutzkonform unterwegs sein möchte, sollte auf jeden Fall gut vorausplanen und auch einen Blick auf Plattformen wie 1Nite Tent und MyCabin werfen.

Wie kann man sich auf dem Heidschnuckenweg verpflegen?

Die Abstände zwischen Supermärkten sind teilweise relativ groß, und auch Wasserquellen sind mitunter rar. In der Nebensaison haben kleine Geschäfte und Cafés zudem teilweise geschlossen. Ich hatte meistens Verpflegung für die gesamte Etappe dabei

Welcher Abschnitt des Heidschnuckenwegs ist am schönsten?

Für mich waren die Abschnitte zwischen Buchholz und Bispingen im Norden und zwischen Müden und Scheuen am schönsten. Dort findet man weitläufige Heideflächen, wobei es auf dem südlichen Abschnitt nochmal deutlich ruhiger zugeht.  Im Norden hingegen ist die Wegführung des Heidschnuckenwegs besonders schon. Auf dem mittleren Teil des Heidschnuckenwegs zwischen Bispingen und Müden gibt es quasi keine Heide und man wandert vor allem über oftmals eher monotone Forst- und Feldwege. Das ist definitiv etwas weniger reizvoll, aber auch dort findet man viel Ruhe und schöne Ecken.

Wo kann man Heidschnucken sehen?

Ich musste schmerzlich am eigenen Leib feststellen, dass es auch als Heidschnuckenweg-Thruhiker keine Selbstverständlichkeit ist, auf die berühmten Schafe zu treffen. Dabei sind die Tiere prinzipiell das ganze Jahr über als Landschaftspfleger im Einsatz und es gibt sowohl im Norden als auch im Süden einige Herden. Natürlich halten die sich aber nicht immer genau dort auf, wo auch der Heidschnuckenweg verläuft, deswegen ist Heidschnucken-Watching immer auch mit ein wenig Glück verbunden. Ein paar mehr Tipps zur Sichtung von Heidschnucken und ein paar feste Termine, zu denen die Tiere zum Beispiel an ihren Ställen anzutreffen sind, gibt es auf der Webseite der Lüneburger Heide.

Wo findet man mehr Infos über den Heidschnuckenweg?


Warst du auch schon mal auf dem Heidschnuckenweg unterwegs? Und wenn ja, zu welcher Jahreszeit? Oder hast du noch Fragen zum Weg? Ich freu mich auf deinen Kommentar!

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