Zuletzt aktualisiert am 17. August 2025

Seinem Ruf als Kammweg macht der etwa 160 Kilometer lange Hermannsweg alle Ehre: Nach einem kurzen flachen Auftakt im Münsterland folgt er vor allem dem oft verhältnismäßig schmalen Rücken des Teutoburger Waldes, einem der nördlichsten Mittelgebirge in Deutschland. Es ist vielleicht nicht das spektakulärste seiner Art, aber durch seine verhältnismäßig exponierte Lage und den schmalen Rücken ein durchaus besonderes.

Der Weitwanderweg führt meist durch ausladende Laub- und Mischwälder – allerdings nicht ohne Wanderern zahlreiche wunderschöne Weitblicke zu gewähren. Neben vielen naturnahen Abschnitten zeigt der Hermannsweg auch einige kulturelle und historische Sehenswürdigkeiten– allen voran natürlich das berühmte Hermannsdenkmal, welches eines der meistbesuchten Denkmäler in Deutschland ist. Hermann der Cheruskerfürst besiegte in der berühmten Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr. das übermächtige römische Besatzungsheer und hat sich seine über 53 Meter hohe Statue somit redlich verdient.

Dazu gibt es Wunderwerke aus Sandstein, sehenswerte Fachwerk-Städtchen, begehbare Burgen und Ruinen, mehrere Aussichtstürme, einladende Einkehrmöglichkeiten und mehr. Gemeinsam mit dem ebenfalls über 100 Jahre alten Eggeweg bildet der Hermannsweg die Weitwanderroute Hermannshöhen.

Ich bin den kompletten Hermannsweg (abzgl. der letzten paar Kilometer über den Velmerstot) im Frühjahr in acht Etappen gewandert. In diesem Artikel findest du meinen Erfahrungsbericht sowie viele Tipps zum Nachwandern. 

Etappe 1: Rheine – Hörstel

Distanz: 15,6 km
Höhenmeter: 80 m Anstieg, 80 m Abstieg
Unterkunft: Akzent Hotel Saltenhof
GPX: zur 1. Etappe auf Komoot


Sonderlich spektakulär sind sie noch nicht, die ersten Kilometer auf dem Hermannsweg. Aber sie lassen sich doch ganz nett wandern auf den stillen Feld- und Waldwegen und kleinen Nebenstraßen inmitten all des Frühlingsgrüns und der ländlichen Idylle. Und ein gutes Warm-Up für die kommenden Tage ist diese erste kleine Etappe allemal.

Der Hermannsweg beginnt am Bahnhof Rheine nahe des historischen Marktplatzes. Für eine Weile führt er dann an einem Ufer-Weg entlang der Ems. Kurz durchquere ich ein Wohngebiet, dann will ein militärisches Übungsgelände umwandert werden. (Früher hat der Hermannsweg dort hindurchgeführt, aber der Wegverlauf wurde mittlerweile geändert). Nach dem Fichtenvennsee wird der Weg dann deutlich ruhiger und naturnaher als bisher. Größtenteils über Wald- und Feldwege, manchmal über kleine Nebenstraßen führt er zwar flach und recht ereignislos, aber durchaus angenehm dahin. Kurz vor meinem Etappenziel umrunde ich noch das kleine Naturschutzgebiet Saltenwiese und folge dann dem Flüsschen Bevergerner Aa bis zu meiner Unterkunft am Rand von Bevergern, einem Stadtteil von Hörstel. 

Etappe 2: Hörstel – Tecklenburg

Distanz: 25,3 km
Höhenmeter: 590 m Anstieg, 440 m Abstieg
Verpflegung: Almhütte Dörenther Klippen etwa auf halber Strecke (Essen nur am Wochenende)
Unterkunft: Nachtwächterhäuschen (ganz tolle Ferienwohnung mitten in in der Altstadt – große Empfehlung)
GPX: zur 2. Etappe auf Komoot


Bevergern (Hörstel) liegt mit seinem historischen Ortskern am äußersten westlichen Rand des Teutoburger Waldes. Ein Stück hinter dem Ort verlässt der Hermannsweg das flache Münsterland und steigt sanft auf den hier noch jungen Bergkamm auf. Über mal schmalere, mal breitere Waldwege wandere ich dem ersten Aussichtspunkt des Tages entgegen: Von der Plattform “Schöne Aussicht” gibt’s erstmals jenen weiten Blick über das Münsterland, den man auf dieser Etappe noch öfter bewundern kann. 

Der Hermannsweg führt mich von dort durch Wald und immer auf dem Kamm entlang weiter bis zu einem Höhepunkt dieser Etappe und des ganzen Weges: Das Naturschutzgebiet Dörenther Klippen ist von unzähligen Sandsteinen durchsetzt, die sich auf kleinen Pfaden erkunden lassen. Zuvor kann man sich an der Almhütte Dörenther Klippen noch für die Felserkundung stärken (Essen gibt’s allerdings nur am Wochenende) und eine Aussichtsplattform besteigen. Im Gebiet vor und nach der Hütte lohnt es sich auf jeden Fall, nicht stur dem Hermannsweg zu folgen, sondern zumindest für ein Stück auf die kleineren Wege zu wechseln (sonst verpasst man die Felsenlandschaft nämlich weitestgehend). Ich hätte die Gegend gern noch ausführlicher erkundet, aber nach einer nächtlichen Magenverstimmung war ich schon froh, dass ich überhaupt bis dorthin gekommen bin.

Mit dem Blücherfelsen hat man die letzte Sandsteinformation an diesem Tag erreicht. Wer noch ein paar Höhenmeter trainieren will, kann später einen Abstecher über die goldene Treppe einlegen. 130 vergoldete Stufen führen steil den Wald hinauf – ein etwas in die Jahre gekommenes Kunstprojekt (auf das ein Schild vom Hermannsweg aus hinweist). Kurz vor Tecklenburg wandert man ein Stück an einer historischen Trockenmauer entlang, und dann ist das Etappenziel auch schon erreicht. Tecklenburg ist ein wunderschönes Fachwerk-Städtchen mit denkmalgeschütztem Ortskern.

Etappe 3: Tecklenburg – Bad Iburg

Distanz: 22,9 km
Höhenmeter: 450 m Anstieg, 500 m Abstieg
Verpflegung: Malepartus (bayerische Küche, fast direkt am Hermannsweg ca. 5 km vor Bad Iburg)
Unterkunft: Landidyll Hotel Gasthof zum Freden (sehr schönes Hotel mit guter Küche und Spa-Bereich)
GPX: zur 3. Etappe auf Komoot


Der erste Teil meiner dritten Etappe auf dem Hermannsweg ist vor allem von den teils riesigen Steinbrücken geprägt, an denen Kalkstein für die Zementherstellung gewonnen wurde bzw. wird. Manche der Steinbrüche sind bereits lange stillgelegt und stehen heute unter Naturschutz. Denn auch wenn Steinbrüche natürlich ein riesiger Eingriff in die Natur sind: Zumindest nach ihrer Stilllegung, bei entsprechenden Maßnahmen sogar noch während des aktiven Abbaus, können sie einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz leisten. 

So findet der Uhu hier zum Beispiel Brutmöglichkeiten, wärmeliebende Reptilienarten viel Unterschlupf und Sonnenplätze und an nährstoffarme Böden angepasste Pflanzen passende Biotope. Der Hermannsweg führt oft direkt an den Rändern der Steinbrüche entlang und bietet nicht immer idyllische, aber durchaus spannende Einblicke in die geologische Substanz dieser Region.

Die Strecke heute ist waldreich, mal dicht und grün, mal licht und karg. Jetzt im Frühjahr findet man zwischen den Bäumen teils große Blütenteppiche – besonders schön (und geruchsintensiv) ist ein Abschnitt, der durch weitläufig mit Barlauch durchzogenen Laubwald führt.

An einigem sonnigen Samstag ist der Kammweg durchaus gut besucht und nicht nur bei Wanderern, sondern auch bei Radfahrern beliebt. Das gilt insbesondere auch für die Gegend rund um die Einkehrmöglichkeit Malepartus – eine bayerische Berghütte mitten im Teutoburger Wald! Wer hätte das gedacht.

Von der Hütte sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Etappenziel. Bad Iburg ist einer von vier Kurorten im Osnabrücker Land. Über das namensgebende Schloss, ehemalige fürstbischöfliche Residenz und Benediktinerabtei aus dem 11. Jahrhundert und durch den Ort wandere ich zu meiner Unterkunft am gegenüberliegenden Ortsrand.

Wer noch Luft hat, kann in Bad Iburg übrigens dem Uhrenmuseum einen Besuch abstatten, wo mehr als 800 funktionstüchtige Uhren die Technikgeschichte der Zeitmessung dokumentieren.

Etappe 4: Bad Iburg – Dissen

Distanz: 16,7 km
Höhenmeter: 380 m Anstieg, 410 m Abstieg
Verpflegung: Tankstelle mit Shop und Restaurant (“Am Steinbruch”) in Hilter (etwa auf halber Strecke); verschiedene Restaurants und Supermärkte in Dissen
Unterkunft: Ferienwohnung in Dissen
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Mein vierter Hermannsweg-Wandertag führt mich auf kompletter Länge durchs Osnabrücker Land, und einer der schönsten Abschnitte des Tages folgt direkt zu Beginn: Von Bad Iburg geht es hinauf auf den Kleinen Freeden. Auf schmalen Wegen wandere ich dort im Morgenlicht durch hübschen Buchenwald.

Der Boden in diesem Naturwaldgebiet besteht vorrangig aus Kalkstein und ist ganz besonders auch für seine Blütenpracht bekannt. Vor allem auch der hier zahlreich vorkommende Lerchensporn ist – meist im April – ein ziemlicher Besuchermagnet. (Mittels “Freedometer” kann man vor dem Besuch sogar den Stand der Blüte dort checken. Aber auch ohne den Teppich aus weißen und lilafarbenen Blüten sind diese ersten Kilometer ein wunderbarer Einstieg in den Wandertag. 

Den angrenzenden Großen Freeden muss man umgehen – der Naturwald dort soll sich ganz störungsfrei entwickeln können. Daher geht es wieder ein Stück bergab und dann aussichtsreich am Waldrand entlang. Nach der Querung eines kleinen Baches folgt der erste Anstieg auf dem Hermannsweg, der auch wirklich in den Waden als solcher spürbar ist! Ungewohnt steil, wenn auch nicht sonderlich lang, geht es wieder auf den Kamm hinauf. Im Gegensatz zum Vortag treffe ich hier auf dem Kammweg kaum andere Menschen, nur ganz vereinzelt kommen mir Wanderer oder Radfahrer entgegen. Und das, obwohl die Wege auf diesem Abschnitt durchaus deutlich ansprechender sind als die vielen Forstwege vom Vortag! Naja, mir soll’s recht sein.

Für Abwechslung im Wanderalltag sorgen zwischendurch Info-Tafeln zur hiesigen Natur und Landschaft, meist vom Natur- und Geopark TERRA.Vita aufgestellt, auf dessen Gebiet man sich hier überall befindet. Der Park umfasst u.a den Großteil des Osnabrücker Landes. 

Immer wieder stößt man auch auf Wanderwegweiser für die sog. TERRA.Tracks – Themenwanderwege unterschiedlichster Art, die meist als Rundwanderwege angelegt sind und eine gute Wandermöglichkeit für alle sind, die lieber Tagestouren machen: Hier geht’s zu meinem Artikel mit Wandertipps fürs Osnabrücker Land.

Nach dem Kammabschnitt folgt ein kurzes Stück durch einen Ort mit Landstraße, Bahngleisen und Autobahn, die es allesamt zu überqueren gilt. In Hilter gibt es eine Tankstelle (mit Sitzmöglichkeit, yay) und ein Restaurant. Ich entscheide mich natürlich stilecht für Spezi und Eis von der Tankstelle.

Hinter der Autobahn geht es – man ahnt es schon – wieder ein Stück bergauf auf den Bergkamm. Dort warten nochmal ein paar wirklich ganz besonders hübsche Wege, die stellenweise auch wieder durch ausladende Bärlauch-Felder führen.

Nach einem Abstieg in die Noller Schlucht verlasse ich den Hermannsweg, um hinunter in den Ort Dissen zu wandern. 


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Auf dem Hermannsweg hat mich der Hike Pack 32 von Tatonka begleitet. Mit seinen 32 Litern ist der für mich ideal für Mehrtagestouren mit Übernachtung in Unterkünften. Besonders angenehm ist dieser recht leichtgewichtigte Rucksack auch bei wärmeren Temperaturen, denn das belüftete Netzrückensystem bietet sehr guter Belüftung.


Etappe 5: Dissen – Halle (Westf.)

Distanz: 21,8 km
Höhenmeter: 670 m Anstieg, 610 m Abstieg
Verpflegung: Gaststätten am Luisenturm und an der Burg Ravensberg (beide nur am Wochenende geöffnet); Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten in Borgholzhausen (ca. halbe Strecke)
Unterkunft: Hotel Grünwalde (direkt am Hermannsweg, etwas oberhalb von Halle)
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Von Dissen geht es an meinem 5. Wandertag auf dem Hermannsweg erstmal wieder hinauf auf den Bergkamm. Dort angekommen wartet direkt eines der Highlights des Tages: Vom Fernsehturm auf der Steinegge mit Aussichtsplattform auf 25 m Höhe kann man sich das alles nämlich nun endlich auch mal von oben ansehen. Ein 360-Grad-Rundumblick über das Osnabrücker Land, den Teutoburger Wald und mehr. Richtig schön! 

Von der Steinegge aus geht es weiter über wunderschöne Waldpfade (für mich einer der schönsten Abschnitt der bisherigen Tour) dem nächsten Aussichtsturm entgegen. Jep – es gibt gleich zwei auf dieser Etappe. Der Luisenturm ist zwar ein paar Meter niedriger, hat dafür allerdings eine Gaststätte zu bieten (die aber nur am Wochenende geöffnet hat). Kurz vorher wandert man noch über den 307m hohen Hollandskopf. Heute dreht sich dort nur noch ein harmloses Windrad, zur Zeit des Kalten Krieges gab es hier eine Nato-Radarstation, um feindliche (sowjetische) Bomber zu erfassen. 

Hinter dem Luisenturm folgt der Abstieg nach Borgholzhausen. Mit dem nostalgischen Schulze Ladencafé gibt es hier eine wahre Institution in Sachen Lebkuchen-Handwerk. Der Hermannsweg dreht eine kleine Runde durch den Ort, bevor er diesen auf Feldwegen wieder verlässt und zur Burg Ravensberg aufsteigt. An der kleinen Burganlage aus dem 11. Jahrhundert lässt sich unter anderem noch der Wehrturm mit seinen dreißig Zinnen und die alte Ringmauer bewundern. Außerdem gibt es eine Gaststätte (geöffnet am Wochenende).

Von der Burg geht es auf Forstwegen und vorbei an einigen Teichen dem längsten (und letzten) Anstieg des Tages entgegen. Über den Rücken der Großen Egge (312m) wandert man mit bester Fernsicht auf das Etappenziel Halle (Westf.) hinzu. 

Etappe 6: Halle (Westf.) – Bielefeld

Distanz: 23,8 km
Höhenmeter: 720 m Anstieg, 630 m Abstieg
Verpflegung: verschiedene Einkehrmöglichkeiten in und rund um Bielefeld
Unterkunft: Bielefelder Berghotel (im Grünen gelegen; reichhaltiges All-you-can-eat Abendbuffet für ca. 20 EUR)
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Hätte ja irgendwie auch nicht gedacht, dass ich in diesem Leben mal nach Bielefeld komme! ;-) Aber der Hermannsweg hatte da andere Pläne… 

Die Etappe startet mit einem Anstieg zum Aussichtspunkt “Kaffeemühle” und vorbei an weiteren Relikten eines Landschaftsparks, der nach den Wünschen des Kaufmanns Hermann Hagedorn rund um 1800 angelegt wurde. Über den schmalen und aussichtsreichen Kammweg erreicht man die Ausläufer von Steinhagen, dann geht es weiter in Richtung Bielefeld. Kurz vor der Stadt führt der Hermannsweg durch den Tierpark Olderdissen, der ganzjährig geöffnet und kostenlos ist. Eingesperrte Tiere sind nicht so mein Fall, daher bin ich mit halb geschlossenen Augen durchgegangen. Aber der Biergarten sah dann doch zu verlockend aus, daher gab’s eine Mittagspause mit Blick auf Wisente…

Über den Winzer’schen Garten gelangt man am Johannisberg hinunter in die Altstadt von Bielefeld. Der Stadtbesuch fällt allerdings sehr kurz aus – außer natürlich man verlängert ihn. Die offizielle Hermannsweg-Etappe endet in Bielefeld, ich hab mir aber eine Unterkunft ein paar Kilometer weiter im Grünen gebucht. Daher geht es für mich hinauf zur Sparrenburg, einem der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, das oberhalb der Stadt thront. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und diente einst als Festung und Residenz der Bielefelder Grafen. Ruhig und waldreich sind die letzten Kilometer bis zu meinem Etappenziel. 

Etappe 7: Bielefeld – Augustdorf

Distanz: 20,4 km
Höhenmeter: 450 m Anstieg, 490 m Abstieg
Verpflegung: viel Auswahl in Oerlingshausen; verschiedene weitere Einkehrmöglichkeiten entlang des Weges (Öffnungszeiten beachten)
Unterkunft: Pension Dörenkrug (einfach, aber praktisch; ohne Frühstück, es gibt aber eine Gemeinschaftsküche mit Kaffee / Tee)
GPX: zur 7. Etappe auf Komoot


Nach einem kurzen Anstieg erreiche ich bald den “Eisernen Anton”, einer der wenigen Bismarck-Türme, der aus Metall gebaut wurde – wahrscheinlich anlässlich des 80. Geburtstags von Otto von Bismarck. Seit dem Jahr 1895 steht er also bereits dort auf dem Ebberg herum und wurde 2003 originalgetreu restauriert. Schon cool, auch wenn die Aussicht von dem Turm, der eher ein Türmchen ist, durchaus eher überschaubar ist, weil er kaum über die Bäume rundherum hinausragt. Sei’s drum!

Am Turm befindet sich auch ein Gedenkstein zum 100-jährigen Jubiläums des Hermannswegs. Mittlerweile ist er noch ein gutes Stück älter, denn der Weg wurde bereits im Jahr 1902 angelegt. Der Weg führt vom Eisernen Anton eine Weile aussichtsreich über den Kamm, dann durch Wald und zuletzt entlang von Wiesen bis ins schöne Städtchen Oerlinghausen mit seiner prominenten Kirche im Herzen der Altstadt. Hier gibt es zahlreiche Einkehr- und auch Einkaufsmöglichkeiten. Nach einer Mittagspause mit Sushi (klassisches Wanderer-Essen also) und Eis erklimme ich die nach der Pause besonders steil erscheinenden Stufen der Himmelsleiter auf den Rücken des Tönsberges. An dessen östlichem Ende wartet die Hünenkapelle, die Ruine einer mittelalterlichen Saalkirche, von der heute nur noch ein paar Mauerreste übrig sind. Von dort geht es größtenteils über Forstwege durch Wald bis zu meinem Etappenziel Augustdorf.

Etappe 8: Augustdorf – Horn-Bad Meinberg

Distanz: 21,6 km
Höhenmeter: 620 m Anstieg, 590 m Abstieg
Verpflegung: Einkehrmöglichkeit (u.a.) am Hermannsdenkmal sowie nahe der Externsteine (Felsenwirt)
Unterkunft: Hotel Rio (nicht schön, aber praktisch und günstig)
GPX: zur 8. Etappe auf Komoot


Und plötzlich ging doch alles ganz schnell: Der letzte Tag auf dem Hermannsweg ist da – und fährt nochmal ein paar ganz besondere Highlights auf. Schon nach wenigen Kilometern erreiche ich das Naturschutzgebiet Donoper Teich, ein schöner Waldsee umgeben von sumpfigem Quellgebiet. Dahinter streift man das Hiddeser Bent (Bent = torfhaltiges Moor), das letzte noch lebende Hangmoor im Teutoburger Wald.

Dann wartet der längere Anstieg hinauf zum Star des Hermannsweges: Hermann höchstpersönlich! Oder zumindest sein Abbild als Statue. Mit über 50 Metern Höhe ist das Hermannsdenkmal das höchste Denkmal Deutschlands und eines der meistbesuchte Ausflugsziele. Es soll an die Schlacht im Jahre 9 nach Christus erinnern, in der Hermann (bzw. Arminius) der Cherusker die übermächtige römische Armee besiegt hat. 1875 wurde es von Ernst von Bandel fertig gestellt.

Gerade erst Tag vor meinem Besuch wurde Hermann in ein neues Gewand gekleidet, um ein ähnlich historisch wertvolles Ereignis zu feiern: der Einzug von Arminia Bielefeld ins DFB-Pokal-Finale. (Bis ca. Anfang Juni soll er das Trikot wohl tragen.)

Rund ums Denkmal ist naturgemäß ganz schön was los, schon kurz dahinter bin ich aber wieder ziemlich einsam auf den Wanderwegen unterwegs. Rund elf Kilometer stehen mir nun noch bevor, bis ich die Externsteine und somit mein Ziel erreiche. Rund 40 Meter hoch ragen die Sandsteinfelsen quasi wie aus dem Nichts auf und sehen fast schon ein bisschen künstlich aus. Ein ziemlich beeindruckendes Naturphänomen, umringt von einem ausgedehnten Naturschutzgebiet, in dem es im Herbst dank der vielen Blaubeersträucher besonders schön sein muss.

Die Steine wurden im Laufe der Zeit vielfach von Menschen genutzt und verändert. So gibt es dort zum Beispiel ein offenes Felsengrab, Grotten, eine Altarnische und ein in den Fels geschlagenes Kreuzabnahmerelief – letztes stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert und ist eines der bedeutendsten Zeugnisse seiner Art in ganz Nordwest-Europa.

Auch Treppen und Plattformen zieren die Steine – für 4 Euro kann man sich ein Ticket kaufen und sie besteigen. Meine letzte (und durchaus lohnende) Amtshandlung auf dem Hermannsweg, bevor ich zu meiner nahegelegenen Unterkunft in Horn-Bad Meinberg wandere.

Genau genommen endet der Hermannsweg erst ein paar Kilometer später. Von den Externsteinen führt er noch durchs schöne Silberbachtal, anschließend auf den 441 m hohen Lippischen Velmerstot, den zweithöchsten Gipfel im Eggegebirge und weiter in den dahinter gelegenen  kleinen Ort Leopoldstal. Auf dem Velmerstot geht der Hermannsweg zudem als Teil der Hermanshöhen (= Hermannsweg + Eggeweg) in den Eggeweg über, der auf weiteren 70 Kilometern in Richtung Süden führt. 

Mein Fazit zum Hermannsweg

Zugegeben: Es hat schon ein Weilchen gedauert, bis ich mit dem Hermannsweg wirklich warm geworden bin. Man wandert doch sehr viel durch Wald (wenn auch durch ziemlich schönen), selbst ein einfacher Feldweg fühlt sich auf manchen Etappen schon nach Abwechslung an. Und man wandert auch viel auf eher breiteren Wegen, der Pfad-Anteil ist vergleichsweise klein. Dann war da auch noch relativ viel Trubel auf meinen ersten Etappen (die auf ein sonniges Wochenende fielen)… so vollends überzeugt war ich zu Beginn nicht.

Tatsächlich ist er mir dann aber mit jedem Tag mehr ans Herz gewachsen, der Hermannsweg. Nicht zuletzt, weil der seinem Ruf als Kammweg wirklich alle Ehre macht. Und weil dieser Kamm des Teutoburger Waldes schon was Besonderes ist: Oft schmal und ohne viele Hügel drumherum. Irgendwie fühlt man sich dort oben wie in einer eigenen Welt, während man auf “die andere Welt” links und rechts herabblickt. An schönen Aussichten mangelt es nicht, der Weg verläuft recht naturnah und die Einkehrmöglichkeit kommt irgendwie immer genau zur richtigen Tageszeit. Es liegen auch ein paar nette und einladende Orte am Wegesrand, vor allem aber wandert man wirklich viel durchs Grüne.

Dabei nimmt man durchaus einige Höhenmeter mit, aber mit insg. rund 3.500 hm auf 160 km hält es sich doch in Grenzen. Und die Anstiege sind nur vereinzelt etwas steiler, nie besonders lang. Das macht den Hermannsweg nicht zuletzt zum perfekten Einsteiger- und Frühjahrs-Wanderweg. 

Alles in allem ist der Hermannsweg für mich ein gutes Beispiel dafür, dass ein Weitwanderweg oft mehr ist als die Summe seiner Etappen. Und dass man manchmal mit so einem Weg ein bisschen zusammenwachsen muss. Am Ende dachte mir ich dort oben auf den Externsteinen: “Och, so ein paar Tage hätte ich hier schon noch machen können.” Und eigentlich gibt es ja kein größeres Kompliment für eine Wanderung.

Hermannsweg: Infos und Tipps

Für alle, die auch gern mal einige Tage zu Fuß durch den Teutoburger Wald streifen möchten, folgen hier noch ein paar Tipps für die Wanderplanung.

An- und Abreise

Start ist am Bahnhof in Rheine im Münsterland, erreichbar z.B. über Osnabrück oder sogar als Direktverbindung (u.a.) ab Berlin. Der Bahnhof Leopoldstal bei Horn-Bad Meinberg, Abreise per RB72 über Herford bzw. Paderborn. Horn-Bad Meinberg bzw. Leopoldstal liegen beide an der Strecke des RB72 (Verbindung nach Herford bzw. Paderborn).

Anforderungen

Für eine Mittelgebirgstour fällt der Hermannsweg recht harmlos aus. Es kommen zwar einige Höhenmeter zusammen, allerdings sind die Anstiege bis auf wenige Ausnahmen nie sonderlich lang oder steil. Auch führt die Route meist über breitere Wege, sodass nicht allzu viel Trittsicherheit erforderlich ist. Die Infrastruktur ist ebenfalls gut, daher handelt es sich nicht zuletzt um einen hervorragenden Weg für Einsteiger oder den Saison-Beginn. Der Hermannsweg ist in beide Richtungen durchgängig mit einem weißen „H“ auf schwarzen Grund sowie meist auch dem Schriftzug Hermannshöhen markiert.

Hermannsweg mit Hund

Auch mit Hund ist der Hermannsweg gut zu wandern, zumal die Wege oft schattig sind.  Es gibt ausreichend hundefreundliche Unterkünfte entlang des Weges.

Hermannsweg mit Zelt

Es gibt einige Campingplätze direkt bzw. relativ nah am Hermannsweg, eine komplette Zelttour ist aber nicht sinnvoll machbar. 

Mehr Informationen


Warst du auch schon mal auf dem Hermannsweg / den Hermannshöhen unterwegs oder hast du noch Fragen zur Tour? Hinterlass gern unten einen Kommentar!

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