Irland ist nicht nur das Land der Schafe, das Land der Grüntone und das Land des Guiness – Irland ist auch das Land der Klippen! Klar, dass da so einige Klippen daher kommen und von sich behaupten, die schönsten, tollsten oder gar größten zu sein. Aber wie so oft im Leben: Die, die am lautesten schreien, haben nicht automatisch auch am meisten zu sagen.

Dabei sind es ja eigentlich gar nicht die Klippen, die schreien, sondern die Tourismusämter und Reiseveranstalter. Und das führt dazu, dass diejenigen unter den Klippen, die eigentlich durchaus das Zeug zur Nummer 1 in diesem Artikel hätten, dank Parkgebühren, asphaltierten Wegen und Reisebussen voller Touristen noch nicht mal mehr in die Vorauswahl kommen.

Aber es gibt auch die anderen, die leisen, die nicht schreien müssen, weil sie keinen Motorenlärm und keine Menschenmassen übertonen müssen. Die nicht fälschlicherweise als höchste Klippen Europas vermarktet werden müssen, weil sie einfach die höchsten Klippen Irlands und Europas sind*.

Vergiss die Cliffs of Moher, vergiss die Cliffs of Kerry: Hier kommen die Klippen von Achill Island!

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Die Steilklippen von Achill sind der nördliche Ausläufer des Croaghaun Mountain (668 m), weshalb sie auch unter dem Namen Cliffs of Croaghaun bekannt sind. Und wer von diesen Klippen tief hinunter in die tosende See schauen möchte, der muss  auch etwas dafür tun. Auf die Klippen von Achill führt nämlich nur ein relativ steiler Grashang, ganz ohne ausgewiesenen Weg. Und allein schon dafür liebe ich sie.

Jetzt ahnst Du vermutlich auch schon, warum die Klippen auf Achill Island den ersten Platz bei meinem kleinen, Fräulein Draußen-internen Wettbewerb belegt haben: Sie sind groß, sie sind schön, sie sind wild und sie sind ungezähmt! Keine Straße führt hinauf – und kein Zaun hindert am hinabstürzen. Kein Reisebus passt auf die kleine Straße, die sich zur Keem Bay an das untere Ende der Klippen schlängelt. Kein Kiosk verkauft Kaffee und Wassereis.

Die Klippen von Achill sind ganz einfach so, wie es sich für anständige Klippen gehört. Und dort oben am Rand zu sitzen, zuzusehen wie immer wieder Nebelschwaden vom Meer heraufziehen und die Klippen einhüllen, die kleinen Boote weit unten auf dem Meer zu beobachten, während man keine Menschenseele sieht oder hört, das ist einer dieser Reisemomente, die man so schnell nicht wieder vergisst.

Blick von den Klippen auf Achill Island ins Meer

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Achill HEad

Achill Island im County Mayo ist die größte Insel Irlands und über eine kleine Brücke mit dem Festland verbunden. Bekannt wurde die Insel unter anderem durch Heinrich Böll, der die Insel während seiner Urlaube öfter besuchte und dort sogar ein Haus kaufte.

Neben Ruinen, Schafen, einer schönen Küstenstraße und viel irischem Charme hat Achill vor allem eins zu bieten: einen der schönsten Strände Irlands (Keem Bay) und eben jene verdammt hohe Klippen!

Keem Bay

Ruine auf Achill Island

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Wanderung: Die Klippen von Achill und Croaghaun Mountain

Eine Besteigung des Croaghaun lässt sich ganz wunderbar mit einer ausgedehnten Wanderung über die gesamte Länge der Klippen von Achill verbinden. Start ist am Parkplatz der Keem Bay – es geht steil nach oben über den Grashang bis ganz zum südlichen Ende der Klippen. Von hier aus läuft man weiter weglos bzw. auf einem leicht ausgetreten Weg immer an den Klippen entlang mit, wenn man möchte, schwindelerregenden Blicken in die Tiefe. Bis zum Beginn des Achill Head, wo die Klippen über eine lange Nase langsam auslaufen und im Meer enden.. Nach dem Abstieg in eine Senke, von der aus man weitere großartige Ausblicke auf weitere felsige Ausläufer des Croaghaun hat, steigt man langsam aber stetig bis zum Gipfel auf 668m empor. Auf dem Rückweg geht es an ein paar wunderbar dramatisch gelegenen Loughs (kleinen Seen) vorbei zurück zum Ausgangspunkt.

Mein Erfahrungswert beschränkt sich leider auf die Klippen und den Fuß des Croaghaun, da der Berg ziemlich vom Nebel eingehüllt war und den ganzen Tag auch nicht mehr herauskommen wollte. Wenn Du den Berg auslassen willst, gehst Du einfach den selben Weg, hinunter in die Senke und bis zum Fuß des Croaghaun und dann querfeldein wieder Richtung Parkplatz.

Die detaillierte Beschreibung zu dieser Wanderung findest Du im Buch Connemara & Mayo: Mountain, Coastal & Island Walks: A Walking Guide (Werbelink), welches ich Dir wärmstens empfehlen kann, falls Du Connemara und Mayo zu Fuß erkunden willst. (Und das solltest Du unbedingt tun.) Meine Wanderung in den Twelve Bens in Connemara war neben den Klippen von Achill eines meiner absoluten Irland-Highlights.

Dauer: 7 Stunden
Distanz: 14.3 km
Höhenmeter: 1.169m

Kartenmaterial: OS Discovery 30

Übernachtungstipp: Lavelle’s Caravan und Camping Park – Zelten kann man hier hinter eine Düne mit Blick auf’s Meer und abseits der Wohnmobile & Co.

Wanderung auf den Croaghaun


*Hier sei angemerkt, dass die Frage, welche denn nun wirklich die höchsten Klippen Irlands und Europas sind, immer noch nicht so ganz geklärt ist. Die Indizien sprechen aber für die Klippen auf Achill. Die Cliffs of Moher sind es jedenfalls mal definitiv nicht! Aber ist ja eigentlich auch egal. Slieve League dürften zumindest auf Irland wohl die zweithöchsten sein. Die sind übrigens vom Tourismus auch noch relativ unberührt, ähnlich schön und imposant und damit ein guter Kompromiss, falls Du es nicht nach Achill Island schaffen solltest.


Susi von Black Dots White Spots hat auch mal ein paar der Klippen in Irland einem kleinen Test unterzogen. Hier geht’s zu ihrem Ergebnis… 

Caro und Martin von We Travel The World waren für ihre Flitterwochen in Irland unterwegs und haben zuvor ein paar Blogger zu ihren Irland-Highlights befragt. Ich war auch dabei. Hier geht’s zu den gesammelten Insider-Tipps für Irland.


Welches sind Deine Lieblingsklippen in Irland? Warst Du auch schon mal auch Achill Island und hast die Klippen dort mit eigenen Augen bewundern können? Erzähl’s mir im Kommentarfeld! 

13 Comments

  1. Herrlich! Die Klippen von Achill Island hattest du mir ja im letzten Jahr schon empfohlen (oder werfe ich die Empfehlungen verschiedener Leute wieder durcheinander?). Whatever, die Bilder sind beeindruckend! Hin, hin, hin – sobald möglich jedenfalls….
    Die Cliffs of Moher habe ich nur vom Meer aus gesehen, auf der Rückfahrt von den Aran Islands gings dran vorbei, das war aber sehr schön. Sehr schöne und nicht überlaufende Klippen findest auch bei Loop’s Head, plus den Leuchtturm samt kleinem Museum sollte man dann auch noch besuchen. Irgendwann findet der Bericht auch noch seinen Weg in meinen Blog :-)

    • Fräulein Draußen Reply

      Ja, ich glaub das war ich :)

      Ohja, vom Meer aus sind so große Klippen auch immer toll. Wahrscheinlich sogar noch toller?! Am Loop Head war ich nicht… freu mich auf Deinen Bericht!

      Viele Grüße
      Kathrin

  2. Wunderschöne Fotos!
    Da bekomm ich richtige Irland-Lust ;-)
    Liebe Grüße aus dem Norden,
    rike

  3. Nicht, daß es wichtig wäre – aber ich werfe mal die Klippen des Ennibergs/Färöer ins Rennen um die
    höchsten Klippen Europas (712m).

  4. Pingback: Meine Lieblingsfundstücke im Mai 2015 - soschy on tour

  5. Liebe Kathrin, ja, die Klippen von Achill sind schon etwas Besonderes. Absolut! Egal, ob sie nun höher als Slieve League sind oder nicht. Was in letzter Zeit klar geworden ist, ist, dass Achill Island, das ja am Wild Atlantic Way liegt, Geld für einen Signature Point in Keem bekommt. Es gibt einen Plan, der vorsieht, dass man am Moyteoge Head, einer 200 m hohen Klippe an der Keem Bay, einen gläsernen Ausguck baut, der etwas über die Klippen hängt, damit diejenigen, die auf den Berg gehen, nach unten direkt ins Wasser gucken können. Der Plan ist umstritten. Viele, die nicht “Eingeborene” sind, finden den Plan absolut idiotisch, nimmt man doch der Ort seinen natürlichen Charme. Viele locals hingegen sind dafür, weil es Touristen auf die Insel bringt. Leider ist das Geld ortsgebunden. Kein Ausguck, kein Geld. Ganz schön doof. Das Projekt wurde den Inselbewohnern letzten Monat vorgestellt. Noch ist nichts entschieden. Ich hoffe, dass dieser Ausguck nicht kommt. Mir gefällt es “natürlich” am besten!

    • Fräulein Draußen Reply

      Hallo Kerstin,

      ohje, das klingt gruselig :-( Natürlich ist das immer ein zweischneidiges Schwert (Tourismus, der Geld in die Kassen spült vs. unberührte Natur), aber das wär echt ne Nummer “too much”. Ich hoffe mit Dir :(

      Viele Grüße
      Kathrin

  6. Sehr schön – ich glaube, die Klippen von Achill Island muss ich auch mal einem Test unterziehen! ;-)

    Irland hat tatsächlich tolles Klippen-Potenzial. Ich empfehle jedenfalls nach wie vor Slieve League in Donegal (und der Wanderweg dort, oben auf den Klippen), und die Westküste der Aran Islands (Inis Mor) – das eisenzeitliche Fort mit dem Ringwall oberhalb der 100 m hohen Steilküste war schon spektakulär (und menschenleer!). Die zur Steilküste offene Seite erinnerte mich an die Sky Cells / Sky Doors von Eyrie in Game of Thrones…

    • Fräulein Draußen Reply

      Hey Susi,

      ohja, Slieve League ist definitiv auch großartig! Auf die Aran Islands hab ich’s leider nicht geschafft :-( Die irischen (und schottischen) Inseln stehen aber definitiv noch auf der Liste!! Das mit dem Fort auf der Steilküste klingt ziemlich cool.

      Viele Grüße
      Kathrin

  7. ….habe auch schon die Cliffs of Moher und die von Kerry besucht – großartig, aber Kap Enniberg auf den Färöer Inseln ist mit seinen 750 m noch eine Nummer höher (wie schon von jemand angemerkt) Aber das höchste Seecliff in Europa steht in Norwegen, der Hornelen an der Westküste, in der Nähe von Måløy, ragt ganze 860 m gen Himmel. Allesamt sind sie fantastische Naturerlebnisse, egal wie hoch sie sind, das spielt eigentlich keine Rolle. Man sollte sie nur mit dem nötigen Respekt und Vorsicht erwandern.

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